Mit diesen drei Dividendenaktien aus Europa erhalten Sie bis zu neun Prozent Dividendenrendite. Warum eine hohe Dividende gerade jetzt wichtig ist und worauf Anleger achten sollten. Von Johann Werther

In unsicheren Zeiten an der Börse sind unter Investoren vor allem Dividenden beliebt. Sie stellen eine gute Abwechslung zu den roten Kursverlusten dar und haben schon so manchen Anleger vom Verkaufen abgehalten. Allerdings sind hohe Dividenden meist ein Warnsignal für vergangene Kursverluste und eventuelles operatives Versagen. Doch welche europäischen Werte bieten eigentlich eine hohe Ausschüttungsquote ohne, dass man ständige Angst vor einer kommenden Insolvenz haben muss?

E.ON (5,19 Prozent)


Als Erstes auf der Liste steht das deutsche Energieunternehmen E.ON, welches sein operatives Geschäft in die Sparten Energienetze, Kundenlösungen und erneuerbare Energien aufspaltet. Außerdem ist E.ON noch als Betreiber von fossilen und Kernkraftwerken, sowie als Endkundenversorger unterwegs. Dabei bewirtschaftet der Konzern allerdings nicht nur sein Heimatland, sondern ebenso Schweden, Ost- und Mitteleuropa, sowie die Türkei.

Das Unternehmen profitiert also nicht nur vom Ausbau erneuerbarer Energien, sondern erntet auch immer noch einiges an Geld mit dem "alten" Business der Energiekraftwerke. Insgesamt setzte E.ON mit allen Geschäftsfeldern zusammen 96,6 Milliarden um und erzielte daraus ein EBIT von 7,2 Milliarden. Wer mehr die klassischen Kennzahlen nutzt, dem wird klar, dass E.ON neben der Dividendenrendite von oberhalb der 5-Prozent-Marke auch eine interessante Bewertung mit einem KGV unter 5 bietet.

Allerdings ist dieses Geschäft nicht ohne Grund so günstig gepreist. Neben den Problemen der Versorger durch den Russland-Ukraine-Krieg ist die komplette Transformation des Konzerns auf erneuerbare Energien noch nicht abgeschlossen. Trotzdem hat sich die E.ON Aktie auf Sicht der letzten fünf Jahre wertstabil gehalten und die Dividende von im Jahr 2018 30 Cent auf nunmehr 49 Cent angehoben.

ING (7,85 Prozent)


Nummer 2 auf der Liste der Hochdividendenwerte aus Europa ist die niederländische Bank ING. Bekannt wurde diese in Deutschland vor allem als ING Diba durch die Fernsehwerbung mit dem Basketball-Star Dirk Nowitzki. Allerdings könnte auch die ING Aktie ein Volltreffer sein, da hier Anlegern eine hohe Dividendenrendite von über sieben Prozent winkt.

Das operative Geschäft der ING teilt sich in die klassischen Sparten Privat- und Geschäftskunden, wobei man sich bei letzterem gerade auf kleinere und mittlere Unternehmen konzentriert. Das Geschäftsfeld der Bank erstreckt sich sogar bis nach Australien, wo ein Tochterunternehmen seine Finanzdienstleistungen anbietet.

Doch nicht nur auf der Ausschüttungsseite könnte die Aktie interessant sein. Bereits im Juli erhielt das Papier, mit 34 Milliarden Euro Marktkapitalisierung, vier Kaufempfehlungen der Häuser UBS, J.P. Morgan, Credit Swiss und Goldmann Sachs. Das mittlere Kursziel liegt hier bei 14,38 €, da man davon ausgeht, dass die Bank in Zukunft von steigenden Zinsen profitieren und noch weiter wachsen kann.

Imperial Brands - Das Geschäft mit der Sünde (9,03 Prozent)


Imperial Brands gehört zu den fünf größten Tabakherstellern. Mit Marken wie West, Davidoff oder JPS vertreibt man in 120 Märkten Zigaretten, Zigarren und alternative Rauchprodukte wie E-Zigaretten. Aktuell macht das in Großbritannien ansässige Unternehmen damit einen Umsatz von 32 Milliarden Pfund, was ca. 28 Milliarden Euro entspricht. Diesen konnte das Unternehmen in den letzten Jahren um ca. 5 Prozent p.a. kontinuierlich steigern, genauso wie den operativen Gewinn, welcher mit mehr als 6 Prozent wuchs. Was zunächst seltsam anmuten mag, ist jedoch tatsächlich Realität - die Tabakbranche wächst. Grund dafür sind die Schwellenländer wie China, welche durch ihren gesellschaftlichen Wohlstandsaufstieg zunehmend und öfter ehemalige "Luxusprodukte" wie Tabak und Alkohol konsumieren. Während der Umsatz in der "alten" westlichen Welt zurückgeht, konzentriert sich der britische Konzern vornehmlich auf die Wachstumsmärkte in Asien.

Aktuell wichtigstes Thema für Imperial Brands ist einerseits der Aufbau der Sparte alternativer Rauchprodukte, welcher erst 2,5 Prozent des Umsatzes ausmacht und andererseits den Abbau der Verschuldung. So war Imperial Brands bisher mit dem dreifachen operativen Ergebnis verschuldet, die der Konzern auch zulasten der Dividende eingestampft hat. Allerdings bietet das Unternehmen seinen Aktionären immer noch eine Ausschüttung in Höhe von 1,64 € pro Aktie, was einer Dividendenrendite von ca. 9 Prozent entspricht, welche bis auf die neuerliche Kürzung stets fester und ansteigender Bestandteil der Kapitalmarktpolitik war.

Wer also ein Investment erwägt, sollte sich aber auch des entsprechenden Risikos bewusst sein. Tabakhersteller müssen viel Lobbyarbeit betreiben, um noch höhere Steuern oder gar Verbote zu verhindern. Allerdings hat das Beispiel Neuseeland gezeigt, wie wenig hilfreich diese sind, da kurz nach dem rasanten Anstieg der Preise auf bis zu 20 € pro Schachtel Zigaretten auch die Kriminalitätsrate massiv anstieg.

Fazit zu Aktien mit hoher Dividende


Tatsächlich gibt es einige Dividendenaktien aus Europa, welche sich für Investoren lohnen könnten und die Schmerzen der aktuellen Kursverluste ausgleichen. Allerdings stellt eine Dividendenrendite keinesfalls die einzige Kennzahl für Investoren dar und erleichtert den Anleger auch nicht um eine intensive Analyse. Ausschüttungen sind und bleiben ein Bonuspunkt, welcher zum Kaufen einladen kann, aber keineswegs jener der darüber entscheiden sollte.