von Andreas Büchler




Chart 1 - Intradaychart auf Fünf-Minuten-Basis



Der Abwärtstrend im kurzfristigen Kursbild des DAX ist nach wie vor kristallklar: Erst jenseits von 8950/9000 Zählern würde sich dies ändern, doch aktuell ist es eher die Untergrenze des Trends im Bereich der 8700er-Marke, die unter Druck gerät. Jenseits dieser Zielzone ist auch kein nahe gelegener Bereich im Chart des Index mehr erkennbar, an dem wieder stärkere Käufe zu erwarten sind. Allenfalls das Areal um 8500 Punkte könnte wieder vereinzelt Käufer anlocken, doch sollte die hier mögliche Nachfrage nicht überbewertet werden - eine negative Ausgangssituation also, die aus einer mittelfristigen Perspektive alles Andere als optimistisch stimmt.

Doch zeigt die Erfahrung der Vergangenheit, dass nach einem Kurssturz in diesem Ausmaß, wie er jetzt auch wieder zu beobachten war, eine Gegenbewegung zurück nach oben beinahe zwingend ist. Ausgelöst wird sie oft durch einen einfachen Mechanismus: Marktteilnehmer, die auf fallende Kurse spekuliert haben, nehmen nun Gewinne mit. Dies tun sie, indem sie zuvor leer Verkaufte Aktien (Papiere, die sie sich geliehen und am Markt verkauft haben) nun zurück kaufen, um sie dem Verleiher wiederzugeben. Durch diese so genannten Eindeckungskäufe kommt es zu einer vorüber gehenden Nachfrage am Markt, und damit zu einem Kursanstieg - dieser ist zwar nie von Dauer, da irgendwann alle Short-Positionen aufgelöst sind. Kurzfristig jedoch steigen dadurch die Kurse.

Insbesondere wenn der DAX sich bereits sehr weit von seinen Durchschnittskursen entfernt hat, kommt dieser Effekt zum Tragen. Gut erkennbar wird ein überverkaufter Markt (ein zu starker Absturz) an dem prozentualen Abstand des Index zur 21-Tage-Linie: Er hat sich aktuell um mehr als sieben Prozent von diesem Mittelwert nach unten entfernt, in der Vergangenheit war dies - außer in Crash-Phasen - in der Regel eine beinahe sichere Indikation für eine temporäre Umkehrbewegung zurück nach oben. Anleger, die darauf setzen wollen, können sich unsere Trading-Idee für steigende Kurse am Ende der Analyse (Seite 6) anschauen. Sie hebelt Erholungsbewegungen des DAX um den Faktor 30, solange der Index nicht unter 8430 Punkte fällt, dann ist das Zertifikat ausgeknockt und damit wertlos. Anleger sollten also wie immer nur mit Kleinstbeträgen traden, auch wenn das Chance-Risiko-Verhältnis zunehmend besser wird.


Chart 2 - DAX- Tageschart mit Anzahl Aktien über Vierwochen-Durchschnitt in %



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Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21- und 200-Tage-Linie in %



Im Tageschart ist der Ausbruch unter die 8900er-Marke nun das zentrale Ereignis. Die dort erstmals seit Ende 2013 ausgebliebene Nachfrage lässt für die kommenden Wochen und Monate auf weitere Kursrückgänge schließen. Dabei sind Kursziele von 8500 und 8000/8150 Punkten realistisch. An der letztgenannten Marke verlief lange Zeit das Allzeithoch des Deutschen Aktienindex, sie ist in den Köpfen der Marktteilnehmer noch präsent. Wenn der Index erneut auf dieses Niveau zurück fällt, könnten viele lanfristig denkende Anleger dies als zweite Einstiegschance sehen. Abwenden würde der Markt die negative mittelfristige Prognose nur, wenn er sich zügig und nachhaltig über die 8900 erholt. Ein kurzfristiger Anstieg über diese Zone ist zwar zu erwarten, doch von Dauer dürfte er aus heutiger Sicht nicht sein.





Chart 4 - Wochenchart



Im Wochenchart ist der Aufwärtstrend gebrochen, hier ist Abwärtspotenzial erkennbar. Bevor die Kurse nicht mindestens 25 bis 35 Prozent unter die 200-Tage-Linie fallen, ist der Markt aus ganz langfristiger Sicht nicht als überverkauft zu sehen. Kursverluste bis an die 7500er-Marke, wo eine weitere Unterstützung liegt, sind aus dieser Perspektive durchaus möglich. Allerdings nur, wenn die 8900er-Marke nicht halten sollte. Derzeit ist dies noch offen, Anleger müssen noch nicht mit dem Schlimmsten rechnen.

Insbesondere aus dem übergeordneten Sichtwinkel wird erkennbar: Seit 2009 tendiert der Markt nach oben, und selbst Korrekturen wie der Mini-Crash in 2011 konnten den DAX nicht allzu lange vom Steigen abhalten. Diese Tendenz dürfte sich auch nach einer ausgeprägten Konsolidierung, wenn sie denn kommt, wieder fortsetzen.



Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis





Unterstützungen und Widerstände




























































Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.

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