Hedgefonds umgibt eine besondere Aura. Lange konnten nur Reiche und Institutionen Geld in den Portfolios anlegen, die wenigen Regeln unterworfen sind und deshalb scheinbar andauernd sagenhafte Gewinne einfuhren.
Heute sind viele Hedgefonds-ähnliche Strategien auch für Kleinanleger über Publikumsfonds zugänglich. Und die Zeit, wo bei den Großen der Branche regelmäßig 20, 30 Prozent und mehr Rendite abfiel, liegen auch schon eine Weile zurück - über 20 Jahre, um genau zu sein. Der Hedge Fund Return Index wies zuletzt kaum mehr als zehn Prozent jährliche Performance aus. Im ersten Halbjahr 2022 liegt der gewichtete Branchenindex gar über fünf Prozent im Minus, das ist, sollte es dabei bleiben, die schlechteste Entwicklung seit der Finanzkrise 2008.
Laut "Financial Times" hat beispielsweise das Portfolio des aktivistischen Investors Daniel Loeb bis Ende Juni ein Minus von rund 20 Prozent eingefahren. Hierzulande weniger bekannte Hedgefonds wie Maverick Capital oder Lightstreet verloren 35 beziehungsweise 40 Prozent. Dabei wirbt die Sparte mit dem Versprechen, in jeder Marktphase eine positive Rendite erzielen zu können.
Gewinne mit fallenden Kursen
Auch bei Publikumsfonds, die sogenannte alternative Absolute-Return- Strategien verfolgen, sieht die Bilanz seit Jahresanfang reichlich durchwachsen aus. Doch es gibt einige positive Ausnahmen - drei ganz unterschiedlich aufgestellte Portfolios, die wir Ihnen an dieser Stelle vorstellen möchten.
Der DNB TMT Long Short Equities (siehe Tabelle unten) setzt innerhalb des Technologie- und Mediensektors sowohl auf steigende als auch auf fallende Kurse. "Wir sind der Meinung, dass in den letzten Jahren zu wenig in IT- und Telekominfrastruktur investiert wurde, und wir glauben, dass dies eine gute Basis für zukünftiges Wachstum ist", erklärt das dreiköpfige Managementteam aus Anders Tandberg Johansen, Sverre Bergland und Erling Thune. Sie versuchen, langfristige Trends in der Branche zu identifizieren und dann die Aktien von Unternehmen zu kaufen, die davon profitieren können. Titel von Firmen, deren Geschäftsmodell nicht zum veränderten Umfeld passt, shorten sie.
Seit Beginn des Jahres haben insbesondere die Short-Positionen positive Beiträge zur Performance geleistet. Unter anderem setzten die Manager auf fallende Kurse bei einzelnen Chipaktien und profitierten von Kursgewinnen bei der Deutschen Telekom.
Von der Strategie her ähnlich, aber in einem ganz anderen Bereich bewegt sich der Lombard Odier TerreNeuve. Bei den Fondsmanagern Arnaud Langlois und Cyrus Azarmgin steht Nachhaltigkeit im Mittelpunkt. Sie investieren in Unternehmen, die Lösungen für Probleme im Hinblick auf Klima- und Umweltschutz, Mobilität und Ernährung bieten. Auf der Short-Seite stehen Konzerne, für die der Nachhaltigkeitstrend eine Herausforderung darstellt. "In diesem Jahr hat uns das Thema Energieversorgungssicherheit in die Hände gespielt. Der Krieg hat gezeigt, dass Nachlässigkeit hier nicht toleriert werden kann", sagt Langlois. Zuletzt war das Portfolio unter anderem auf mögliche Profiteure des gerade beschlossenen US-Klimapakets ausgerichtet, laut Langlois ein "Game Changer" für einige Unternehmen im Wasserstoffsektor, die nun Steuergutschriften erhalten. Für die kommenden Monate rechnet der Portfoliomanager weiterhin mit einem herausfordernden Umfeld. "Aber das Thema Energiewende bleibt uns noch einige Zeit erhalten."
Wohl am ehesten der allgemeinen Vorstellung eines Hedgefonds entspricht der SEB Asset Selection. Der Fonds soll ein ausgleichender Baustein in einem diversifizierten Portfolio sein, der weder mit Anleihen noch mit Aktien stark korreliert. "Wir wenden eine systematische Trendfolge-Strategie an", sagt Manager Mikael Nilsson. Lassen sich längerfristige Trends bei Aktien, Zinsen oder Währungen identifizieren, kann sein Team darin investieren. Gibt es diese Trends nicht, kann die Performance auch phasenweise schwächeln.
Zuletzt setzte Nilsson auf steigende Zinsen, indem er Anleihen shortet. "Und ich bin long bei britischen Aktien und einigen asiatischen Märkten und short bei europäischen Aktien. Außerdem setzen wir schon seit Längerem auf einen starken Dollar", sagt er. Dollar- und Zinstrend würden auch noch einige Zeit weitergehen, ist er überzeugt.