Zusammengefasst war das Börsenjahr 2014 für die deutschen Bluechips ein Nullsummenspiel. Der DAX notiert kurz vor Weihnachten mit rund 9400 Punkten leicht unter Niveau vom Jahresbeginn, der MDAX liegt ebenfalls im Minus. Doch mit effizientem Stock-Picking lässt sich in jeder Phase Geld verdienen. Das gilt auch für das kommende Jahr. Wer auf die richtigen Pferde setzt, kann dem Gesamtmarkt davongaloppieren. Wir haben zehn deutsche Aktien ausgewählt, die 2015 beste Chancen haben, auf den Gewinnerlisten ganz oben zu stehen.

Auf der Suche nach den Favoriten fiel unsere Wahl im DAX auf die Allianz und Daimler. Im Jahr seines 125-jährigen Bestehens ist der Assekuranzkonzern voller Hoffnung. Trotz Dauerniedrigzinsen und des Abgangs des Starinvestors Bill Gross von der Tochter Pimco steuert die Allianz auf ein Rekordjahr zu. Vorstandschef Michael Diekmann peilt für 2014 ein operatives Ergebnis von bis zu 10,5 Milliarden Euro an.

Zudem machte der Konzern seinen Aktionären noch ein besonderes Geschenk: Als erstes Unternehmen im DAX hob die Allianz ihre Ausschüttungsquote dieses Jahr von 40 auf 50 Prozent des Nettogewinns an. Auch soll es künftig keine sinkenden Dividenden mehr geben. Diese neue Politik ist ein klares Zeichen dafür, dass die Allianz optimistisch nach vorn blickt. Zudem kommt 2015 durch einen Generationswechsel frischer Wind in den Konzern: Vorstandschef Michael Diekmann übergibt mit der Hauptversammlung im Mai das Ruder an den 49-jährigen Oliver Bäte.

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Daimler fährt mit Vollgas

Gas geben will auch der Daimler-Konzern. Bekanntlich hat sich der Autohersteller zum Ziel gesetzt, bis 2020 zum weltweit größten Premiumhersteller aufzusteigen. Aktuelle Absatzzahlen zeigen, dass die Schwaben Ernst machen. "Bereits im November haben wir den Gesamtabsatz des Vorjahres übertroffen", sagt Vertriebsvorstand Ola Källenius. So wurden allein im November 13 Prozent mehr Fahrzeuge der Marke Mercedes-Benz verkauft.

Besonders im wichtigen Zukunftsmarkt China läuft es rund für die Stuttgarter. Damit Daimler auf der Überholspur bleibt, plant der Konzern, 2015 insgesamt 20 neue Modelle im Reich der Mitte an den Start zu bringen.

Parallel zur operativen Aufholjagd feierte die Daimler-Aktie zuletzt ein Comeback. Doch mittelfristig liegt der Titel noch deutlich hinter dem Rivalen BMW, was Raum für Kursgewinne lässt.

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Aussichtsreiche Small und Mid Caps

Auch aus der zweiten und dritten Börsenreihe haben wir interessante Titel mit überdurchschnittlichem Potenzial ausgemacht. Im MDAX glänzen insbesondere ProSiebenSat.1 und TUI mit einem attraktiven Chance-Risiko-Verhältnis. Der Medienkonzern überzeugte zuletzt mit soliden Umsatz- und Ertragssteigerungen. "Der TV-Konzern hat die Abhängigkeit vom Werbemarkt durch Aktivitäten außerhalb des klassischen Fernsehgeschäfts verringert", hebt Nord/LB-Analyst Holger Fechner hervor. Für die Aktie spricht neben dem günstigen Bewertungsniveau sowie einer hohen Dividendenrendite auch die Chance, 2015 in den DAX aufzusteigen.

Zu einem Sprung zurück in die erste Börsenliga reicht es bei TUI zwar vorerst nicht, doch hat der weltgrößte Reisekonzern mit der Übernahme der britischen Tochter TUI Travel die Weichen für weiteres Wachstum gestellt. Sollte es dem Unternehmen nun auch noch zeitnah gelingen, die Beteiligung an der Reederei Hapag-Lloyd zu verkaufen, könnte der Mid Cap einen zusätzlichen Schub bekommen.

