An den Aktien aus der 3D-Branche scheiden sich die Geister. Während die einen als Anlageidee auf die Branchenvertreter wegen der hohen Wachstumsraten schwören, warnen die anderen wegen ebenfalls hoher Bewertungen vor einer Blase. Was die Pessimisten mit ihren Warnungen meinen, wird an den Daten aus einer Studie der Investmentbank Jefferies deutlich. Dort wird das KGV für 2015 von fünf verschiedenen Unternehmen aus dem Segment auf 56 beziffert und das Kurs-Umsatz-Verhältnis auf 6,2. Das ist mehr als stattlich und lässt nachvollziehen, warum manche Marktteilnehmer mit Blick auf das Segment Bauchschmerzen haben.

Dennoch muss gleichzeitig aber auch konstatiert werden, dass sich der zunächst sehr negative Bewertungseindruck auf den zweiten Blick doch etwas relativiert. Verantwortlich ist das hohe Wachstumstempo, das der Branche zugetraut wird. So wird dem Markt für 3D-Druckern und Dienstleistungen, der 2013 erst auf ein Umsatzvolumen von rund 2,9 Milliarden Dollar kam, bis 2025 vom McKinsey Global Institute schon ein Anstieg bis auf 550 Milliarden Dollar zugetraut. Nicht selten ist beim Beschreiben des Potenzials von 3D-Druck sogar von einer Schlüsselindustrie des 21. Jahrhunderts die Rede. Auf der Bewertungsseite führen die ebenfalls erwarteten Ergebnissteigerungen dazu, dass sich das Verhältnis von Gewinnzuwachsraten zum KGV für die erwähnten fünf Branchenvertreter auf 1,2 eingestellt, was vertretbar erscheint.

Auf Seite 2: Mittelfristiger Abwärtstrend wackelt

Mittelfristiger Abwärtstrend wackelt

Alles das, was bisher gesagt wurde, trifft auch auf das Unternehmen 3D-Systems (WKN: 888346, 53,10 Dollar, 39,40 Euro) zu. Dahinter steckt nicht nur gemessen am Umsatz der größte Branchenvertreter sondern auch gemessen am Börsenwert, der sich derzeit auf 4,35 Milliarden Euro beläuft. Zuletzt hatten wir diese Aktien an dieser Stelle in einer Branchengeschichte am 23. April besprochen. Seitdem ist unter dem Strich lange letztlich nicht viel passiert, aber in den vergangenen Tagen hat der Kurs wieder etwas deutlicher zugelegt. Der auch im Zuge des allgemeinen Ausverkaufs in einigen hoch bewerteten Teilsegmenten des US-Aktienmarktes entstandene charttechnische Abwärtstrend wird durch die jüngsten Gewinne in Frage gestellt. Sollte ein Sprung darüber gelingen, wäre das charttechnisch betrachtet ein sehr ermutigendes Signal.

Beigetragen zur freundlichen Kursentwicklung der vergangenen Tage hat ein von dem Anbieter integrierter 3D-Lösungen abgehaltener Investorentag. Denn da wurde der Umsatzausblick für 2014 leicht von einer bisherigen Spanne von 680 bis 720 Millionen Dollar auf 695 bis 735 Millionen Dollar angehoben. Zudem hieß es, der im Vorjahr erzielte Umsatz von 513 Millionen Dollar soll bis 2015 bei einer Gewinnmarge von 55 bis 60 Prozent verdoppelt werden. Diese Prognosen reichten aus, um die kleine Kursdelle wieder auszumerzen, die der Titel nach dem 27. Mai in Reaktion auf die Platzierung von 5,950 Millionen neuen Aktien erlitten hat. Nach der Aufnahme von 317 Millionen Dollar stehen dadurch jetzt aber Nettobarmittel von 650 Millionen Dollar zur Verfügung. Dieses Kapital dürfte auch wieder zur Finanzierung einer Übernahme verwendet werden. In dieser Hinsicht ist das Unternehmen auch sehr erfahren, nachdem in den vergangenen Jahren bereits mehr als 40 Zukäufe getätigt wurden. Diese Einkaufstour dürfte sich fortsetzen, wobei der Vorstand offenbar besonders auf eine Verstärkung der Bereiche Gesundheit und Metalldruck schielt.

