Die Steuererstattung 2021 ist für viele Anleger, Berufstätige, Familien und Ruheständler ein warmer Geldregen in spe. Spezielle Software hilft beim Abgabensparen. Die neuen Programme im Test. Von Stefan Rullkötter

Die vorausgefüllte Steuererklärung nutzen, Belege per E-Mail versenden, Einspruch per Mausklick einlegen: Die deutsche Finanzverwaltung hebt sich bei der Digitalisierung lobenswert von anderen Behörden ab. Doch so weit der technische Fortschritt beim Fiskus mittlerweile gediehen ist: Konkrete Spar- und Gestaltungstipps dürfen Nutzer behördlicher Steuerprogramme auch in Zukunft nicht erwarten. Die Folge ist, dass Steuerzahler ohne fremde Hilfe die Formularfelder häufig alles andere als optimal ausfüllen.

Zudem geben von rund 43 Millionen Bürgern, denen vergangenes Jahr Abgaben auf Einkünfte abgezogen wurden, etwa zwölf Millionen überhaupt keine Steuererklärung ab. Durch diese vermeintliche Bequemlichkeit oder Unwissenheit verzichten sie jährlich auf geschätzt 500 Millionen Euro an Steuererstattungen.

Der Aufwand, seine Steuerdaten bestmöglich zu deklarieren, lohnt sich: Mit dem Einkommensteuerbescheid gab es vom Fiskus zuletzt durchschnittlich 1027 Euro zurück, in 88 Prozent der Fälle war es ein warmer Regen für die Bürger. Tatsächlich werden die Erstattungen im laufenden Jahr allgemein noch deutlich höher ausfallen: Die neueste verfügbare Statistik des Bundesfinanzministeriums beruht wegen der vierjährigen Steuerfestsetzungsfrist noch auf Daten von 2016.

Mehr als 1000 Euro Erstattung im Schnitt


Ein weiterer Grund, neben der amtlichen Software kommerzielle Steuerprogramme zu nutzen: In der Regel gibt es für deren Anwender noch mehr als 100 Euro zusätzlich vom Fiskus zurück. Schon dadurch amortisiert sich meistens der Kauf eines kommerziellen Produkts, das seinerseits auch noch als Werbungskosten oder Betriebsausgaben absetzbar ist.

Grundsätzlich gilt: Jeder Steuerfall liegt anders - die optimale Software für alle Anwender kann es nicht geben. Welche neuen PC-Steuerprogramme die effektivsten Spartipps und den höchsten Komfort bei der Bearbeitung bieten, hat BÖRSE ONLINE in einem Produktcheck ermittelt. Software-Check in drei Kategorien Um die Anforderungen der unterschiedlichen Zielgruppen bestmöglich bewerten zu können, wurde der Test unterteilt. Die Kategorien waren "Premium" (komplexere Fälle mit Einkünften aus selbstständiger Tätigkeit, Vermietung sowie Kapitalanlagen), "Standard" (Berufstätige mit Kindern und Zusatzeinkünften) sowie "Basis" (Arbeitnehmer ohne anderweitige Einkünfte).

Das Gesamtergebnis: Die besten Softwareprodukte sind "WISO Steuer plus 2021" für komplexe Steuerfälle, "WISO Steuer Sparbuch 2021" für Standarderklärungen, "Quicksteuer 2021" für einfach liegende Sachverhalte.

Am stärksten gewichtet wurde die Qualität der individuellen Steuertipps (40 Prozent). Der Komfort beim Einpflegen der Daten schlägt mit 30 Prozent zu Buche. Die Qualität des Handbuchs, die sachliche Richtigkeit der Berechnung und die elektronische Hilfe beim Datenabgleich mit dem Steuerbescheid und für einen Einspruch flossen mit je zehn Prozent ein.

Möglichst verständlich und auf das jeweilige Formularfeld bezogen sollten die Ratschläge des virtuellen Steuerhelfers sein. Das gilt für alle vom Fiskus akzeptierten Pauschalbeträge bei Werbungskoste nund individuelle Steuergestaltungsmöglichkeiten, zum Beispiel bei Mietverträgen mit Angehörigen. Möglichst effizient durch die Erklärung, lautete die Vorgabe für den Softwaretest - zu viele Optionen verwirren die User.

Nutzer so komfortabel durch die Steuererklärung zu führen, dass sie den Formularmodus im Hintergrund nicht bemerken, ist eine weitere Idealvorstellung. Zudem sollten möglichst keine Daten mehr manuell eingegeben, sondern nur per Klick oder Touch bestätigt werden.

Anlage KAP mit bis zu drei Teilen Das kann heikel werden beim Ausfüllen des Formulars "Anlage KAP" (Kapitaleinkünfte). Wer etwa 2020 Festgeldzinsen bei französischen oder schwedischen Finanzinstituten kassiert hat, muss das Formular zwingend ausfüllen, weil weder deutsche Freistellungsaufträge akzeptiert noch Abgeltungsteuern abgeführt wurden. Zudem müssen Anleger bei Bedarf zwei Extrabestandteile des Formulars ausfüllen.

