Das Virus ist noch nicht besiegt. Mit fallenden Temperaturen auf der Nordhalbkugel steigt die Zahl der Covid-Fälle wieder an. Die Nachfrage nach Impfstoff ist ungebrochen: Beim amerikanischen Pharmariesen Pfizer, der mit seinem deutschen Partner Biontech einen der erfolgreichsten Impfstoffe herstellt, läuft die Produktion auf Hochtouren. Die Lieferung von 2,3 Milliarden Dosen des Wirkstoffs Comirnaty sind für das laufende Jahr bereits zugesagt. 2022 dürfte die Kapazität auf vier Milliarden steigen, berichtet Pfizer. Die noch immer hohe Nachfrage schlägt sich positiv in der Konzernbilanz nieder: Pfizer erwartet für das laufende Geschäftsjahr jetzt 36 Milliarden Dollar Umsatz allein mit dem Vakzin. Die neue Prognose liegt zweieinhalb Milliarden Dollar über der alten Zielmarke.

Auch die Quartalsergebnisse sind beeindruckend: Mit 1,34 Dollar bereinigtem Gewinn je Aktie lag Pfizer fast ein Viertel über der Konsenserwartung der Wall Street. Das zeigt, dass viele Finanzprofis die Dynamik des Geschäfts unterschätzen. Netto verdiente Pfizer im Quartal über acht Milliarden Dollar.

Aus Sicht der Börse besonders wichtig sind die längerfristigen Aussichten des 1849 vom deutschen Einwanderer Karl "Charles" Pfizer gegründeten Konzerns. Die aktuelle Annahme ist, dass 2021 der Höhepunkt im Impfstoffgeschäft erreicht ist. Etwa 44 Prozent des Konzernumsatzes dürften dann von Comirnaty stammen. Und danach? Pfizer selbst geht in seiner Prognose davon aus, dass der Umsatz mit dem wichtigsten Produkt im kommenden Jahr auf 29 Milliarden Dollar sinkt. Das wäre deutlich mehr als die laut Bloomberg-Konsens von Analysten zuletzt eingeplanten 23 Milliarden Dollar.

Die anderen Geschäfte

Nur eine Nebenrolle spielt derzeit das eigentliche Hauptgeschäft von Pfizer, die Entwicklung von Medikamenten. Rechnet man den Impfstoff aus der aktuellen Bilanz heraus, wuchs der Produktumsatz bei Pfizer im Quartal um sieben Prozent. Für das Gesamtjahr soll dieser Bereich bis zu 46 Milliarden Dollar umsetzen.

In der Produktentwicklung gab es zuletzt allerdings Rückschläge. So musste der Konzern sein Anti-Raucher-Medikament Chantix wegen möglicher Nebenwirkungen vom Markt nehmen. Bei einer Pille zur Behandlung von Covid werden im vierten Quartal Ergebnisse aus der klinischen Erprobung erwartet. Allerdings hat der Konkurrent Merck & Co. mit seinem Konkurrenzprodukt bereits einen zeitlichen Vorsprung.

Der Druck auf das Management steigt, die Pipeline aufzufüllen. Im August meldete Pfizer die Komplettübernahme der auf Krebsmedikamente spezialisierten Firma Trillium Therapeutics. Pfizers Onkologie-Portfolio umfasst zwei Dutzend zugelassene Medikamente, die im laufenden Jahr zusammen rund 12,5 Milliarden Umsatz beisteuern und damit nach dem durch Comirnaty aufgepumpten Impfstoffgeschäft der zweitgrößte Bereich sein dürften.

Durch den gefüllten Medizinschrank unterscheidet sich das Profil der Pfizer-Aktie deutlich von dem des Kooperationspartners Biontech. Die Aktie von Pfizer ist dadurch als Investment konservativer als das Biontech-Papier.

Zugleich zahlt Pfizer seit mittlerweile 331 Quartalen Dividende. Aktuell liegt die Quartalsausschüttung bei 39 US-Cent je Aktie. Ab März dürfte der Betrag laut Bloomberg-Schätzung auf 42 US-Cent steigen. Die Pfizer-Aktie kommt damit auf mehr als dreieinhalb Prozent Dividendenrendite.

Umschwung: Das Geschäft mit dem Covid-Impfstoff läuft besser als erwartet. Das verschafft der Aktie neue Möglichkeiten.

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