Forsa-Chef Manfred Güllner spricht von einem Mitläufer-Effekt. Dieser sei nach Wahlerfolgen oft zu beobachten, sagte er dem "stern". Außerdem sammele die Partei zunehmend Stimmen vom rechten Rand. Der AfD-Aufstieg birgt nach Ansicht der Rating-Agentur S&P Zündstoff für Euro-Krisenländer.

Bislang sei Bundeskanzlerin Angela Merkel im eigenen Land auf keinen größeren Widerstand gegen ihre Politik in der Euro-Krise gestoßen, heißt es in einer Analyse der Bonitätswächter. Dies habe ihr in Brüssel mehr Spielraum für Kompromisse ermöglicht. Sollte Merkel ihre Gangart unter dem Eindruck des AfD-Aufstiegs verschärfen, würden die Krisenstaaten dies durch höhere Zinsen am Kapitalmarkt zu spüren bekommen, warnt S&P-Analyst Moritz Kraemer. Er verweist darauf, dass die AfD derzeit in Umfragen spielend die 5-Prozent-Klausel nehme.

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RENDITEN DER KRISENLÄNDER IM FOKUS

Angesichts dieses Zulaufs hat die AfD unter Parteichef Bernd Lucke laut S&P das Zeug dazu, die europapolitische Linie der Regierung zu beeinflussen: "Die CDU von Bundeskanzlerin Angela Merkel könnte versuchen, durch eine härtere Regierungslinie Wähler zurückzugewinnen", heißt es in dem Papier von Standard & Poor's. Dass Deutschland bei der Unterstützung der in Not geratenen Länder konstruktiv mitgewirkt habe, habe auch eine positive Wirkung auf deren Bonität gehabt. Staaten wie Spanien und Italien konnten sich in jüngster Zeit zu historisch niedrigen Zinssätzen am Kapitalmarkt frisches Geld besorgen. Sollten die Investoren auch nur "Anzeichen für eine Verschärfung" des deutschen Kurses wahrnehmen, werde das Vertrauen in die Krisenländer bröckeln, warnt der S&P-Analyst. Die AfD hat sich gegen die Rettungsmaßnahmen für überschuldete Euro-Staaten ausgesprochen und lehnt den Euro in seiner jetzigen Form ab.

Reuters