Auf Seite 3: Risiken trotz Wachstumspotenzial nicht zu unterschätzen

Risiken trotz Wachstumspotenzial nicht zu unterschätzen

Ein Großteil des in der Vergangenheit erzielten Wachstums stammt somit aus Übernahmen und auch künftig wird man auf diese Methode angewiesen sein, um die erwarteten Wachstumsraten erzielen zu können. Neben Chancen birgt so eine Strategie aber natürlich auch Risiken, zumal man sich bei den aktuell hohen Preisen in dem Sektor auch schnell einmal bei einem Zukauf verkalkulieren kann. Ohnehin sind die Risiken in dem Geschäft, bei allen Chancen, die es gleichzeitig auch bietet, nicht zu vernachlässigen. So befindet sich die Branche bereits in einem Preiskampf und wer daraus letztlich als Gewinner hervorgehen wird, ist noch völlig offen.

Unter Druck stehen Branchenpioniere wie 3D Systems auch durch den sich abzeichnenden Markteintritt von viel größeren und kapitalstärkeren Technologieunternehmen. So will Hewlett Packard bis Jahresende mit eigenen 3D-Druck-Produkten für den Bereich der Geschäftskunden aufwarten. Kann eine überzeugende Produktpalette vorgestellt werden, kommt vielleicht das Wachstumsmodell von Unternehmen wie 3D Systems, dass zuletzt bereits erste Hinweise für eine Wachstumsschwäche zeigte, in Wanken. Nicht einfacher wird es für den führenden Hersteller von 3D-Drucksystemen auch dadurch, dass demnächst einige wichtige Patente auslaufen.

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Anspruchsvolle Bewertungen

UBS-Aktienanalyst Steven Milunovich reagierte nach dem erwähnten Investorentag dennoch mit einer Anhebung seines Kurszieles von 47 Dollar auf 51 Dollar. Gleichzeitig bestätigt er aber seine neutrale Einschätzung für den Titel. Mehr lässt die Bewertung im Hauptszenario, das Milunovich bei seinen Überlegungen favorisiert nicht zu. Im Falle positiver Überraschungen seien einerseits auch Kurse von bis zu 62 Dollar denkbar, einerseits sei bei Enttäuschungen aber auch ein Abrutschen der Notierungen auf 36 Dollar nicht ausgeschlossen.

Das Unternehmen selbst stellt für das laufende Geschäftsjahr derzeit einen Gewinn je Aktie in einer Spanne von 0,73 bis 0,85 Dollar in Aussicht. Selbst am oberen Rand dieser Vorgabe würde sich das KGV somit auf 64,5 belaufen. Analysten rechnen im Schnitt im kommenden Jahr zwar mit einem Anstieg beim Ergebnis je Aktie auf 1,19 Dollar, aber selbst das würde noch immer auf ein hohes KGV von 44,6 hinauslaufen. Auch die Kennziffer Unternehmenswert zum Gewinn vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen und Amortisationen bewegt sich auf Basis der UBS-Schätzung mit einem Wert von rund 26 auf einem sehr hohen Niveau.

Die Analysten von Jefferies hält dies dennoch nicht davon ab, als Kursziel 102 Dollar zu nennen. Wer das ähnlich optimistisch sieht, sollte sich bei einem Einstieg aber zumindest der hohen Bewertung und den damit verbundenen Risiken bewusst sein. Weil hier auch viele Momentum-Spieler mit am Ball sind, ist trotzdem ein Ausbruch nach oben aus dem jüngsten Abwärtstrend nicht ausgeschlossen. Wer eine solche Kursbewegungen und das damit verbundene charttechnische Kaufsignal nutzen will, sollte Positionen aber unbedingt mit Stopp-Loss-Kursen absichern und diese Reißleine dann auch immer wieder entsprechend nachziehen, falls die Notierungen weiter in Richtung Rekordhoch steigen sollten. Aufgepasst heißt es außerdem dann, wenn Ende Juli die Quartalszahlen veröffentlicht werden. Denn bei einem spekulativen Titel wie 3D Systems bergen Abweichungen von den Analystenprognosen die Möglichkeit von starken Kursausschlägen, auf die man als Anleger eventuell schnell reagieren möchte.