Nachgehakt bei: Jörg Utecht, Chef des Baukredite-Vermittlers Interhyp, zu den neuen Spielregeln am Immobilienmarkt.

€URO AM SONNTAG: Der Immobilienmarkt ist wegen des rasanten Zinsanstiegs im Umbruch. Wo stehen wir?

JÖRG UTECHT: Nach dem turbulenten Jahr 2022 ist der Markt dabei, ein neues Gleichgewicht zu finden. Die Vorstellungen von Käufern und Verkäufern passen derzeit oft nicht zusammen. Verkäufer wollen ihre Immobilie nicht zu günstig verkaufen, sie müssen sich erst an fallende Preise gewöhnen. Käufer wiederum sind nicht bereit, die höheren monatlichen Kreditraten zu zahlen. Doch das ist ein temporäres Problem, das sich auflösen wird.

Sie sagten, der Markt habe sich „in hohem Tempo vom Verkäufer- zum Käufermarkt“ gewandelt. Was heißt das konkret?

Der Markt bietet jetzt zahlreiche Chancen: So haben Käufer ein größeres Angebot, als es in den vergangenen Jahren der Fall war. Es sind wieder deutlich mehr Objekte auf dem Markt. Gleichzeitig sind Preisverhandlungen wieder möglich – auch das war zuvor kaum noch der Fall. Wir empfehlen Kunden, aktiv Preisnachlässe zu verhandeln, die auch immer häufiger durchgesetzt werden können. Die besten Chancen hat man bei Objekten mit höherem Modernisierungs- und Sanierungsbedarf. Auch bei länger inserierten Objekten dürfte die Verhandlungsbereitschaft der Verkäufer größer sein.

Dafür wird die Finanzierung immer teurer, und viele Immobilienträume platzen.

Auch der aktuelle Zinsmarkt bietet Chancen. Wir gehen weiter von einem volatilen Zinsumfeld aus. Diese Schwankungen können Kunden für sich nutzen und Zinsdellen effektiv mitnehmen. Ein Beispiel: Hier in München lag die durchschnittliche Darlehenssumme 2022 bei 560 000 Euro. Ein Zinsunterschied von 0,7 Prozent bedeutet bei dieser Summe in der monatlichen Rate einen Unterschied von 325 Euro. Genau solche Unterschiede können eine Finanzierung möglich machen.

Lesen Sie auch: Philip Morris vs. Altria – Welche ist die bessere Hochdividendenaktie?