Der Index für das Geschäftsklima fiel im Februar um 1,6 auf 105,7 Punkte, wie das Münchner Institut für Wirtschaftsforschung (Ifo) am Dienstag zu seiner Umfrage unter 7000 Managern mitteilte. Es ist bereits der dritte Rückgang in Folge, was als klares Signal für eine Konjunkturabkühlung gilt. "Die Sorgen der deutschen Wirtschaft werden größer, insbesondere in der Industrie", sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Europas größte Volkswirtschaft dürfte in diesem Jahr nicht so stark zulegen wie bislang angenommen, befürchten nun viele Experten.

Dabei schätzen die Manager die aktuelle Lage sogar etwas besser ein als zum Jahresauftakt. Sie befürchten aber in den kommenden sechs Monaten eine merkliche Eintrübung. "Die Unternehmen waren erstmals seit mehr als einem Jahr mehrheitlich pessimistisch bezüglich ihrer Geschäftsaussichten", so Sinn. Besonders die exportabhängige Industrie blickt angesichts der Krisenherde - von der schwächeren Konjunktur in China über die Debatte um verschärfte Grenzkontrollen in Europa bis hin zu einem drohenden EU-Abschied Großbritanniens - sorgenvoll nach vorn. Die Erwartungen der Industriefirmen gaben so stark nach wie seit November 2008 nicht mehr. Damals - kurz nach dem Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers - stand die Weltwirtschaft am Abgrund.

Auch bei den Dienstleistern sowie im Groß- und Einzelhandel als auch in der exportabhängigen Industrie zeigt die Stimmung nach unten. Sie hellte sich lediglich in der Bauwirtschaft auf, die angesichts niedriger Zinsen und dem großen Bedarf an neuen Wohnungen auf einen anhaltenden Boom hoffen darf.

"PROGNOSEN MÜSSEN KORRIGIERT WERDEN"



An den Börsen sorgte der unerwartet schwache Ifo-Index für schlechte Stimmung. Der Dax verlor ebenso wie der Euro an Wert. "Mit der anhaltenden Flaute in den Schwellenländern und den verschiedenen europäischen Baustellen gibt es derzeit einfach zu vieles, was die Erwartungen der Unternehmen drückt", sagte der Europa-Chefvolkswirt der Nordea Bank, Holger Sandte. "Stagnation oder Rezession sind aber nicht gleich zu befürchten, eher Mini-Wachstum." Das sieht Andreas Scheuerle von der DekaBank ähnlich: "Vor allem die exportlastige Industrie sieht Gefahren für die Weltwirtschaft und damit für ihre Geschäfte aufziehen", so der Ökonom.

Im Schlussquartal 2015 war das deutsche Bruttoinlandsprodukt mit 0,3 Prozent zwar etwas schneller gewachsen als das der weltgrößten Volkswirtschaft USA. Allerdings: Ohne den stark gestiegenen Staatskonsum - vor allem wegen der Unterbringung und Verpflegung von Flüchtlingen - hätte es nur zu einem Mini-Plus von 0,1 Prozent gereicht.

Viele Experten trauen der deutschen Wirtschaft 2016 ein Wachstum auf dem Vorjahresniveau von 1,7 Prozent zu. Ifo-Experte Klaus Wohlrabe befürchtet aber, dass die Prognosen nach dem schwachen Jahresstart nun gesenkt werden müssen. "Wie stark muss noch ausgerechnet werden." Das Ifo-Institut hatte im Dezember sogar noch ein Plus von 1,9 Prozent für möglich gehalten.

Nun komme es besonders auf politische Impulse an: "Die große Unbekannte ist der Staat", sagte Wohlrabe. "Wie viel Geld nimmt der Staat in die Hand, um die Flüchtlingskrise zu bewältigen?" Genügend Puffer sind vorhanden: 2015 erzielte der deutsche Staat dank der guten Konjunktur mit Rekordbeschäftigung und höheren Löhnen einen Überschuss von 19,4 Milliarden Euro. Es ist der größte seit der Wiedervereinigung.

Reuters