Der 3D-Druck hat eine Story zu bieten, wie sie speziell spekulativ angehauchte Börsianer lieben. Die Optimisten erwarten von dieser Technologie nichts weniger als die nächste industrielle Revolution. Die Möglichkeit, praktisch alles aus einem Drucker erstellen zu lassen, klingt in der Tat sehr viel versprechend. Was hier möglich ist, zeigt eine Meldung, die jüngst über die Ticker kam. Demnach hat in China ein Unternehmen an einem Tag zehn Häuser mit 3D-Druck erstellt. Wegen der Annahme, dass sich die bereits einige Jahrzehnte alte Technik nun auch verstärkt im Alltagsleben durchsetzen wird, gehen Marktbeobachter von enormen Wachstumsraten aus. Eine Prognose von Canalysis zufolge wächst das Marktvolumen von 2013 bis 2018 von 2,5 Milliarden auf 16,2 Milliarden Dollar.

Das sind Zuwachsraten, die auch viele Anleger förmlich elektrisieren. Börsennotierte Branchenvertreter werden als Reichmacher gefeiert und im Vorjahr ging die Idee auch in einigen Fällen richtig gut auf. Selbst ein Index wie der zehn Unternehmen enthaltende STOXX Global 3D Printing bringt es auf Dreijahressicht auf ein Plus von fast 173 Prozent. Zuletzt hat das Pendel allerdings zur Abwechslung auch in die andere Richtung ausgeschlagen. Die Abkehr der Anleger aus hoch bewerteten Momentum-Sektoren hat sich auch im 3D-Bereich negativ bemerkbar gemacht. Der STOXX Global 3D Printing hat jedenfalls seit Jahresanfang fast 17 Prozent an Wert verloren.

Wer diesen Rückschlag als Einstiegschance interpretiert, für den gibt es passende Index-Produkte. Etwa das HVB Open End Index Zertifikat auf den STOXX Global 3D Printing Tradable Index (WKN: HY05NL, 42,94 Euro) oder das noch bis zum 25. April in der Zeichnungsphase befindliche Vontobel Partizipations-Zertifikat (WKN: VZ373D) auf den achtköpfigen 3D Printing II-Basket. Der Nachteil hier ist eine auf nur gut zwei Jahre begrenzte Laufzeit.

Abgesehen von diesem produktspezifischen Problem sind im 3D-Druck-Bereich neben den sich aus dem erwarteten strammen Wachstum sich ergebenden Chancen auch etliche Risiken zu beachten. Dazu zählt die Unsicherheit darüber, welches Unternehmen sich letztlich durchsetzen wird. So ist nicht ausgeschlossen, dass neue Anbieter die derzeit führenden Branchenvertreter ablösen werden. Die jüngst von Hewlett-Packard gemachte Ankündigung, in das Geschäft einsteigen zu wollen, unterstreicht diese Gefahr ebenso wie ein von dem Start-Up-Unternehmen M3D vorgestellter 3D-Drucker für 299 Dollar, der deutlich günstiger ist als die Konkurrenzprodukte. Vor diesem Hintergrund sind Prognosen zur künftigen Profitabilität der Unternehmen aus dem Sektor schwierig. Derzeit fallen Umsätze und Gewinne jedenfalls oft eher noch mager aus, während die Bewertungen teilweise sehr hoch sind. Aber dazu auf den nachfolgenden Seiten mehr, wo wir fünf Aktien aus der Branche auf ihre Aussichten hin abklopfen.

3D-Aktie Nummer eins: 3D-Systems (WKN: 888346, 49,06 Dollar, 34,855 Euro)

Gemessen am Börsenwert von 5,06 Milliarden Dollar ist 3D-Systems der größte Branchenvertreter. Hinter dem Unternehmen steckt ein Anbieter integrierter 3D-Lösungen, der stark auf eine private Anwendung setzt. Die Gesellschaft hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Konkurrenten aufgekauft und diese Einkaufstour eben erst durch den Erwerb der lateinamerikanischen Gesellschaft Robtec fortgesetzt. Insgesamt ist 3D-Systems im Vorjahr laut dem Broker Canaccord auf einen Umsatz von 513,4 Millionen Dollar gekommen und beim Gewinn je Aktie sollen 0,85 Dollar hängen geblieben sein. Daraus errechnen sich recht stattliche Bewertungsrelationen. So beträgt das Kurs-Umsatz-Verhältnis auf Basis des Vorjahres gut sieben und das historische KGV liegt bei fast 58. Weil Canaccord für dieses Jahr nur mit einem Gewinn je Aktie von 0,83 Dollar kalkuliert, ist das geschätzte KGV für 2014 sogar noch etwas höher.

