Schweden rockt. Einstmals stand das Land für Abba, Pippi Langstrumpf, Ikea und sonst für nicht viel. Heute verbindet man damit eine ganze Reihe global ausgerichteter und erfolgreicher Unternehmen wie ABB, Ericsson, Hennes & Mauritz (H & M) oder Volvo.

Der größten Volkswirtschaft Skandinaviens geht es gut. Dies liegt auch daran, dass das stark exportorientierte Land die Folgen der Finanzkrise in Europa gemeistert hat. Im vergangenen Jahr lag das Wirtschaftswachstum bei 3,2 Prozent, in diesem Jahr sollen es laut der rot-grünen Regierung 3,1 Prozent werden. Strukturelle Stärken der Volkswirtschaft sind die hohe Erwerbsbeteiligung der Frauen, das gute Ausbildungsniveau, die starke Investitionsbereitschaft in Humankapital, Forschung und Entwicklung sowie die moderate Besteuerung von Unternehmen. Eine Schwäche ist hingegen das hohe Preisniveau, das unter anderem durch die Marktmacht weniger Firmen (vor allem in der Bau- und Lebensmittelbranche) und staatlicher Monopole (Alkohol) bedingt ist.

Am Aktienmarkt jedenfalls läuft es rund. Der schwedische Leitindex OMX Stockholm, der die 30 größten Titel enthält, legte in den vergangenen zwölf Monaten um gut 20 Prozent zu - damit liegt Schweden im europäischen Vergleich auf einem der vorderen Plätze.

Laster fahren vorneweg



Mit rund 70 Prozent Plus die beste Performance in dieser Zeit schaffte Volvo. Der Lkw- und Baumaschinenhersteller - die Pkw-Sparte gehört seit 2010 zum chinesischen Geely-Konzern - konnte zuletzt die Früchte des jahrelangen Sparkurses einfahren. So war der Betriebsgewinn im ersten Quartal überraschend stark um 58 Prozent auf sieben Milliarden schwedische Kronen (rund 730 Millionen Euro) gestiegen. Im Zuge der guten Konjunkturlage ist zudem die Nachfrage gestiegen, insbesondere im Baumaschinengeschäft in China. Jüngst machte der Nutzfahrzeughersteller von sich reden, als er mit einem Schlag sein Engagement beim deutschen Motorenbauer Deutz beendete. Der Konzern erzielt mit dem Verkauf der 25-Prozent-Beteiligung einen Gewinn von umgerechnet 36 Millionen Euro.

Die Verschlankungskur geht anscheinend weiter: Laut Reuters-Informationen hat der deutsch-französische Panzerhersteller KMW + Nexter Defense Systems ein Auge auf die Militärfahrzeugsparte von Volvo geworfen. Die Schweden dürften bei einem Verkauf mit einem Erlös von 500 Millionen Euro rechnen. Ihre Strategie, sich von weiteren Randgeschäften zu trennen, könnte durchaus zu anhaltendem Applaus an der Börse führen.





Ein weiteres Highlight ist SSAB. Der Stockholmer Konzern gehört zu den führenden Stahlherstellern Europas und produziert außer in Schweden noch in Finnland und den USA. SSAB ist bekannt für hochfesten Stahl, der zum Beispiel in Baumaschinen und in Crashrelevanten Teilen der Autokarosserie zum Einsatz kommt. Im Zuge des Konjunkturaufschwungs ziehen Auftragseingang und Kapazitätsauslastung nach längerer Durststrecke wieder an. Der Kurs stieg in den vergangenen zwölf Monaten um mehr als 60 Prozent.

Profitable Geschäfte erwarten Experten auch für Schwedens Banken. Erste Wahl für Anleger ist die Nordea Bank. Sie ist eine der 30 Großbanken, die vom Financial Stability Board als "systemrelevant" eingestuft wurden. Nordea ist in allen skandinavischen Ländern, im Baltikum und in Russland tätig.

Risikobereite Anleger können einen Blick auf die Ericsson-Aktie werfen. Wohin die Reise mit dem ehemals weltgrößten Telekomausrüster geht, ist aber noch unklar. Zu Jahresbeginn hat Börje Ekholm das Ruder übernommen. Der neue Chef gab sich im Frühjahr zuversichtlich, dass Ericsson nicht länger Marktanteile verlieren und sich der Konzern stabilisieren werde. Bislang ist davon nichts zu sehen. Im zweiten Quartal gab es sogar einen deutlichen Gewinneinbruch. Im operativen Geschäft wiesen die Schweden einen Verlust von 1,2 Milliarden Kronen (rund 125 Millionen Euro) aus - nach einem Gewinn von 2,8 Milliarden ein Jahr zuvor.

"Es wird schlimmer, bevor es sich wieder bessert", kommentierte Analyst Gareth Jenkins von UBS die jüngsten Quartalsergebnisse. Nach dem folgenden Kurseinbruch bieten sich für mutige Anleger günstige Einstiegsgelegenheiten. Obwohl die Stockholmer wohl auch im gesamten Jahr 2017 rote Zahlen schreiben werden, gibt es Hoffnung. Bis Mitte 2018 sollen die jährlichen Kosten nun um mindestens zehn Milliarden Kronen sinken. Und der neue Mobilfunkstandard 5G - 2018 gehen die ersten Netze in Betrieb - könnte das Geschäft wieder ankurbeln.

Wer Einzelaktien scheut, kann das Risiko mit dem Danske Invest - Sweden (WKN: 986 891) auf derzeit 36 Werte verteilen. Aktuelle Schwergewichte im Fonds sind H & M, Investor AB, Swedbank, Assa Abloy und Volvo. Wer sich schwedische Werte ins Depot legt, geht ein Wechselkursrisiko ein. Sollte sich allerdings die Krone besser entwickeln als der Euro, können sich Anleger aus dem Euroraum zusätzlich über Währungsgewinne freuen.