Das Jahr 2016 ist in zweierlei Hinsicht beachtenswert: zum einen wegen seiner Dürreperioden, zum anderen aufgrund des Hochwassers. Eine einheitliche Wetterlage gab es bislang nicht. Das traf - wenn man so will - auch auf den Finanzmarkt zu. Eine Assetklasse nach der nächsten stieg im Wert, trotz eines weltweit stagnierendem Wirtschaftswachstums und schwächelnder Unternehmensgewinne. Warum treiben Investoren den Markt nach oben?
Die extrem akkommodierende Geldpolitik der Zentralbanken ist die plausibelste Erklärung. Da ein beträchtlicher Teil der weltweiten Renditen langfristiger Staatsanleihen im negativen Bereich liegt, fließen Kapitalströme statt wie normalerweise in hochwertige, festverzinsliche Wertpapiere nun in Dividendenwerte. Diese Renditejagd treibt die Papiere dividendenstarker Unternehmen wie etwa Immobilienaktien (REITs), Versorger- und Telekommunikationsaktien zu historisch hohen Kurs-Gewinn-Verhältnissen. Das ist der seit Jahren offensichtlichste Beweis dafür, dass Investoren Anleihen durch Aktien ersetzen.
Es gibt zwei wesentliche Gründe warum Aktien dennoch kein Ersatz für Anleihen sind. Dazu zählt erstens die relative Volatilität beider Assetklassen: Aktien sind im Vergleich zu Anleihen etwa dreimal so volatil. Investoren erwarten daher höhere Renditen im Gegenzug dafür, dass Sie größere Risiken eingehen. Zweitens sind Dividendenzahlungen an Aktionäre keine vertragliche Verpflichtung. Unternehmen sind also rechtlich nicht dazu verpflichtet, regelmäßig Dividenden auszuschütten. Nicht selten bleiben Dividendenzahlungen bei den ersten Anzeichen von Problemen eines Unternehmens aus.
Aktieninvestoren sollten besonders auf mögliche wirtschaftliche Wendepunkte achtgeben. Die Geschichte zeigt, dass die Märkte immer dann besonders euphorisch reagieren, wenn der kritischste Punkt im Konjunkturzyklus erreicht ist. Die aktuelle wirtschaftliche Expansion in den USA dauert bereits acht Jahre an. Ein durchschnittlicher Wirtschaftszyklus liegt allerdings bei fünf Jahren. Der Aktienmarkt hat bislang seinen Höhepunkt immer sechs bis acht Monate vor dem Beginn einer Rezession erlebt, wenngleich die Vorhersagen von Rezessionen natürlich nicht ganz einfach sind. Wenn Rezessionen eintreten, fallen Unternehmensgewinne und auch Aktienmärkte im Schnitt um etwa 26 Prozent. Lässt man sich als Investor also auf eine spätzyklische Euphorie ein, kann das am Ende sehr teuer werden. Dies gilt insbesondere dann, wenn man aus den falschen Gründen in Aktien investiert hat.
Statt im späten Wirtschaftszyklus auf Aktien zu setzen, sollten renditehungrige Investoren Unternehmensanleihen in Erwägung ziehen. Investment-Grade-Anleihen sind gemessen an historischen Standards zwar nicht gerade günstig, aber auch nicht übermäßig teuer. Investoren finden attraktive Anlagemöglichkeiten bei Unternehmensanleihen, zumal die Renditen vergleichbar sind mit den zu erwartenden Dividenden bei einer Anlage in Aktien. Gleichzeitig bringen sie aber weniger Volatilität mit sich.
Die Zentralbanken haben neue Mittel und Wege gefunden, die weltweiten Anleihemärkte zu stützen, das Wirtschaftswachstum anzukurbeln und die Inflation zu stimulieren. Meiner Meinung nach gehört das Antizipieren der Richtung, in die Geldpolitik der Zentralbanken als Nächstes führt, nicht zu einer fundierten Investmentstrategie. Um Kapital zu erhalten und gleichzeitig Wachstum zu generieren, muss man die Fundamentaldaten immer im Blick behalten. Darüber hinaus ist es wichtig, bezüglich möglicher Gewinnmargen vorsichtig zu sein und Schnellschüsse zu vermeiden. Emotional motivierten Marktschwankungen sollten Anleger nicht folgen - vor allem wenn schnelles Geld die Märkte anheizt, die Fundamentaldaten parallel dazu aber zurückgehen.