Für Sportbegeisterte hat das Jahr 2016 einiges zu bieten. Neben der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich stehen die Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro an. Längst sind die Fans nicht mehr auf den Fernseher angewiesen, um Live-Übertragungen verfolgen zu können. Mit Smartphone oder Tablet können sie an jedem beliebigen Ort mitfiebern und sich alle Infos zu den Top-Events besorgen. Möglich machen diese Vielfalt eine zunehmende Verbreitung des Breitbandinternets sowie technisch innovative Geräte.

Die digitale Revolution hinterlässt wohl in keinem Wirtschaftszweig derart tiefe Spuren wie in der Medienbranche. Immer mehr Unternehmen setzen die Transformation konsequent um und greifen damit große Wachstumschancen ab. Insofern überrascht es nicht, dass der Sektor auch an der Börse für beste Unterhaltung sorgt. Auf Sicht von zwölf Monaten steht für den Stoxx Europe 600 Media ein Plus von mehr als einem Viertel zu Buche. Damit zeigt der Branchenindex gegenüber dem breiten europäischen Aktienmarkt eine stattliche Outperformance von zehn Prozentpunkten. Mit einem Tracker-Zertifikat der Commerzbank (siehe Tabelle rechts) können sich Anleger diversifiziert in Europas Medienindustrie positionieren.

Zu den stärksten Einzelwerten zählt ProSiebenSat.1. Michael Romer, Analyst bei der Schweizer Privatbank J. Safra Sarasin, erklärt den Erfolg: "Wie kein anderes europäisches Medienunternehmen nutzt ProSiebenSat.1 die Synergien zwischen Fernseh- und Digitalgeschäft." In der Tat haben die Münchner ihre Abhängigkeit vom TV-Werbemarkt reduziert. Vorstandschef Thomas Ebeling baut dazu die mit Videoportalen, Onlinespielen sowie Shoppingseiten bestückte Digitalsparte sukzessive aus. Den Großteil des Gewinns fährt die Sendergruppe aber nach wie vor im TV-Geschäft ein. Hier spielt ihr das positive Konsumklima in die Hände. Zwar ist ProSiebenSat.1 mittlerweile ambitioniert bewertet. Wegen der fundamentalen Qualität des Konzerns und seiner starken Wachstumsaussichten ist ein Aufschlag gegenüber Konkurrenten wie die RTL Group aber gerechtfertigt. Da die Aktie zudem eine attraktive Dividendenrendite sowie die Chance auf den DAX-Aufstieg mitbringt, bleibt sie unser Branchenfavorit.

Dagegen entziehen wir Publicis Group das Prädikat "Top-Pick". Nach einem schwachen dritten Quartal musste die Werbeagentur die Prognose für 2015 stutzen. Während wir den französischen Bluechip auf "Beobachten" herabstufen, halten wir an der Kaufempfehlung für WPP fest. Der Branchenkrösus hat das Tempo zuletzt erhöht. Von Januar bis September steigerten die für globale Marken wie Ford oder Unilever tätigen Briten ihre Erlöse um 3,3 Prozent. Damit stehen die Chancen gut, dass WPP das Wachstumsziel für 2015 von mehr als drei Prozent erreicht. Im kommenden Jahr wartet wegen der Kombination aus sportlichen Großereignissen und den US-Präsidentschaftswahlen ohnehin eine Sonderkonjunktur auf die globale Werbebranche.

Grund zur Vorfreude hat Lagardère. Die französische Gruppe sollte allein wegen ihrer lokalen Präsenz mit TV-Sendern, Radiostationen, Magazinen und Internetportalen von der Fußball-EM profitieren. Fest steht, dass der Geschäftszweig Sportvermarktung die Fanmeile in Paris organisiert. Hinzu kommt eine an Bahnhöfen und Flughäfen mit Shops und Restaurants präsente Sparte für den Reise-Einzelhandel. Von diesem größten Geschäftszweig hängen die am 10. November (nach Redaktionsschluss) anstehenden Quartalszahlen maßgeblich ab. Wir rechnen mit einem soliden Zwischenbericht und raten zum Kauf des günstig bewerteten und charttechnisch interessanten Bluechips.

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Aussichtsreicher Spezialwert



Im Schatten der Branchenriesen gelang Constantin Medien das Börsencomeback. Auf Sicht von zwölf Monaten legte der Small Cap um gut die Hälfte zu. Operativ sorgt die Filmsparte gerade für Aufsehen. Die Komödie "Fack Ju Göhte 2" lockte knapp 7,5 Millionen Zuschauer in die Kinos. Darüber hinaus landete Constantin mit der Satire "Er ist wieder da" - der Streifen zählt mittlerweile annähernd zwei Millionen Besucher - einen Coup. Parallel dazu macht sich die Digitalisierungsstrategie beim Fernsehsender Sport1 zusehends bezahlt. Konzernweit ist der für dieses Jahr angepeilte Turnaround in trockenen Tüchern, Vorstandschef Bernhard Burgener hat die Prognose gerade zum zweiten Mal erhöht. 2016 sollte Constantin beim Gewinn durchstarten. Dafür spricht allein die DVD-, Download- und TV-Auswertung der jüngsten Kinoerfolge. Für die Plattform Sport1 bietet das kommende Jahr ohnehin einen perfekten Nährboden.





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