Wer auf eine gute Geschäftsidee kommt, hat im Idealfall ausgesorgt. Okay, da sind meist noch ein paar Hürden. Ohne Kredit klappt es mit der Umsetzung der Idee in der Regel nicht, ein Businessplan muss her, und vor allem muss die Idee, wie man so sagt, marktfähig sein. Klar, wer ein Smartphone erfindet, es aber nicht an die Kunden bringt, mag ein Genie sein, kann sich dafür aber nichts kaufen.

Klappt es jedoch sowohl mit der Idee als auch mit der validen Aussicht auf einen Markt dafür, stellt sich früher oder später die Frage, auf welchem Weg die Einnahmen bei dem noch jungen Unternehmen landen. Oder wie das Unternehmen selbst seine Rechnungen begleicht. Die Antwort: Ein Geschäftskonto muss her. Im Jahr 2021 womöglich primär ein digitales Geschäftskonto.

Grund genug für BÖRSE ONLINE, sich den Markt solcher digitalen Geschäftskonten genauer anzusehen. Ein nicht ganz triviales Unterfangen, denn das Angebot an solchen Konten für Soloselbstständige sowie kleine, mittlere und große Unternehmen ist riesengroß. Und es wird ständig größer, weil in der Welt der digitalen Konten neben Direkt- und Filialbanken auch immer mehr Fintechs mitmischen, die Fyrst heißen können, Penta, Qonto oder Revolut.

Fintechs mischen den Anbietermarkt auf

"Weil immer mehr Bankengeschäft in den digitalen Raum wandert, sind die Markteintrittsbarrieren für neue Anbieter deutlich gesunken", sagt Johannes Higle vom Sozialwissenschaftlichen Institut Schad (SWI), das wir mit dem Test "Digitales Geschäftskonto 2021" beauftragten. Dadurch bekämen die etablierten Banken neue Konkurrenz. "Die Newcomer bieten Standardleistungen teilweise deutlich günstiger an und versuchen, onlineaffine Kunden durch ein frischeres Image, weniger Bürokratie oder innovative Zusatzleistungen zu überzeugen." Unter solchen Zusatzleistungen sind etwa Unterkonten, Tools fürs Management der Finanzen, ein Aktivitätsbonus, Ticketservice oder Software für die Buchhaltung zu verstehen.

Für den Test hat das SWI 51 Konten von 22 Anbietern genau unter die Lupe genommen. Grundvoraussetzung dabei: Es wurden nur Konten geprüft, bei denen sowohl der Eröffnungsprozess als auch die alltägliche Kontoführung digital erfolgen. Konten ausschließlich für spezifische Zielgruppen wie Start-ups fielen raus. Die Tester werteten die Höhe diverser Gebühren aus und führten die Ergebnisse in der Testkategorie "Konditionen" zusammen. Sodann verglichen sie die Leistungen. Dazu gehören nach dem Design des Tests unter anderem der Service, die Höhe der Einlagensicherung und Aspekte wie die Möglichkeit von Echtzeitüberweisungen (siehe Kasten "So wurde getestet").

"Das Angebot der digitalen Geschäftskonten unterscheidet sich qualitativ teilweise dramatisch", erklärt Higle. So gab es beileibe nicht nur Konten mit Bestbewertung. Vielmehr erhielt in den Einzelkategorien jeweils ein Anbieter nur die Note mangelhaft. Bei den Konditionen betraf das Revolut mit dem Konto "Scale" und bei den Leistungen Holvi mit dem Konto "Lite". In der Sparte Konditionen gab es zudem zwei Konten der Hypovereinsbank, die nur ein "ausreichend" bekamen. Beim Thema Leistungen setzte es siebenmal ein "ausreichend". Davon sind einzig Fintechs wie Bunq, Fidor, Fyrst, Holvi und Penta betroffen. Auf der anderen Seite vergab das SWI bei den Konditionen sechsmal die Bestnote "sehr gut +", bei den Leistungen immerhin zweimal.

Dreifacher Testsieger: N26

In der Gesamtwertung belegte die Smartphonebank N26 mit ihren drei getesteten Konten die ersten drei Plätze. Sie bekamen so viele Punkte, dass es gar für ein "sehr gut +" reichte. Die Konten bei den Berlinern überzeugten im Test sowohl mit hervorragenden Konditionen, also insbesondere vergleichsweise niedrigen monatlichen Kosten, als auch mit weit überdurchschnittlichen Leistungen inklusive einer Reihe von zusätzlichen Features. So sind bei den Konten vom Typ Business Smart und Business You jeweils zehn Unterkonten möglich. Alle drei N26-Konten bieten ein Finanzmanagementtool, Push-Nachrichten bei Kontobewegungen, 0,10 Prozent Cashback auf alle Kartenzahlungen und die Möglichkeit, Transaktionen Notizen hinzuzufügen.