Schubkraft zählt auch zu den Kernkompetenzen des Autovermieters Sixt. Mit einem Plus von 35 Prozent zählt der Titel zu den Top-Performern im SDAX. Ein anhaltend starkes Geschäft lässt auf eine weitere Fahrt auf der Überholspur hoffen. Spannend im SDAX ist auch Vossloh: Nach einer "Entgleisung" 2014 - die Aktie verlor 29 Prozent - scheint nun die Zeit wieder reif für den Bahntechnikspezialisten. Möglich macht dies eine Neuausrichtung. In Zukunft konzentriert sich das Unternehmen auf drei Bereiche rund um die Bahninfrastruktur. Das defizitäre Lokomotivgeschäft steht dagegen zum Verkauf. Die Folge: Eine deutliche Margenverbesserung in den kommenden Jahren. Die Vossloh-Aktie ist eine aussichtsreiche Turnaround-Wette für 2015.

Als bester deutscher Index schnitt dieses Jahr der TecDAX mit einem Plus von bislang 12 Prozent ab. Unsere beiden Dauerfavoriten Wirecard und Morphosys schafften sogar Zuwächse von 28 beziehungsweise 57 Prozent. Wir räumen dem Duo auch 2015 die größten Chancen auf eine überdurchschnittliche Kursentwicklung ein. Die Münchner Wirecard bewegt sich in einem äußerst lukrativen und zukunftsträchtigen Markt. Mit elektronischen Zahlungslösungen erzielt das Unternehmen ein prozentual zweistelliges Wachstum. Zugute kommt Wirecard, dass Apple mit seinem iPhone 6 auf die Übertragungstechnologie NFC setzt, was einen zusätzlichen Wachstumsschub verspricht. Wirecard hat bereits eine Gewinnprognose für 2015 ausgegeben, der zufolge das operative Ergebnis um mindestens 15 Prozent zulegen soll.



Ebenfalls im Großraum München beheimatet ist die Biotechfirma Morphosys. Es ist vor allem der Hoffnungsträger MOR 208, bei dem zuletzt gute Studienergebnisse veröffentlicht wurden, der die Aktie weiter im Rennen halten sollte. Die Europäische Arzneimittelagentur hat bereits eine öffentliche Empfehlung ausgesprochen. Obendrauf kommt noch ein Schuss Übernahmefantasie. Dem langjährigen Partner und Großaktionär Novartis wird Interesse nachgesagt.

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Klein, aber oho

Im Nebenwertesegment fällt unsere Wahl der Top-Aktien für 2015 auf Mensch und Maschine und Syzygy. Bei Letztgenanntem spielt ebenso wie bei Morphosys das Thema Übernahme eine wichtige Rolle. Dem Großaktionär WPP fehlen nur noch wenige Tausend Stücke, um die 30-Prozent-Schwelle zu überschreiten. Sollte dies geschehen, müsste WPP den Syzygy-Aktionären ein Übernahmeangebot vorlegen. Aber nicht nur eine mögliche Offerte des Werbegiganten macht das Papier interessant, auch ein starkes operatives Geschäft dürfte dem Small Cap weiter Auftrieb verleihen. Dazu zählt eine jüngst erweiterte Partnerschaft mit BMW, die 2015 die Kasse der Webagentur klingeln lassen sollte. Eine hohe Dividendenrendite unterstreicht die Qualität des Titels.

Starkes Wachstum, günstige Bewertung und attraktive Gewinnausschüttung charakterisieren auch Mensch und Maschine. Bei einem erwarteten Ergebniswachstum von mehr als einem Fünftel beträgt das 2015er-KGV nur 13,5. Der Durchschnitt der Analysten geht davon aus, dass sich das Ergebniswachstum in den Folgejahren noch beschleunigen wird. Ein Gewinn von einem Euro pro Aktie wird für 2017 als möglich genannt. Aktuell liegt der Kurs des Spezialisten für computergestützte Design- und Herstellungsprozesse (CAD/CAM) bei lediglich sechs Euro.

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