Trotzdem trauen die Analysten bei Canaccord der Aktie wegen des erwarteten starken Wachstums (die Umsatzprognose für 2015 beträgt 949,5 Millionen Dollar) einen Anstieg bis auf 100 Dollar zu. Ob diese Prognose aufgeht, bleibt auch deshalb abzuwarten, weil die Drucker von 3D-Systems drei Mal so teuer sind wie jene von M3D. Derzeit befindet sich der Titel jedenfalls erst einmal auf einem scharfen Korrekturkurs. Gemessen an dem Anfang Januar aufgestellten Rekordhoch hat sich die Notiz bereits glatt halbiert und manche Hedge-Fondsmanager wetten mit Shorts auf noch weiter fallende Kurse.

Allerdings dürfen neben der Erwähnung der jüngsten Verluste auch die zuvor eingefahrenen Gewinne nicht vergessen werden. Ausgehend von einem im März 2009 bei 1,30 Dollar markierten Tief stürmte der Titel bis Anfang 2014 um 7.317 Prozent nach oben. Damit ist 3D-Systems ein Prototyp für die volatilen Kursausschläge in dem Sektor. Und wohin die Reise als nächstes gehen wird, wird auch stark davon abhängen, ob der langfristige Aufwärtstrend hält, um den die Aktie momentan kämpft (siehe Chart). Ein Fall darunter wäre ein klares Verkaufssignal, während eine Verteidigung des Aufwärtstrends die Chance auf eine mittelfristige Rückeroberung der Rekordkurse offen lässt.

3D-Aktie Nummer zwei: Stratasys Inc. (WKN: A1J5UR, 101,36 Dollar, 72,565 Euro)

Nur noch ganz knapp hinter 3D-Systems rangiert bei einem aktuellen wert von 4,99 Milliarden Dollar in Sachen Marktkapitalisierung das Unternehmen Stratasys Inc., das 2012 aus der Fusion mit dem israelischen 3D-Drucker-Hersteller Objet entstanden ist. Die Gesellschaft gilt als Marktführer bei industriellen 3D-Druckern und verfügt neben zahlreichen Patenten auch über das größte Angebot an 3D-Druck-Materialien. Durch die im Vorjahr erfolgte Übernahme des Startup-Unternehmens MakerBot würde zudem das Profil beim 3D-Druck für Privatanwender gestärkt.

In Sachen Börsenwert hat Stratasys fast zu 3D-Systems aufgeschlossen, weil der Titel zuletzt besser abgeschnitten hat. Verluste musste aber auch dieser Wert hinnehmen, nur sind diese mit fast 26 Prozent gemessen am Rekordhoch von 136,46 Dollar nur rund halb so hoch ausgefallen wie bei 3D-Systems. Trotzdem hat sich auch hier das Chartbild spürbar eingetrübt und es ist völlig offen, ob nach rasanten langfristigen Kursgewinnen (Anfang Oktober 2011 kostete die Aktie erst elf Dollar) nicht jetzt erst einmal eine längere Schwächeperiode folgen wird.

Was die Bewertung angeht, bewegen wir uns auch hier in luftigen Höhen. Auf Basis der Konsensschätzung der Analysten für 2014, ergibt sich bei einem Gewinn je Aktie von 2,22 Dollar ein KGV von 45,7. Aus einem erwarteten Umsatz von 673,55 Millionen Dollar errechnet sich zudem ein Kurs-Umsatz-Verhältnis von 7,4. Bei diesen Relationen würde es nicht überraschen, wenn die Korrektur noch weiter anhalten würde. Allerdings sind die Analysten trotzdem sehr optimistisch eingestellt. Im Schnitt rechnen sie mit einem Kursanstieg bis auf 145 Dollar und in diesem Bereich bewegt sich auch Goldman Sachs. Dort hat Analyst Samuel Eisner den Titel im Zuge einer Ersteinschätzung mit einem Kursziel von 146 Dollar versehen.

3D-Aktie Nummer drei: Voxeljet AG (WKN: A1W556, 15,89 Dollar, 72,565 Euro)

Bereits extrem abgestürzt ist mit der Voxeljet AG ein deutscher Branchenvertreter. Der Hersteller industrietauglicher 3D-Drucksysteme, der eines der größten Dienstleistungszentren Europas für die On demand-Fertigung von Formen und Modellen für den Metallguss betreibt, ging im Herbst 2013 in den USA an die Börse und feierte dort zunächst einen glanzvollen Einstand. Ausgehend von einem Ausgabepreis von 13 Dollar stürmte die Notiz in nur wenigen Wochen bis auf 68,37 Dollar nach oben. Doch seit Mitte November ist es vorbei mit der Herrlichkeit und seitdem steht vielmehr ein Verlust von fast 77 Prozent zu Buche. Dadurch sind inzwischen fast alle Kursgewinne seit dem Börsengang wieder aufgezehrt.

