Seit Wochen tobte ein Bietergefecht hinter verschlossenen Türen Tagen - jetzt ist der Deal perfekt: Für 72 Milliarden Dollar übernimmt Netflix den Medienkonzern Warner Bros. Discovery. Die Summe wird in einer Kombination aus Cash und Aktien gezahlt. 


Damit übernimmt der weltweit führende kostenpflichtige Streamingdienst eines der ältesten und renommiertesten Studios Hollywoods.

Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg meldet, erhalten die Aktionäre von Warner Bros. 27,75 US-Dollar pro Aktie in bar und in Netflix-Aktien. Der Gesamtwert der Transaktion beläuft sich auf 72 Milliarden US-Dollar. 

Der gesamte Transaktionswert beträgt sogar 82,7 Milliarden US-Dollar. Doch Netflix machte zur Bedingung, dass Warner vor Abschluss des Verkaufs die geplante Ausgliederung seiner Kabelkanäle abschließt. Dazu gehören auch die bekannten Sender CNN, TBS und TNT. Für den Rest zahlt Netflix dann besagte 72 Milliarden Dollar.

Warner Bros. Discovery (WKN: A3DJQZ)

Erinnerungen an Fusion von AOL und Time Warner anno 2000

Damit werden die Warner Studios schon zum zweiten Mal in ihre Geschichte Objekt einer Übernahme durch einen aufstrebenden Tech-Konzern. Im Frühjahr 2000 markierte die Fusion des Internetdienstes AOL mit dem damaligen Medienkonzern Time Warner den Höhepunkt des Dotcom-Booms. Damals zahlte AOL ausschließlich in Aktien. Doch die  "Ehe" verlief unglücklich, als AOL nach dem Platzen der Internetblase zunehmend in Bedrängnis geriet. 

Diesmal handelt es sich um keine Fusion, sondern um eine Übernahme. Sie markiert eine dramatische strategische Wende für Netflix, das noch nie einen Deal dieser Größenordnung abgeschlossen hat. Der Streaming-Pionier wuchs in den vergangenen Jahren zu Hollywoods wertvollstem Unternehmen heran, ohne über eine Bibliothek oder eigene Studios zu verfügen. Zunächst lizenzierte Netflix, das als DVD-Versand begann, fremde Programme. Erst später begann das Unternehmen damit, eigene Inhalte zu produzieren. Zu den größten Netflix-Erfolgen gehören die Serien „Squid Game“ und „Stranger Things“. 

Mit dem Kauf wird Netflix nun gleichzeitig Eigentümer des HBO-Netzwerks sowie dessen Bibliothek mit Erfolgsserien wie „Die Sopranos“, „Game of Thrones“ oder „The White Lotus“. Zu den Vermögenswerten von Warner Bros. gehören auch die Studios in Burbank, Kalifornien, sowie ein umfangreiches Film- und Fernseharchiv, das unter anderem die „Harry Potter“-Filme und die Erfolgsserie „Friends“ umfasst.

Warner Bros. hatte sich im Oktober zum Verkauf gestellt, nachdem mehrere Interessenten ihr Interesse bekundet hatten. Neben Netflix war auch Paramount Skydance Corp. und Comcast Corp. an dem Unternehmen interessiert.

Netflix (WKN: 552484)

Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Warner Bros. Discovery.