Der Dax ist nicht zu bremsen: Langsam hat sich der deutsche Leitindex am Donnerstag Richtung Rekordmarke vorgearbeitet. Die Europäische Zentralbank (EZB) ließ ihren Leitzins von derzeit 0,05 Prozent erwartungsgemäß unverändert. Der Dax lag nach der Entscheidung 0,4 Prozent höher bei 10.014 Punkten und war damit weniger als 40 Stellen von seinem Allzeithoch enfernt.

Anleger warten nun darauf, ob EZB-Chef Mario Draghi die Märkte im Anschluss an die Entscheidung auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik im Euro-Raum vorbereiten wird. Mit einem "großen Paukenschlag", zu dem ein breit angelegtes Staatsanleihe-Kaufprogramm gehören könnte, rechnen die meisten allerdings nicht mehr in diesem Jahr. Dennoch treibt die Hoffnung auf weitere Geldspritzen der großen Notenbanken die Kurse. "Die Liquidität die das schaffen würde, zusammen mit der Geldflut aus Japan, wird die straffere US-Geldpolitik teilweise ausgleichen", sagte BNP-Analyst Patrick Mange. "Es wird mehr Volatilität geben, aber weltweit sind Aktien ziemlich attraktiv im Vergleich zu Staatsanleihen."

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KONJUNKTUR-ZUVERSICHT DER FED ERMUNTERT

Nach Einschätzung von Börsianern dürften schon Hinweise darauf, wann mit einer weiteren Lockerung der Geldpolitik zu rechnen ist, für ordentlich Bewegung am Markt sorgen. "Neue Rekordmarken wären dann ganz schnell drin," sagte ein Händler. Der Euro fiel bereits vor dem EZB-Entscheid zeitweise unter die Marke von 1,23 Dollar und notierte mit 1,2294 Dollar auf dem tiefsten Stand seit August 2012. Der EuroStoxx50 legte 0,4 Prozent zu.

Für Auftrieb im Dax sorgten auch die zuversichtlichen Töne der US-Notenbank Fed zur konjunkturellen Entwicklung. Die US-Wirtschaft habe im Oktober und November zugelegt, hieß es in dem am Mittwochabend veröffentlichten Fed-Bericht. Experten erwarten trotz des Aufschwungs jedoch nicht, dass die US-Notenbank vor September 2015 an der Zinsschraube dreht.

Konjunkturabhängige Werte aus der Automobilbranche zählten am Donnerstag zu den Favoriten im Dax. Daimler, VW und Conti legten jeweils rund 1,6 Prozent zu. Spitzenreiter im Dax waren erneut die Papiere von Infineon, die um bis zu 2,6 Prozent auf 8,36 Euro stiegen. Bereits am Vortag hatten die Titel dank optimistischen Tönen des US-Konkurrenten Microchip mehr als drei Prozent zugelegt.

Airline-Aktien standen im Fokus, nachdem Europas größter Billigflieger Ryanair seine Gewinnprognose abermals nach oben schraubte. Die Titel stiegen um bis zu 9,9 Prozent auf ein Rekordhoch von 9,58 Euro. Lufthansa gehörten mit einem Plus von 1,6 Prozent zu den größten Gewinnern im Dax - obwohl die Airline von einem neuen Pilotenstreik betroffen ist. Easyjet und Air France-KLM legten rund zwei und ein Prozent zu.

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TUI TRAVEL ÜBERRASCHT MIT KRÄFTIGEM GEWINNPLUS

Ebenfalls nach oben ging es für die Aktien von TUI Travel, die sich in London um vier Prozent verteuerten. Der britische Reiseanbieter zieht mit einem überraschend kräftigen Gewinnplus in die Fusion mit der deutschen Mutter TUI. TUI waren mit einem Plus von mehr als drei Prozent einer der größten MDax -Gewinner. Bis Ende des Jahres soll die Verschmelzung von TUI Travel mit dem Mutterkonzern aus Hannover vollzogen werden. Dadurch entsteht der größte Reisekonzern der Welt.

Für Enttäuschung sorgte der neue Kuka -Großaktionär Voith, der sich mit einer Beteiligung von 25,1 Prozent zufriedengibt. Im MDax fielen die Titel des Roboterbauers um 3,4 Prozent.

Reuters