Jede Woche wünschen wir Ihnen auf der letzten Seite jeder Euro-am-Sonntag-Ausgabe "Viel Erfolg bei der Geldanlage". Für die fünf Personen, die wir Ihnen im Folgenden vorstellen, ist dieser Wunsch längst in Erfüllung gegangen. Sie zählen zu den legendärsten Investoren aller Zeiten. Sie haben Reichtümer angehäuft und teilweise wieder verloren, haben Strategien geprägt, neue Anlageideen entdeckt, waren Pioniere und haben vielen anderen Anlegern den Weg geebnet.

Nahezu jeder, der sich mit Geldanlage beschäftigt, stößt früher oder später auf die Namen von Börsenlegenden. Für manchen sind die berühmten Vorbilder sogar der Auslöser, sich selbst intensiver mit seinen Finanzen zu beschäftigen und mit dem Investieren zu beginnen.

Zeitlose Strategien

Tatsächlich ist es immer wieder lehrreich, sich mit den Erfolgsrezepten der Stars auseinanderzusetzen. Die meisten Strategien funktionieren bis heute, manchmal leicht abgewandelt. Eine außergewöhnliche Performance über viele Jahre ist ein Indiz dafür, dass eine Anlagemethode auch in Zukunft aufgehen kann. Wer sich Wissen über die dahinterstehenden Personen aneignet, merkt in der Regel auch recht schnell, ob er oder sie sich mit dem Vorgehen identifizieren kann - oder es nicht der persönlichen Risikoneigung entspricht.

Natürlich gibt es viel mehr als nur fünf Börsenlegenden. Der ein oder andere Leser mag bestimmte Berühmtheiten vermissen oder die ausgewählten Investoren für bei Weitem nicht bedeutend genug erachten. Die Redaktion hat sich nicht nur für Jesse Livermore, Warren Buffett, Jim Rogers, Mark Mobius und Cathie Wood entschieden, weil sie außergewöhnlich erfolgreich waren oder sind, sondern auch, weil sie für bestimmte, sehr verschiedenartige Anlagestile stehen.

Zu jedem berühmten Investor beziehungsweise Investorin nennen wir mehrere Anlagevehikel, mit denen sich die jeweilige Börsenstrategie ganz unkompliziert ins Depot holen lässt. In diesem Sinne: Viel Erfolg bei der Geldanlage!

Jesse Livermore:
Der große Spekulant

Jesse wer? Zugegeben, der Name Jesse Livermore ist Anlegern in der Regel bei Weitem nicht so geläufig wie andere Börsenlegenden. Allerdings steht der Amerikaner, der 1940 gestorben ist, wie kaum ein anderer für einen ganz bestimmten Anlegertypen: den Zocker.

Und was für einen. Im Laufe seiner Trading-Karriere gehörte Livermore zeitweise zu den reichsten Menschen der Welt, ging allerdings auch drei Mal bankrott. In guten Phasen besaß er eine Yacht und einen eigenen luxuriösen Eisenbahnwaggon. In schlechten Zeiten musste er sechsstellige Steuernachzahlungen leisten. Zwei seiner drei Ehen scheiterten, er war vermutlich manisch-depressiv und beging mit 63 Jahren Selbstmord.

Livermore investierte in Aktien und Rohstoffe, die er mitunter auch lange Zeit hielt. Seine Lieblingsstrategie war jedoch das Short-Selling, also das Wetten auf fallende Kurse. 1906 setzte er beispielsweise in großem Stil auf Kursverluste der Union Pacific Railroad. Nach dem großen Erdbeben in San Francisco brachte ihm dieser Deal 250.000 Dollar Gewinn ein.

Bald ging es um wesentlich größere Summen: Bei der Börsenpanik von 1907, als die Wall Street um fast 50 Prozent einbrach, verdiente Livermore an einem einzigen Tag eine Million Dollar. Beim Crash von 1929 waren es dann etwa 100 Millionen, das entspricht nach heutigem Wert rund 1,5 Milliarden Dollar. Livermore musste danach Bodyguards anheuern, weil New Yorker ihn für den katastrophalen Kurseinbruch, der viele Existenzen vernichtet hatte, verantwortlich machten.

Bei seinen Investments folgte Livermore einigen ehernen Grundsätzen, die er auch in seinem 1940 erschienenem Buch "How to Trade in Stocks" darlegte. Einer seiner Ratschläge lautete "Verkaufe immer, was dir einen Verlust zeigt, und behalte, was dir einen Gewinn zeigt." In der praktischen Umsetzung kaufte Livermore nie nach, wenn er ins Minus rutschte, vielmehr trennte er sich dann zügig von seinen Positionen. Gewinne dagegen ließ er laufen, stockte auch seinen Einsatz auf. Heute würde man von einer Trendfolger-Strategie sprechen.

