Vor drei Jahren schrieb der Windanlagenbauer noch tiefrote Zahlen. Inzwischen hat Nordex den Turnaround geschafft. 2014 vervierfachten die Hamburger den Gewinn auf 39 Millionen Euro und steigerten den Umsatz um gut ein Fünftel. 2015 soll die Erfolgsstory fortgesetzt werden. Neben Deutschland und Europa soll das Wachstum aus neuen Märkten in Südamerika und Asien kommen, erklärt Vorstand Jürgen Zeschky im Interview. Zudem prüft der Windanlagenbauer, ob man das Projektentwicklungsgeschäft stärkt - eventuell durch Zukäufe. Zeschky schließt nicht aus, dass Nordex selbst zum Übernahmeziel werden könnte. Man sei offen für sinnvolle Partnerschaften.

Nordex hat das zweite Jahr in Folge klar schwarze Zahlen geschrieben. Warum schütten Sie trotzdem nicht eine kleine symbolische Dividende aus?
Für eine tragfähige Dividende reicht es derzeit noch nicht. Wir brauchen das Geld für Investitionen in die Produkt- und Marktentwicklung sowie für die Rückzahlung unserer Anleihe im Frühjahr 2016. Wir haben hohe Entwicklungs- und Forschungsaufwendungen für unsere neue Turbine N131/3000. Und die Erschließung neuer Märkte kostet auch etwas.

Der deutsche Windenergiemarkt boomte 2014. Geht das so weiter?
Wir müssen uns auf die neue Wirklichkeit einrichten. Was wir in Deutschland 2014 gesehen haben und vielleicht 2015 nochmals, wird sich künftig abschwächen. Der Markt hierzulande wird sich normalisieren. Das ist auch gut so, denn wir wollen in Zukunft weniger abhängig vom deutschen Markt sein.

Wo wachsen Sie derzeit außer Deutschland am stärksten?
Wir haben eine gute Auftragslage in Frankreich, Großbritannien und der Türkei. Auch Südafrika und Südamerika gewinnen an Bedeutung. In Uruguay haben wir gerade den zweiten Großauftrag an Land gezogen.

Welche neuen Absatzmärkte visieren Sie an?
Unser Ziel ist es, jedes Jahr ein bis zwei neue Auslandsmärkte zu erschließen. Unsere Niederlassung in Chile ist gerade gegründet, aber auch Pakistan und andere neue Märkte in Asien bieten viel Potenzial. Derzeit schauen wir uns außerdem Nordafrika an.

Wie stark sind Sie in den USA engagiert?
In den USA sind wir nur ein kleiner Spieler und gewinnen einzelne ausgewählte Projekte. Vestas, GE und Siemens dominieren dort.

Haben Sie Expansionspläne für Asien?
Asien ist für uns ein zu schwieriger Markt. China wird von den heimischen Windanlagenbauern kontrolliert. Und in Indien muss man quasi Land kaufen, um überhaupt Projekte akquirieren zu können. Wir visieren allenfalls kleine Märkte in Südostasien an.

Nach dem Verkauf von Senvion durch Suzlon ist Bewegung in den Windenergiemarkt gekommen. Geht die Konsolidierung weiter? Könnte Nordex Übernahmeziel werden?
Eine weitere Konsolidierung ist zu erwarten. Wenn es operativ Sinn macht, sind wir durchaus offen für weitreichende Partnerschaften. Wir wollen uns nicht gegen jede Form von Übernahmen schützen. Aber wir haben starke Ankeraktionäre, die ein Bollwerk gegen feindliche Übernahmen darstellen. Wir fühlen uns derzeit auch ohne industriellen Partner sehr wohl und können wachsen.

Könnten Sie sich vorstellen, ins Projektgeschäft stärker einzusteigen - wie MVV, die jüngst zwei Projektierer, Juwi und Windwärts, übernommen haben?
Ja, wir überlegen uns ernsthaft, ob wir die Projektentwicklung intensivieren.

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