Die Crashpropheten überbieten sich derzeit mit düsteren Prognosen für den Aktienmarkt, nachdem sich das Jahr 2022 bisher für die Börsen von einer ganz schlechten Seite zeigt. Steigende Inflation und Zinsen sowie der Krieg in der Ukraine machen den Börsen zu schaffen. Mit Verlusten von mehr als 20 Prozent befinden sich viele Aktienmärkte, etwa der DAX oder der S&P 500 in den USA, per Definition in einem Bärenmarkt.
Allerdings sind nicht alle Experten so skeptisch und manche wittern nach den scharfen Verlusten nun eher die Möglichkeit, günstig Aktien zu kaufen. Einer von ihnen ist Dubravko Lakos, globaler Leiter der Aktienmakroforschung bei der US-Großbank JPMorgan, immerhin der größten Bank der Welt. "Die Menschen sind grundsätzlich auf eine Rezession eingestellt. Wir gehen davon aus, dass es in den nächsten 12 Monaten nicht zu einer Rezession kommen wird", sagte Lakos kürzlich gegenüber dem US-Fernsehsender CNBC.
Kommt es aber zu keiner Rezession in den USA, dann dürften seiner Ansicht nach die bisherigen Kursverluste übertrieben sein. Und all diejenigen, die aus dem Aktienmarkt ausgestiegen sind, nun falsch positioniert sein. "Wir glauben, dass die Portfolios unter diesem Gesichtspunkt auf dem falschen Fuß stehen" so der Experte. Lakos sieht ein Kursziel von 4900 Punkten für den S&P 500 zum Jahresende. Das entspräche zum gegenwärtigen Stand ein potenzielles Aufwärtspotenzial von rund einem Drittel. Und mit seiner Erwartung, dass es in den USA zu keiner Rezession kommt, steht er nicht alleine: Die US-Notenbank Federal Reserve erwartet für dieses Jahr trotz ihrer jüngsten Zinserhöhungen ein Wachstum der US-Wirtschaft von 1,7 Prozent. Das ist zwar weniger als noch im März, als die Prognose bei 2,8 Prozent lag. Aber auch noch ziemlich entfernt von einer Rezession, bei der die Wirtschaft schrumpft.
Lakos´ Chef allerdings sieht die Sache anders. JP Morgan-Chef Jamie Dimon warnte kürzlich auf einer Investorenkonferenz von einem aufziehenden "Hurrikan" an den Börsen. Und er riet Anlegern, sich darauf vorzubereiten.