Der Anstieg der Ölpreise hat an den europäischen Aktienmärkten für Optimismus gesorgt. Dax und EuroStoxx50 kletterte um jeweils rund zwei Prozent auf 9315 und 2881 Punkte. Spekulation auf eine Begrenzung der weltweiten Ölförderung trieb den Preis für die richtungsweisende Sorte Brent zeitweise um mehr als vier Prozent in die Höhe. Einen schwarzen Tag erlebte dagegen RWE : Die Aktien des Versorgers verbuchten wegen milliardenschwerer Abschreibungen und einer gestrichenen Dividende den größten Tagesverlust seit mehr als 18 Jahren. Sie fielen in der Spitze um 14,3 Prozent auf 10,11 Euro.

Am Ölmarkt richteten sich alle Augen auf den Iran: Russland geht einem Medienbericht zufolge davon aus, dass sich das Land dem Abkommen zur Deckelung der Ölfördermengen anschließen wird. Die Förderländer Russland, Saudi-Arabien, Katar und Venezuela hatten sich am Dienstag darauf verständigt, die Produktion auf dem Januar-Niveau einzufrieren. Das Abkommen von Doha greift aber nur, wenn auch andere große Öl-Länder mitmachen. An diesem Mittwoch wollten die Ölminister Venezuelas und des Irak in Teheran mit ihrem iranischen Kollegen über eine Förderbegrenzung beraten, um den seit Monaten anhaltenden Ölpreisverfall zu stoppen.

"Im Grunde sind niedrige Energiepreise ja positiv für die Industrienationen", sagte ein Börsianer. Aber derzeit spielten andere Faktoren die entscheidende Rolle: Anleger werteten den rasanten Kursverfall der Rohstoffe als Zeichen für eine Abkühlung der Weltwirtschaft. "Außerdem brechen Förderländern die Staatseinnahmen weg. Damit sinkt die Nachfrage aus diesen Staaten nach europäischen Waren."

Am Mittwoch verteuerte sich das Nordsee-Öl Brent um bis zu vier Prozent auf 33,49 Dollar je Fass. WTI wurde mit 29,97 Dollar je Barrel in der Spitze 3,2 Prozent höher gehandelt. An der Wall Street zeichnete sich eine positive Eröffnung ab. Zuletzt hatten viele Anleger befürchtet, der niedrige Ölpreis könnte viele US-Ölfirmen in den Abgrund ziehen und damit den Geldhäusern milliardenschwere Kredit-Verluste einbrocken.



Auf seite 2: RWE ZAHLT ERSTMALS SEIT 1950ER JAHREN KEINE DIVIDENDE





RWE ZAHLT ERSTMALS SEIT 1950ER JAHREN KEINE DIVIDENDE



Konzernchef Peter Terium will Haltern von Stammaktien für 2015 keine Dividende zahlen, Inhaber von stimmrechtslosen Vorzugspapieren sollen 13 Cent je Anteilsschein bekommen. "Dies ist ein verheerendes Signal, ein schlechteres kann man nicht senden", sagte ein Händler. Es ist das erste Mal seit den 1950er-Jahren, dass die Dividende bei RWE ausfällt. Seit Jahresbeginn ist der RWE-Kurs um zwölf Prozent gefallen, die Titel des Rivalen E.ON verloren rund zwei Prozent an Wert. Am Mittwoch notierten sie ein Prozent schwächer.

Unter den Einzelwerten am deutschen Aktienmarkt sorgten auch Beiersdorf für Gesprächsstoff. Der Kosmetikkonzern steigerte den Gewinn im abgelaufenen Geschäftsjahr, enttäuschte jedoch mit seinem Ausblick. Die Aktien fielen um bis zu 3,7 Prozent auf 78,51 Euro. DZ-Bank-Analyst Thomas Maul merkte an, dass die Markterwartungen zwar etwas optimistischer seien als die Unternehmensprognosen für 2016. "Allerdings sollte man berücksichtigen, dass Beiersdorf dazu neigt, konservative Ziele auszugeben", schrieb er in einer Kurzstudie.

ÜBERRASCHEND HOHER QUARTALSGEWINN TREIBT CREDIT AGRICOLE



In Paris legten Credit Agricole mehr als 14 Prozent zu. Die französische Großbank steigerte den Quartalsgewinn überraschend stark um 28 Prozent auf 882 Millionen Euro. Außerdem will das Institut die von Anlegern und Aufsehern als zu komplex kritisierte Eigentümerstruktur vereinfachen.

Für Kauflaune sorgte auch der Minenkonzern Glencore, dessen Aktien verteuerten sich um 9,4 Prozent. Das Unternehmen erhielt von Banken Zusagen für einen neuen Kreditrahmen im Gesamtvolumen von 8,4 Milliarden Dollar.

Reuters