Bereits auf den nächsten Sitzungen soll die Passage auf den Prüfstand, wie aus den Protokollen der November-Sitzung der Fed hervorgeht. Nach voraussichtlich vier Erhöhungen in diesem Jahr dürfte die Notenbank 2019 eine weit ruhigere Gangart einlegen. Er gehe davon aus, dass die Fed geduldiger agieren werde, sagt US-Ökonom Tim Duy von der Universität Oregon.

An den Märkten wird nun darüber spekuliert, ob es 2019 nur noch ein bis zwei Zinserhöhungen geben wird - statt der zunächst avisierten drei. Kürzlich ließ Zentralbankchef Jerome Powell die erstaunte Fachwelt im New Yorker Economic Club wissen, dass die Fed der sogenannten neutralen Zinszone sehr nahe sei und sich nun eher vorsichtig weiter vortasten müsse. Als neutral beschreibt die Notenbank ein Zinsniveau, wodurch die Gesamtwirtschaft weder gebremst noch angetrieben wird.

Noch Anfang Oktober hatte das ganz anders geklungen. Damals war die neutrale Zone laut Powell noch weit entfernt. In der Welt der Notenbanken, in der jedes Wort auf die Goldwaage gelegt wird, signalisiert Powells geänderte Rhetorik eine "dramatische Wende", wie Ökonom Walter Todd vom Finanzhaus Greenwood Capital hervorhebt.

TRUMP IST UNGLÜCKLICH MIT "JAY"



Die Fed sieht sich seit Monaten scharfer Kritik von Trump ausgesetzt, der die Notenbank für "verrückt" erklärt hat. Er befürchtet, dass der durch seine radikale Steuerreform zusätzlich befeuerte Aufschwung im Zuge der Verteuerung des Geldes abgewürgt wird. Trump hat sich daher auf Powell eingeschossen, der in dem auf Vornamen fixierten Washingtoner Politikbetrieb intern unter "Jay" firmiert. "Bislang macht mich meine Wahl von Jay noch nicht einmal ein kleines bisschen glücklich", klagte der Präsident zuletzt in der "Washington Post".

Nun fragen sich Experten, ob Trumps verbale Breitseiten bei Powell Wirkungstreffer erzielt haben. "Man kann eigentlich kaum glauben, dass Powell sich vom US-Präsidenten eine weichere geldpolitische Haltung hat einflüstern lassen", sagt Ökonom Andy Scott vom Finanzberatungshaus JCRA. Allerdings sei es erstaunlich, dass der oberste Währungshüter seine Meinung innerhalb weniger Wochen geändert habe, ohne dass miese Wirtschaftsdaten einen Grund dafür lieferten.

Seit Mitte September hat der gelernte Jurist Powell mit Richard Clarida einen Vizechef an seiner Seite, der als Wirtschaftsprofessor und Harvard-Absolvent einen hervorragenden Ruf in der Ökonomenzunft genießt. Er hatte bereits vor rund zwei Wochen einen Testballon steigen lassen, der die nun weit stärker beachtete Rede Powells in New York offenbar vorbereiten sollte. Clarida sagte damals, die Fed bewege sich auf die von den Währungshütern als neutral eingeschätzte Zinszone von 2,5 bis 3,5 Prozent zu und müsse daher Vorsicht walten lassen. Aktuell liegt die Spanne mit 2,0 bis 2,25 Prozent nur knapp darunter.

WIE WÄR'S MIT "STRAFFUNG LIGHT"?



Die Notenbank hat die Zinsen in diesem Jahr bereits drei Mal erhöht und könnte im Dezember nachlegen. Anschließend dürften die Karten jedoch neu gemischt werden. Zu denken geben dürfte den Währungshütern insbesondere, dass die US-Wirtschaft im dritten Quartal an Schwung verloren hat. Für das laufende Vierteljahr wird von Experten mit einer weiteren Verlangsamung gerechnet, da die von Trump entfachten Handelskonflikte ihren Tribut fordern dürften.

Statt die Wirtschaft mit Zinserhöhungen irgendwann außer Tritt zu bringen, könnte die Fed auch auf einen schnelleren Abbau ihrer aufgeblähten Bilanz setzen. Eine solche Art geldpolitischer "Straffung light" hatte Finanzminister Steven Mnuchin einem Medienbericht zufolge in einem Beraterkreis zur Diskussion gestellt. Demnach warf er in der Runde aus Investoren und Anleihen-Händlern die Frage auf, ob es besser sei, wenn die Fed die Zinsen erhöhe oder wenn sie ihre Bilanz schneller eindampfe. Die Notenbank hat in den Jahren nach der Finanzkrise der Wirtschaft mit dem massenhaften Ankauf von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren auf die Sprünge geholfen und erhöhte ihre Bilanz so zwischenzeitlich auf 4,5 Billionen Dollar. Im Zuge der Konjunkturerholung wurde die Summe aber wieder abgebaut, indem auslaufende Papiere in mehreren Stufen nicht mehr ersetzt werden.

rtr