Nachdem die Aktie des Kali-Produzenten K+S von einem Analysten nach dem anderen abgestuft wurde, senkte gestern auch die Deutsche Bank ihr Votum. Als Folge sackte das Papier mit einem Minus von fast sieben Prozent auf ein Drei-Jahres-Tief ab. Die weltweiten Getreidespeicher sind laut Analysten Virginie Boucher-Ferte so voll wie seit 2001 nicht mehr. Daher dürfte es mehr als nur eine schlechte Ernte brauchen, damit die Getreidepreise wieder deutlich anzögen - und damit auch die Kaufkraft der Bauern. Mit Europa sei der größte Markt von K+S stark betroffen. Die Expertin kürzte ihre Gewinnschätzungen deutlich.

Doch K+S macht nicht nur die Befürchtung zu schaffen, dass der Abschwung in der Düngemittelindustrie länger anhält als gedacht. Nachdem der Konzern 2015 einen milliardenschweren Übernahmeversuch vom kanadischen Konkurrenten Potash abwehrte, konsolidiert sich die Branche derzeit ohne das Kasseler Unternehmen. Potash schließt sich nun mit seinem Landsmann Agrium zusammen. Der Deal schafft einen neuen Branchengiganten mit einem Börsenwert von rund 36 Milliarden Dollar. Der neue Konzern käme auf einen Jahresumsatz von knapp 21 Milliarden Dollar sowie annähernd 20.000 Beschäftigte. Zum Vergleich: 2015 erzielte K+S einen Umsatz von 4,1 Milliarden Euro.

Neben Preiskampf und steigendem Konkurrenzdruck macht der Rohstofffirma zusätzlich ihre Legacy-Mine in Kanada zu schaffen. Das Projekt ist die größte Baustelle des Konzerns. Bisher wurden 2,9 Milliarden Euro in die erste Mine des SDax-Konzern außerhalb Deutschlands investiert. Ausgerechnet hier kam es zuletzt aber zu Problemen. Teile der Produktionsanlage fielen aus, der eigentlich für den Sommer geplanten Produktionsstart konnte nicht gehalten werden. Noch aber ist unverändert geplant, die Förderung ab 2017 auf ein jährliches Produktionsvolumen von zwei Millionen Tonnen Kali hochzufahren. Das wäre eine große Kapazitätsausweitung, immerhin liegt die Fördermenge der bisherigen Minen bei rund sieben Millionen Tonnen jährlich.

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Einschätzung der Redaktion



Zuletzt meldete K+S für die Kali-Mine in Kanada 500 erhalten zu haben. Das klingt zunächst gut, einen Termin für den neuen Produktionsstart blieb der Konzern aber schuldig. Mit der Legacy Mine könnte K+S in neue Förderdimension vorstoßen und seine Abbaukosten senken. Das wäre besonders bei den aktuell niedrigen Preisen ein wichtiger Vorteil. Neben den gesunkenen Preisen steht möglichen positiven Skaleneffekten aber auch die Konsolidierung der Branche entgegen. Potash und Agrium verfügen zusammen über weit höhere Förderkapazitäten. Angesichts des bisherigen Kursverlaufs eignet sich die Aktie daher nur für extrem spekulative Anleger. Aus Börsensicht bietet das Papier aufgrund des stark gefallenen Kurses einzig eine Übernahmefantasie.