Innerhalb des DAX gibt es nicht viele Werte, die über eine höhere Volatilität verfügen als die Aktie der Deutschen Bank. Ein erhöhtes Kursschwankungsrisiko ist bei Aktien mit hohem Kurspotenzial gerechtfertigt – so sieht aktuell das Chance/Risiko-Profil des Finanzwerts aus.
Während der Leitindex derzeit auf eine Vola von 17 Prozent p.a. kommt, liegt diese bei Deutschlands größter Bank bei über 35 Prozent p.a. Nach Jahren der Restrukturierung und wachsender Profitabilität stellt sich die Frage, ob das größte deutsche Geldhaus vor einer nachhaltigen Erholung steht – oder ob neue Risiken die Kursentwicklung belasten könnten.
Was für die Deutsche Bank spricht
Ein zentrales Kaufargument stellt zweifellos die attraktive Bewertung im Branchenvergleich dar. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (2026: 9,1) deutlich unter dem europäischer Wettbewerber und einem Kurs-Buchwert-Verhältnis unter 0,5 wird die Deutsche Bank an der Börse weiterhin als „Discount-Titel“ gehandelt. Diese niedrige Bewertung reflektiert zwar frühere Unsicherheiten, bietet aber im Falle einer stabilen Ertragsentwicklung ein erhebliches Aufholpotenzial. Hinzu kommt die verbesserte operative Stärke: Das Investmentbanking konnte seine Erträge stabilisieren, während das Privatkundengeschäft von höheren Margen im Kreditgeschäft profitiert hat. Zudem wurde die Kostenbasis in den vergangenen Jahren konsequent gesenkt und die Eigenkapitalausstattung liegt auf solidem Niveau. Zudem bietet die attraktive Dividendenrendite von über drei Prozent und das laufende Aktienrückkaufprogramm (noch nicht ausgeschöpft: 113 Mio. Euro) Anlegern eine attraktive Perspektive.
Was gegen die Deutsche Bank spricht
Dennoch ist Vorsicht geboten. Die Zinssenkungserwartungen der Europäischen Zentralbank und der Fed könnten die Nettozinsmarge – einen zentralen Ertragsmotor – erheblich belasten. Sinkende Zinsen drücken traditionell auf die Gewinne von Banken, die von höheren Zinsdifferenzen leben. Zudem bleibt das Finanzsystem fragil: Eine mögliche Konjunkturabkühlung, Ausfälle bei Unternehmenskrediten oder geopolitische Spannungen könnten zu steigenden Risikovorsorgen führen. Die Deutsche Bank ist trotz Fortschritten weiterhin empfindlich gegenüber Marktturbulenzen – insbesondere über ihr Handels- und Investmentbanking-Geschäft. Die Finanzkrise 2008/2009 hat gezeigt, das bei vielen Banken die Risiken häufig den Charakter einer „Black Box“ haben und selbst in den Chefetagen immer wieder unterschätzt werden.
Auch aus technischer Sicht mahnt der angeschlagene Chart zur Zurückhaltung. Nach einer kräftigen Erholung im ersten Halbjahr geriet die Aktie zuletzt unter Druck und scheiterte im September an wichtigen Widerstandszonen und rutschte danach in Richtung des charttechnischen Bodens bei 30 Euro ab. Ohne eine nachhaltige Trendwende drohen weitere Rücksetzer. Auch charttechnische Timingindikatoren deuten derzeit auf keinen sonderlich ausgeprägten Optimismus hin. Auf der Börsen-Website Tradingview legen zum Beispiel von den insgesamt 26 erfassten Parametern gegenwärtig 10 das „Halten“ und jeweils acht das „Kaufen“ bzw. „Verkaufen“ der Bankaktie nahe, was summa summarum zum Gesamturteil „Neutral“ führt.
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