Markt gibt die Richtung vor

Dazu passt auch, dass Livermore immer auf "Bestätigung" durch den Markt wartete, bevor er handelte. Erreichte eine Aktie ein signifikantes Hoch oder Tief, blieb er an der Seitenlinie, bis sich eine klare Richtung abzeichnete, um dann short oder long zu investieren. "Ein wenig zu spät in einem Trade zu sein, ist eine Versicherung, dass Ihre Meinung richtig ist", glaubte er. Auch stieg er lieber zu früh aus, anstatt sich die Finger zu verbrennen.

Wer heute die Erfolgsrezepte des Amerikaners nutzen will, muss sich darüber im Klaren sein, dass der Börsenhandel zu Livermores Zeiten noch viel kleinere Dimensionen hatte und daher auch eine andere Dynamik herrschte, die heute in der Form nicht mehr existiert. Livermore hat Kurse auch durch seine eigenen Investments nicht unerheblich beeinflusst.

Insbesondere Hedgefonds und Absolute-Return-Portfolios nutzen heute Shortselling zur Gewinnmaximierung. Mit den Renditen von reinen Long-Aktienfonds konnten sie in den vergangenen Jahren nicht immer mithalten. Dafür eignen sie sich gut als Beimischung für mehr Diversifikation im Portfolio. Von den drei von der Redaktion ausgewählten Fonds (siehe Tabelle) hat der Pictet Total Return Mandarin das offensivste Profil: Er setzt auf steigende und fallende Kurse von Unternehmen mit Sitz in China, Hongkong und Taiwan.

Dagegen investiert der Lupus Alpha All Opportunities nur in Europa, vorwiegend in kleine und mittelgroße Firmen. Die Manager Gerald Rössel und Franz Führer gehen Wetten auf Einzeltitel und Sektoren ein.

Beim Nordea-Fonds steht die 15 für 15 Prozent Volatilität, die nicht überschritten werden soll. Hier investiert ein Team um den bekannten Nordea-Manager Asbjorn Trolle Hansen weltweit in Aktien, Anleihen und Derivate, long, short oder gehebelt. Auf Sicht von fünf Jahren sprangen dabei sechs Prozent per annum heraus.

Warren Buffett:
Humorvolles Genie

Obwohl Omaha in Nebraska ein verschlafenes Provinznest ist, hat es viele prominente Persönlichkeiten hervorgebracht. Fred Astaire, Marlon Brando und Malcolm X stammen von dort. Weltweit bekannt geworden ist die Stadt aber durch Warren Buffett, den wohl berühmtesten Investor der Welt, der bedingt durch seine Anlageerfolge "Orakel von Omaha" heißt. Dort ist der inzwischen 90-Jährige aufgewachsen und wohnt heute noch dort. Auch der Sitz seiner Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway befindet sich in Omaha.

Buffett ist nicht nur wegen seiner Anlageerfolge eine Legende, sondern auch wegen seines für einen Milliardär bescheidenen Lebensstils. Noch immer wohnt er in einem schlichten Haus, das er 1958 für 31.500 Dollar gekauft hat. Neben seinem Investmentgenie hat Buffett einen einzigartigen Humor. Er besitzt das Talent, komplexe Zusammenhänge einfach und verständlich darzustellen, ohne belehrend zu wirken. Zudem ist er ein großer Philanthrop, der 85 Prozent seines Vermögens für wohltätige Zwecke spendet.

Zeitweilig war er der reichste Mann der Erde. Nun liegt er mit gut 90 Milliarden Dollar Vermögen laut Rangliste der Zeitschrift "Forbes" auf Platz 7. Gelernt hat er sein Handwerk bei Benjamin Graham, dem Urvater des Value-Investing, bei dem er studiert und gearbeitet hat.

Buffett übernahm aber nur Teile der Anlagephilosophie von Graham und entwickelte seinen eigenen Stil. Er ist wie sein Vorbild bestrebt, Unternehmen zu erwerben, die mit einem Abschlag auf ihren Inneren Wert gehandelt werden, um sie idealerweise für immer zu behalten.

Doch für ihn ist es auch bedeutend, dass die Firmen eine Marke darstellen, deren Geschäftsmodell nur schwer kopiert werden kann und deren langfristige Ertragsaussichten hervorragend sind. Es muss quasi ein Burggraben um das Geschäftsmodell gezogen sein. Daher seine Vorliebe für Firmen wie Coca- Cola oder American Express.

Am Beispiel des Möbelhändlers Nebraska Furniture Mart, den Buffett 1983 kaufte, erklärt er, dass er vor jedem Kauf überlegt, ob und wie er mit dem Unternehmen wetteifern könnte: "Ich würde lieber gegen Grizzlies kämpfen, als mit den Firmeneigentümern zu konkurrieren. Sie kaufen brillant ein, sie operieren mit Kostenrelationen, von denen Wettbewerber nicht einmal zu träumen wagen, nur um dann ihre Ersparnisse an die Kunden weiterzureichen", so Buffett.

