Fulminant startete die Weltwirtschaft in das Jahr 2018. Was dann folgte, war Ernüchterung pur. Bedingt durch die wachsende Unsicherheit im Zusammenhang mit dem globalen Handelskonflikt, der Haushaltssperre in den USA und den Turbulenzen um den Brexit kam es zu einem deutlichen Abverkauf, was letztlich zum schlechtesten Börsen-Dezember seit den 1930er-Jahren führte.
So viel ist klar: Auch 2019 wird für Konjunktur und Kapitalmärkte kein leichtes Jahr. Die Wachstumsabschwächung reicht aber noch nicht aus, um die Weltwirtschaft in eine Rezession zu führen. Diese Einsicht der Investoren wurde im ersten Quartal auch von geopolitischer Seite untermauert. Zum einen entspannte sich die Lage im Handelsstreit zwischen den USA und China merklich, zum anderen machten die moderateren Stimmen aus den Zentralbanken Hoffnung. Richtungsweisend war in diesem Zusammenhang die März-Sitzung der US-Notenbank: Die Währungshüter setzten mit Blick auf die konjunkturelle Schwäche ihre geldpolitischen Straffung aus. Die Leitzinsen blieben unverändert bei 2,25 bis 2,50 Prozent, und man betonte, die Geldpolitik stärker an den Wirtschaftsdaten ausrichten zu wollen.
Auch die Europäische Zentralbank erteilte Fantasien um eine Zinsanhebung für dieses Jahr eine Absage. Die Unterstützung vonseiten der Zentralbank verfehlte ihre Wirkung nicht. Obwohl wichtige politische Fragen wie der Brexit nach wie vor nicht geklärt sind und auch die Wachstumsprognosen nach unten revidiert wurden, verzeichneten die Aktienmärkte bis Ende März den höchsten Kursanstieg im ersten Quartal seit 1987.
Der abrupte Trendwechsel an den Kapitalmärkten hat verdeutlicht, wie schwankungsanfällig und sensibel die Börsen im spätzyklischen Umfeld sind. Daher wird es angesichts geopolitischer Entspannung und weniger restriktiver Geldpolitik im weiteren Jahresverlauf insbesondere darauf ankommen, dass sich auch die Weltwirtschaft nachhaltig erholt. Denn die Investoren haben eine Stabilisierung der Konjunkturdynamik bereits im ersten Quartal teilweise vorweggenommen - umso wichtiger, dass die Wirtschaftsdaten nun nachziehen.
Beachtlich ist in diesem Zusammenhang die nach wie vor starke Diskrepanz der Frühindikatoren aus dem verarbeitenden Gewerbe im Vergleich zu Nachrichten aus dem Dienstleistungssektor: Während die Industrie schwächelt, ist der Servicebereich noch überraschend stabil. Darüber hinaus ist in räumlicher Hinsicht die Spreizung sehr stark. Besonders betroffen scheint Europa, und hier vor allem das exportorientierte Deutschland. Allerdings lassen einzelne Datenpunkte wie zuletzt der Ifo-Geschäftsklimaindex auf eine Bodenbildung schließen. Auch die jüngsten Einkaufsmanagerindizes aus China geben Hoffnung für eine weltweite Konjunkturaufhellung. Eine durchgreifende Verbesserung auf breiter Front zeigen die Daten allerdings nicht.
Staatsanleihen aus Kerneuropa zumindest als Risikopuffer
In dieser Situation gilt es für Anleger mehr denn je, schnell und flexibel auf die teils schwer kalkulierbaren Risiken und ihre makroökonomischen Auswirkungen zu reagieren. Aktiver Selektion kommt demnach eine Schlüsselrolle zu. Grundsätzlich erscheinen derzeit insbesondere Aktien aus den Industrieländern als chancenreich, da diese von der gewachsenen geldpolitischen Unterstützung profitieren.
Für die eher zyklischen Aktienmärkte der Eurozone kommt es vor allem auf eine Verbesserung der Wirtschaftsindikatoren an, während die Steuersenkung und die Inlandsnachfrage den US-Konzerne nach wie vor Aufwind verleihen dürften. Für die Rentenmärkte gilt: Staatsanleihen aus den Kernländern der Eurozone sind wegen ihrer niedrigen Renditen wenig attraktiv, dienen in der Vermögensstruktur in diesem Umfeld aber als wichtiger und guter Risikopuffer.
Generell kann man sagen: Wir befinden uns nun mal in einer reifen Phase des Konjunkturzyklus, in der sich die Investoren darauf einrichten müssen, dass die wirtschaftliche Dynamik in den wichtigsten Marktwirtschaften tendenziell nachlässt.
Kurzvita
Max Holzer
Leiter
Relative Return bei Union Investment
Holzer leitet seit 2017 im Portfoliomanagement von Union Investment die Abteilung Relative Return innerhalb des neu aufgestellten Bereichs Multi Asset. Zuvor führte er von 2004 bis 2016 die Einheit Asset Allocation. Union Investment ist die Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken und mit aktuell rund 330 Milliarden Euro verwaltetem Vermögen einer der größten deutschen Vermögensverwalter für private und institutionelle Anleger.