Die krisengeschüttelte Deutsche Bank hat mit den endgültigen Zahlen für das zweite Quartal nicht mehr besonders überzeugt. Unter dem Strich sank der Gewinn des Geldhauses auf 401 Millionen Euro - 14 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Aber: Im ersten Quartal des laufenden Jahres waren nur 120 Millionen Euro geblieben. Zudem hatten Analysten mit deutlich weniger gerechnet. Der DAX-Konzern erzielte, wie bereits seit vergangener Woche bekannt, einen Vorsteuergewinn von 711 Millionen Euro und übertraf damit ebenfalls die Markterwartungen.

Der neue Chef des Geldinstitutes, Christian Sewing, zeigte sich zufrieden mit den Monaten April bis Juni. "Im zweiten Quartal haben wir den Umbau unserer Bank erheblich beschleunigt und gleichzeitig unter Beweis stellen können, wie stabil unser Geschäft weltweit ist."

Im Fokus bei der Deutschen Bank steht der Abbau der hohen Kosten. Auf Jahressicht gingen die bereinigten Kosten um ein Prozent auf 5,6 Milliarden Euro zurück. Der Zusammenschluss des Privat- und Firmenkundengeschäfts mit der Tochter Postbank sei planmäßig abgeschlossen worden, sagte der Bankchef. "Es gibt aber noch viel zu tun", räumte er ein.

Die einstige Paradedisziplin der Frankfurter, der Anleihenhandel, schwächelte auch im zweiten Quartal weiter. Die Erträge gingen um 17 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro zurück. Bei dem Geschäft mit Aktien sanken die Erträge um sechs Prozent auf rund eine halbe Milliarde Euro.

Auch aus der Vermögensverwaltungs-Sparte, die bisher als Ertragsperle der Deutschen Bank gegolten hat, gibt es schlechte Nachrichten. Die Kunden Fondstochter DWS zogen im zweiten Quartal erneut Milliarden ab. Im Privatkundengeschäft gingen die Erträge ebenfalls um ein Prozent auf rund 2,5 Milliarden Euro zurück.

Für 2018 erwartet die Deutsche Bank weiterhin, dass die Erträge stabil bleiben. Im Vorjahr hatte das Geldhaus 26,4 Milliarden Euro eingenommen, was ein Minus von zwölf Prozent war. Zudem geht der neue Chef weiterhin davon aus, dass die bereinigten Kosten auf 23 Milliarden Euro zurückgehen werden.

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Einschätzung der Redaktion



Anleger zeigten sich am Mittwoch von den Zahlen wenig beeindruckt. Für den Kurs ging es um zeitweise rund 1,4 Prozent nach unten. Als der DAX-Konzern bereits vor gut einer Woche die Eckdaten veröffentlicht hatte, hatte die Aktie bereits deutlich angezogen.

Gute Nachrichten gab es vom Umbau, die Bank scheint hier voranzukommen. Wie geplant sinkt die Zahl der Stellen und soll Ende 2019 bei deutlich unter weltweit 90.000 liegen. Der Stellenabbau könnte das Geldhaus zudem weniger als die ursprünglich veranschlagten 800 Millionen Euro kosten, sagte Finanzchef James von Moltke.

Ob die jüngsten Zahlen jetzt die Trendwende für die Deutsche Bank darstellen, ist fraglich. Angesichts der vielen Baustellen im Konzern ist ein Ende der Abwärtsspirale noch nicht in Sicht.

Charttechnisch ist das Papier weiter angeschlagen. Den Sprung über den Widerstand bei 10,50 Euro schaffte der Kurs bislang nicht. Und es droht weiteres Ungemach: Durch den massiven Kursrückgang von mehr als 30 Prozent seit Jahresbeginn besteht die Gefahr, dass die Deutsche Bank im September aus dem europäischen Leidindex Euro Stoxx fällt. Dann müssen viele Fonds - insbesondere börsengehandelte Indexfonds (ETFs) - das Papier verkaufen.

Empfehlung: Beobachten.
Kursziel: 12,00 Euro
Stoppkurs: 8,70 Euro