Für alle N26-Konten gilt: Auf Gebühren für Buchungsposten wird verzichtet, und mit dem Feature N26Cash kann zum Beispiel bei Supermärkten Bargeld ein- und ausgezahlt werden. Selbst das Premiumkonto Business You ist mit 9,90 Euro Gebühr im Monat vergleichsweise günstig, denn viele Leistungen sind mit dem Betrag bereits abgegolten.

Doch die N26-Konten sind nicht überall ganz vorn. So belegt das Geschäftskonto DKB-Business der DKB in der Kategorie Konditionen den ersten Rang. Zwar verlangt die Bank eine monatliche Grundgebühr von immerhin 15 Euro, doch dafür fallen fast alle variablen Gebühren weg. Das bei den Konditionen zweitplatzierte Konto N26 Business hat zwar keine Grundgebühr, aber es ist zum Beispiel keine Girokarte dabei. Die kostet zehn Euro extra. Außerdem nimmt N26 schon oberhalb 50 000 Euro einen Strafzinssatz von 0,5 Prozent. Bei der DKB liegt die Freigrenze mit 100 000 Euro doppelt so hoch.

Nicht jede Zusatzleistung passt immer

In der Sparte Leistungen landeten die N26-Konten Business You und Business Smart an der Spitze. Dahinter folgen, jeweils mit der Note "sehr gut", digitale Geschäftskonten der Kreissparkasse Köln. Ein "sehr gut" schafften auch Konten der Großbanken Commerzbank und Deutsche Bank. Und auch das dritte getestete N26-Konto ("Business") bekam noch ein "sehr gut".

Doch nicht jedes Konto ist für jede Firma oder jeden Soloselbstständigen gleich gut geeignet. So sind viele Zusatzleistungen bei Konten der Kreissparkasse Köln nur in der Region Köln attraktiv. Darunter ein Ticketservice für regionale Veranstaltungen oder ein Cashback von zwei Prozent für private Kunden der Geschäftskonto- Inhaber.

Andersherum sind nicht alle Konten, die im Test auf hinteren Rängen landeten, grundsätzlich schlecht. So kostet Revoluts Konto "Scale", in der Gesamtwertung Tabellenletzter, zwar 100 Euro Grundgebühr und vielerlei Gebühren obendrauf, doch es bietet dafür eine Spezialität: Nutzer können ihr Geldvermögen in verschiedenen Währungen halten. Das Konto könnte sich für spezielle Geschäftsmodelle etwa im Import- und Exportsektor also lohnen.

Generell können Konten ohne Grundgebühr schnell mal teurer werden als welche mit. Beispiel Fyrst Base, im Gesamtklassement auf Rang 43. Das Konto kostet keine Grundgebühr, aber: 5,00 Euro pro Bargeldeinzahlung, 1,90 Euro pro Bargeldauszahlung, ab der 51. Buchung im Monat 0,19 Euro je Vorgang, 13,08 Prozent Zinssatz für Kontokorrentkredit.

Commerzbank bei Filialbanken vorn

Wer trotz aller Digitalität seines Geschäftskontos Wert auf persönlichen Service in einer Filiale legt, ist am besten mit Konten der Commerzbank, der Hamburger Sparkasse und der Targobank bedient. Ausreißer nach unten ist hier die Hypovereinsbank. Sie verlangt bis zu 130 Euro Grundgebühr und bietet dafür nur begrenzte Leistungen.

Higle gibt Geschäftsleuten noch ein paar Tipps. "Unternehmer sollten sich vor Kontovertragsabschluss überlegen, was sie wirklich für ihren Zahlungsverkehr brauchen", sagt er. "Es kann auch nicht schaden, sich in der eigenen Branche umzuhören, welche Anbieter sich bewährt haben."

Sodann gibt es immer mehr speziell zugeschnittene Geschäftskonten. Das heißt: Prüfen Sie genau, ob ein Konto wirklich passt. Higle: "Als Gastronom braucht man vielleicht weniger die Wintersportversicherung, die beim Konto N26 Business You enthalten ist." Viel wichtiger sei für ihn, mit Blick auf Trink- und Wechselgeld, "die Möglichkeit, kos- tenlos Münzgeld ein- oder auszuzahlen". Das gehe etwa bei der Hamburger Sparkasse immerhin fünfmal im Monat.

Und dann hat der SWI-Experte noch einen Ratschlag. "Wer mehr als 15 Euro im Monat zahlt, sollte aus dem Stand zwei bis drei echte Leistungsvorteile seines Geschäftskontos nennen können. Andernfalls zahlt er wahrscheinlich zu viel."

Lesen Sie hier das Gesamtergebnis des Tests.