Wer Fondsanteile im Depot hat, auf deren Erträge 2020 keine Pauschalabgabe einbehalten wurde, muss diese Erträge in der Anlage KAP-INV deklarieren. Die Anlage KAP-BET ist erforderlich, wenn Investoren an einer Personengesellschaft oder einer Erbengemeinschaft beteiligt sind, die im vergangenen Jahr Kapitalerträge ausgeschüttet haben.

Marktführer Buhl Data, mithilfe dessen Produktreihen "WISO Steuer" und "Tax" Kunden im vergangenen Jahr 3,8 Millionen Steuererklärungen erledigten, setzt weiterhin die Trends in Sachen Effizienz und Anwenderkomfort.

Unter allen Anbietern hat der Serientestsieger der vergangenen Jahre die Automatismen einer Steuererklärung bestmöglich weiterentwickelt. Nach einem bequemen Import der Vorjahresangaben werden diese mittels künstlicher Intelligenz zunächst auf den aktuellen Veranlagungszeitraum fortgeschrieben.

Anschließend pflegt ein "Steuer-Abruf" Updates ein, die im Rahmen der "vorausgefüllten Steuererklärung" von der Finanzverwaltung bereitgestellt werden. Ein Unterprogramm, das mit Erlaubnis des Anwenders auf Girokonto-Umsätze zugreift, kann auf Wunsch zudem steuerrelevante Buchungen direkt den richtigen Feldern der Steuererklärung zuordnen. Schnittstellen führen sämtliche Daten mittels künstlicher Intelligenz zusammen und bereiten sie steueroptimiert auf. Nutzer müssen ihre Angaben in der so bereits fertigen Erklärung abschließend nur noch per Klick oder Touch bestätigen.

Unterschiedliche Anbieterstrategien.


Während "WISO Steuer"-Nutzer bei der Bearbeitung zwischen Smartphone und PC sowie zwischen off- und online wechseln können, fährt die Konkurrenz andere Strategien. Die Akademische Arbeitsgemeinschaft setzt mit der etablierten Marke "Steuersparerklärung" weiterhin ausschließlich auf Download-Lösungen - und damit reine Offlinebeabeitung der Erklärung. Sie hat zudem die Browservariante ihres Programms "Steuereasy" eingestellt. "Viele unserer Kunden sind in puncto Datenschutz eher sensibel und haben Vorbehalte gegen eine Speicherung ihrer Steuerangaben in einer Cloud", begründet Chief Product Owner Roman Schmidt die konzeptionelle Ausrichtung.

Auch Haufe Lexware setzt auf eine strikte Trennung von Offline- und Online- Steuerprogrammen. Die traditionellen Produktreihen "Taxman" und "Quicksteuer" werden weiterhin ausschließlich zum Herunterladen, nicht aber zur Onlinebearbeitung direkt im Internet angeboten. Von den traditionellen Boxeditionen mit CD möchte sich der Anbieter aus Gründen des Umweltschutzes langfristig verabschieden.

Gratisangebote für Kurzarbeiter


Die Pandemiefolgen spiegeln sich auch in den Steuerprogrammen selbst wider: In allen WISO-Steuer-Produkten ist etwa ein "Corona SteuerCheck" eingebaut. Er soll dafür sorgen, dass Kurzarbeiter und Homeofficer hier alle Sparmöglichkeiten ausschöpfen.

Bei der "Steuersparerklärung"-Reihe gibt es ein umfangreiches E-Book im PDF-Format, das sich dem Thema Corona widmet. Allen Arbeitnehmern, die erstmals eine Steuererklärung abgeben müssen, weil sie im Jahr 2020 Kurzarbeitergeld oder Arbeitslosengeld bezogen haben, macht der Anbieter zudem ein spezielles Angebot: Sie können die Sonderversion "Steuersparerklärung 2021 Kurzarbeit" kostenlos herunterladen und nutzen. Eine weitere Aktion folgt in Kürze. Dann wird es auch eine kostenlose Sonderversion der "Steuersparerklärung 2021" für diejenigen geben, die bisher die 2020 eingestellte amtliche Software ElsterFormular nutzten.

Programme für Erstnutzer gratis anzubieten kann sich für die Hersteller langfristig rechnen: Wer sich als Anwender einmal für ein Produkt entschieden hat, bleibt ihm häufig treu. Die alljährlichen Datenübernahmen und vertrauten Tools, die oft nur behutsam verändert werden, verkürzen die Bearbeitungszeit bis zur fertigen Erklärung zusätzlich. In einem anderen Punkt sind sich die Anbieter dagegen weitgehend einig: Mit einer gekauften Software können nicht mehr beliebig viele Steuererklärungen erstellt werden. Deren Anzahl ist nun in der Regel auf drei bis fünf beschränkt.