Virgin Galactic auf die Schwarze Liste zu setzen, wie Sie es in Ausgabe 25/2021 getan haben - uff, eine verdammt mutige Entscheidung. Ich hätte als Redakteur so etwas nicht riskiert. Wenn man sich mit einer Verkaufsempfehlung irrt, ist das eine Sache. Das kann in Ihrer Branche durchaus passieren (wenn es nicht zu oft geschieht). Aber: Um Rufmord an einer Gesellschaft zu begehen, die fast schon Kultstatus besitzt, muss man sehr, sehr starke Argumente haben.

Börse ONLINE: Rufmord ist ganz bestimmt nicht unsere Intention. Aber: Immer wenn die Erwartungen extrem von der Realität abweichen, besteht die Gefahr hoher Verluste. Wir denken, dass wir Anleger darüber aufklären sollten, wenn wir so einen Fall sehen. Die Aktie von Virgin Galactic ist vor allem durch das Engagement von Cathie Wood einem breiten Publikum bekannt geworden. Ihre Firma Ark Invest hat einen Space-Fonds, in den die Aktie aufgenommen wurde. Das Unternehmen hat aber bisher die Erwartungen nicht erfüllt. Es ist in der Entwicklung weit hinter Blue Origin und SpaceX zurück. Die Technologie scheint veraltet zu sein und auch nicht frei von Unfallgefahren. Die Firma verbraucht Geld, und es ist nicht absehbar, wann es zu einer Selbstfinanzierung durch das operative Geschäft kommen kann. Wir müssen davon ausgehen, dass Virgin in den kommenden zwölf Monaten niemanden in den Weltraum bringt, Blue Origin und SpaceX aber schon. Wenn es so kommt, mit wem werden die Leute dann fliegen wollen? Natürlich kann man hoffen, dass das Unternehmen eine Kapitalerhöhung durchziehen und sich so weiterhin finanzieren kann. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass die Aktie abstürzt, bevor die Flüge überhaupt gestartet werden, ist hoch.