Berater des Bundeswirtschaftsministeriums haben eine Reform hin zur Rente mit 68 vorgeschlagen. Begründung: Es drohten "schockartig steigende Finanzierungsprobleme in der gesetzlichen Rentenversicherung ab 2025", prognostizierte der Wissenschaftliche Beirat des Ministeriums anlässlich seines neuen Gutachtens.
Nach geltender Rechtslage wird die Altersgrenze für die Rente ohne Abschläge bis 2029 schrittweise von derzeit 65 Jahren und neun Monaten auf 67 Jahre angehoben.
Der Beirat fordert, angesichts der wachsenden Lebenserwartung nach 2030 nicht beim starren Eintrittsalter von 67 Jahren zu bleiben. "Stattdessen müssen die zusätzlichen Lebensjahre nach einer klaren Regel zwischen mehr arbeiten und länger Rente beziehen aufgeteilt werden", sagte der Direktor am Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik in München, Axel Börsch-Supan, bei dem die Federführung des Gutachtens lag. Mit einer solchen Regel würde 2042 das Rentenalter mit 68 Jahren erreicht sein.
Der Leiter des Gremiums, der Münchner Wirtschaftswissenschaftler Klaus Schmidt, äußerte sich kritisch zu den von der Großen Koalition 2018 eingeführten Haltelinien. Sie legen fest, dass das Rentenniveau nicht unter 48 Prozent sinkt und die Beiträge nicht über 20 Prozent steigen.
Bleibe es dabei, so Schmidt, müssten langfristig 55 Prozent des Bundeshaushalts in die Rentenkasse fließen. "Das ginge zulasten von Zukunftsinvestitionen zum Beispiel in Bildung, Infrastruktur und Klimaschutz und würde die Tragfähigkeit unseres Sozialsystems untergraben." Derzeit beträgt der Zuschuss bereits 25 Prozent des Bundeshaushalts, was rund 100 Milliarden Euro entspricht.
Das Gremium fordert außerdem, den Anstieg der individuellen Rentenzahlungen zu begrenzen. So könnten die Bezüge neuer Rentner weniger stark steigen als jene von Bestandsrentnern. Eine weitere Möglichkeit wäre eine Analogie zur progressiven Besteuerung, wie sie bereits seit Jahrzehnten Praxis ist. Hier sinkt mit jedem zusätzlichen Brutto-Einkommen der Anteil dessen, was tatsächlich beim Bürger verbleibt.
Auf die Rente übertragen würde das bedeuten: Je mehr Rentenansprüche im Arbeitsleben aufgebaut werden, desto kleiner wird der Zuwachs bei jedem späteren Renten-Euro.
Aus der Politik kam heftige Kritik an einer Rente mit 68. Wirtschaftsminister Peter Altmaier betonte, er sei seit jeher gegen eine weitere Anhebung des Renteneintrittsalters. Bundesfinanzminister und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz sagte, es sei "unsozial, was da vorgerechnet wird". Und Bundessozialminister Hubertus Heil, dessen Haus bei einer Reform federführend wäre, erklärte: "Eine weitere Erhöhung des Renteneintrittsalters halte ich für den falschen Weg."