Die Weltbevölkerung wächst, ebenso wie der Wohlstand in vielen Schwellenländern. Beides treibt die Nachfrage nach Agrarprodukten. Gleichzeitig ist der Zugang zu landwirtschaftlichen Flächen global begrenzt. Analog zur wachsenden Bevölkerung hat sich die Fläche pro Kopf in den vergangenen 50 Jahren bereits fast halbiert. Kurz: Die Weichen für die Ernährung der Weltbevölkerung von morgen werden heute gestellt. Und Rumänien könnte hierbei eine wichtige Rolle zukommen.

Das Land gehört mit 9,4 Millionen Hektar landwirtschaftlicher Fläche zu den größten Agrarstaaten der EU. Und dennoch muss Rumänien als eine der einstigen Kornkammern Europas heute einen Großteil seiner Lebensmittel importieren. Denn insbesondere bei Effizienz und Bewirtschaftungstechnik liegt die rumänische Landwirtschaft weit hinter westeuropäischen Standards.

Eben dieses Potenzial erkennen immer mehr institutionelle Anleger und investieren verstärkt in landwirtschaftliche Flächen in Rumänien. Im Vergleich zum Westen, aber auch zu anderen Regionen Osteuropas sind die Erwerbspreise noch relativ gering. Außerdem können große arrondierte landwirtschaftliche Flächen erworben werden - ideal für eine effiziente Bewirtschaftung. Die geografische Lage sowie der direkte Zugang zu den Donauhäfen einerseits und dem Schwarzen Meer andererseits bieten Potenzial, auch neue regionale und internationale Märkte zu erschließen. Und zu guter Letzt bietet Rumänien als EU-Mitglied Anlegern natürlich Rechtssicherheit - trotz oder gerade auch vor dem Hintergrund der jüngsten Korruptionsvorwürfe im Land, die ein weiterer Beleg dafür sind, dass mit alten Strukturen aufgeräumt wird.

Auf Seite 2: Einstieg gestaltet sich schwieriger als erwartet





Trotz all dieser offensichtlichen Vorzüge: Leicht ist es natürlich nicht, die richtigen Investitionsobjekte in der rumänischen Donautiefebene ausfindig zu machen. Zum einen müssen sich Investoren darauf einstellen, in eine "andere Welt" einzutauchen. Gerade in den ländlichen Regionen ist die Armut nach wie vor groß, Unterschiede in Kultur und Mentalität müssen berücksichtigt werden. Denn mit dem Kauf einer Agrarfläche ist es natürlich nicht getan. Der Ertrag eines Investments setzt sich nur zum Teil aus der Wertsteigerung des Bodens zusammen. Den regelmäßigen Cashflow erzielen Investoren über die Pachteinnahmen. Und sollen diese auch stetig fließen, muss die lokale rurale Bevölkerung einbezogen werden - auch unter Nachhaltigkeitsaspekten.

Hier wird klar, dass es für Investitionen einen in der Landwirtschaft äußerst erfahrenen Partner braucht, um diese Herausforderungen zu meistern. Denn schon die Identifikation von interessanten, nachhaltigen Assets kann sich für Branchenfremde als schwierig erweisen, besteht doch die Gefahr, dass man bei reiner Spekulation und ohne Erfahrung die Flächen zu teuer einkauft. Und: Trotz Donauhäfen und einer teils guten Basis können je nach Region Folgekosten für die Infrastruktur auf Investoren zukommen. Hierfür können zwar häufig EU-Fördermittel abgerufen werden, aber auch dazu braucht es Erfahrung und das nötige landwirtschaftliche Know-how.

Ohne tieferes Verständnis landwirtschaftlicher Prozesse ist aber auch die Frage nach der Investitionsart nicht ohne Weiteres zu beantworten. Agribusiness Investments - allen voran solche in landwirtschaftliche Flächen - sind illiquide und langfristig orientierte Anlagen. Investoren sollten mindestens einen Anlagehorizont von zehn, besser 15 oder 20 Jahren mitbringen - ein Grund, warum sich bisher überwiegend institutionelle Investoren für die aufstrebende Assetklasse interessieren. Aber auch die Investitionssummen sind aus Sicht von Privatanlegern natürlich sehr hoch. Fondslösungen gibt es bisher nur sehr wenige. Unter Risikoaspekten sollten aber auch hier die Mindestanlagesummen nicht zu niedrig liegen. Denn trotz aller Chancen: Mit Agribusiness Investments ist vor allem derjenige erfolgreich, der die Risiken richtig einschätzen und sich langfristig engagieren kann.

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Julian Voss

Voss ist seit Mai 2014 Vorstand der Areano AG. Darüber hinaus ist er Gründungsgesellschafter der Agrifood Consulting. Seit 2011 ist er zudem Professor für Food und Agribusiness- Management an der PFH Private Hochschule Göttingen. Areano ist ein Spezialist für Investitionen in die Agrar- und Ernährungswirtschaft und begleitet professionelle und institutionelle Investoren bei ihren Engagements.