Warum es zu dieser Abwärtsbewegung gekommen ist, lässt sich aus der Bewertung ableiten. Denn auch nach dem beschriebenen Kursrutsch beträgt die Marktkapitalisierung noch immer gut 295,55 Millionen Dollar. Dem steht aber nur ein im Vorjahr erzielter Umsatz von 11,7 Millionen Euro gegenüber. Hinzu kommt ein Verlust von 2,7 Millionen Euro und auch 2014 sind aller Voraussicht nach noch keine Gewinne drin. Analysten hält das zwar nicht davon ab, die Aktie mit einem Kursziel von im Schnitt 21,72 Dollar zu versehen, aber die Bewertung mahnt zur Vorsicht. Ein historisches Kurs-Umsatz-Verhältnis von gut 18 liegt jedenfalls noch einmal deutlich über den bereits hohen Werten für die beiden bereits erwähnten Branchenvertreter 3D-Systems und Stratasys. Eine Fortsetzung des Abwärtstrends und ein baldiges Wiedersehen mit dem Emissionskurs würden deshalb nicht wirklich verwundern.

3D-Aktie Nummer vier: Dassault Systèmes (WKN: 901295, 86,47 Euro)

Weil die Unternehmen aus dem 3D-Druck-Bereich wie skizziert im Schnitt nach wie vor sehr hoch bewertet sind, macht es Sinn, nach Alternativen im Umfeld zu suchen. Einer dieser Kandidaten ist das französische Unternehmen Dassault Systèmes, an dem die Groupe Dassault 45,1 Prozent der Anteile hält. Das Softwareunternehmen hat sich auf 3D-Design, dreidimensionale Prototypen und Product Lifecycle Management-Lösungen spezialisiert. Restlos überzeugen kann aber auch dieser Titel nicht. So sind die Zahlen für das vierte Quartal 2013 schlechter als erwartet ausgefallen und auch mit dem Ergebnisausblick konnte das Unternehmen nicht alle Erwartungen erfüllen.

Die Analysten der Société Générale rechnen für das laufende Jahr zwar mit einem Umsatzwachstum von gut sieben Prozent und einem Anstieg beim Gewinn je Aktie von gut neun Prozent, aber dem steht auch hier eine relativ anspruchsvolle Bewertung gegenüber. Auf Basis der Analystenschätzungen für 2014 ergibt sich jedenfalls ein KGV von 23,6. Damit scheint auch in diesem Fall bereits viel Zukunftsmusik in der Notiz zu stecken.

Vor diesem Hintergrund ist auch nachvollziehbar, warum sich der Kurs zuletzt deutlich vom Rekordhoch aus dem Vorjahr von 102,35 Euro verabschiedet hat. Im Zuge der Korrektur wurde auch der langfristige Aufwärtstrend gebrochen. Derzeit bewegt sich der Titel in einem Seitwärtstrend und solange sich daran nichts ändert, sind von dem Wert keine Wunderdinge zu erwarten. Neue Impulse könnten die Zahlen für das erste Quartal am 24. April bringen, aber es ist eher nicht damit zu rechnen, dass diese Ergebnisse so gut ausfallen werden, dass dadurch das relativ hohe Bewertungsniveau relativiert wird.

3D-Aktie Nummer fünf: Bertrandt AG (WKN: 523280, 107,30 Euro)

Als fünften und letzten Wert bringen wir mit der Bertrandt AG auch noch ein deutsches Unternehmen als 3D-Alternative ins Gespräch, das normalerweise eher allgemein als Dienstleister für die Automobil- und Luftfahrtindustrie bekannt ist. Doch die Gesellschaft setzt dabei im Segment Physical Engineering auch 3D-Druck-Verfahren ein, wobei dieser Bereich 2012 immerhin 18,5 Prozent zum Konzernumsatz beitrug.

Die Geschäftszahlen, die der im SDAX vertretene Ingenieurdienstleister regelmäßig abliefert, dürfen getrost als sehr solide eingestuft werden. Auch im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2013/14 konnte der Umsatz um 7,5 Prozent auf 198 Millionen Euro gesteigert werden und der Nettogewinn verbesserte sich von 12,2 Millionen auf 13,0 Millionen Euro. Die Aufstellung des Unternehmens und die Investitionspläne sprechen für einen mittelfristig weiter anhaltenden Wachstumskurs.

Allerdings gibt es auch Zweifel wie die Analysten bei der Deutschen Bank. Sie halten die vom Vorstand bis zum Ende des Jahrzehnts in Aussicht gestellte Umsatzverdoppelung für unwahrscheinlich. Zudem missfällt ihnen die Bewertung der Aktie. Das geschätzte KGV für 2014 bewegt sich hier bei 17 und das Kurs-Buchwert-Verhältnis ist bei rund vier anzusiedeln. Das dürfte auch hier den Kurselan etwas bremsen, aber solange der charttechnische Aufwärtstrend hält, bleibt der Titel immerhin eine solide Halteposition.