Seine Entscheidungen trifft er erst nach gründlicher Analyse. Bilanzkennzahlen sind für ihn sehr wichtig. Dazu zählen: viel Eigenkapital, keine oder kaum Verschuldung, eine hohe Eigenkapitalrendite, hohe und stabile Gewinne über einen langen Zeithorizont, gute Erträge auf das investierte Kapital, hohe und steigende Ausschüttungen über Jahre oder sogar Jahrzehnte.

Nur mit Sicherheitspuffer

Zudem muss die Firma attraktiv bewertet sein und mit einem Sicherheitspuffer unter ihrem realen Geschäftswert zu erwerben sein.

Buffett investiert langfristig nach dem Motto "Buy and Hold". Einer seiner Sprüche lautet: "Ich habe das meiste Geld verdient, indem ich auf meinem Hintern gesessen habe." Er wartet ab, handelt nicht kurzfristig und ist schon gar kein Trader.

Dabei geht er konzentriert vor, hat nur wenige Positionen. Derzeit machen Apple, Bank of America, American Express und Coca-Cola 70 Prozent des Portfolios bei seiner Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway aus. Apple allein hat 40 Prozent Anteil. Dazu sagt er: "Zu viel des Guten ist einfach wunderbar."

Das Orakel von Omaha investiert nur in Firmen, die von kompetenten und ehrlichen Managern geleitet werden und deren Geschäftsmodell er vollständig versteht. Das brachte ihm den Vorwurf ein, dass er Techwerte wie Amazon oder Microsoft außen vor ließ. In den vergangenen Jahren hat er diese Ansicht revidiert und kräftig in Apple und auch mit einem kleinen Anteil in Amazon investiert. Er bezeichnete es inzwischen als Fehler, sich bei den beiden nicht früher engagiert zu haben.

Wer Buffetts Investmentstil kopieren will, kann die Aktie seiner Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway erwerben. Sein konzentrierter Anlagestil ist aber nicht für alle Privatanleger geeignet.

Mit Fonds oder Zertifikaten, die seine Philosophie nachahmen, kann eine breitere Streuung erreicht werden. Etwa mit dem Acatis Aktien Global Value Fonds, der von Hendrik Leber und seinem Team gemanagt wird. Investiert wird global in Firmen, die nach Value-Maßstäben unterbewertet sind. Langfristig hat der Fonds eine Top-Performance.

Neu auf dem Markt ist das Select-Strategie-Zertifikat der UBS, das von der Vermögensverwaltung FFP aktiv gemanagt wird. Diese sucht nach Buffetts und Grahams Kriterien vorrangig in den USA und Europa nach Hidden Champions.

Jim Rogers:
Short bei Sofas

Am 19. Oktober wird er seinen 79. Geburtstag feiern. Das Alter mache ihm nichts aus, versichert Jim Rogers. Im Gegenteil: Er sei froh. Die Folgen der Krise, auf die sich die hochverschuldeten USA unweigerlich zubewegten, würden ihn weniger belasten als jüngere Generationen. Rogers sieht überall Blasen - an den Bondmärkten, bei Aktien und im Immobiliensektor - und macht neben exzessiven Staatsausgaben dafür auch die US-Notenbank verantwortlich. Trifft seine Prognose eines "schrecklicher Bärenmarktes" zu, dürfte es amerikanischen Bürgern künftig schwerer fallen als seinerzeit Rogers, den "American Dream" anzugehen.

Der amerikanische Traum steht für die Chance, es unabhängig von sozialer, ethnischer und religiöser Herkunft in den Staaten weit zu bringen; man müsse sich nur anstrengen. Jim Rogers, als ältester Sohn von insgesamt fünf Brüdern im ärmlichen Bundesstaat Alabama aufgewachsen, hat sich angestrengt. Das Privatvermögen des Star-Investors mit Fliege beläuft sich auf mindestens 300 Millionen Dollar.

Gespür für Geld

Hart zu arbeiten, das habe ihn sein Vater gelehrt, erinnert sich Rogers. Er entwickelte zudem früh die Fähigkeit, Chancen zu nutzen. Bereits als Sechsjähriger verkaufte er bei Baseball-Spielen Softdrinks. Mit elf Jahren beteiligte er sich an der Aufzucht und dem Verkauf von Kälbern. Fleiß und Energie steckte Rogers auch in seine Ausbildung. Dank bester College-Noten studierte er in Yale und in Oxford Geschichte, Politik und Volkswirtschaft. Eine gute Vorbereitung für die Märkte.

Wie sie ticken, lernte Rogers bei den US-Investmentgesellschaften Dominick & Dominick sowie Arnold & Bleichroeder. Dort traf er auch George Soros. Mit dem heute noch reicheren und noch betagteren Investor gründete er 1970 den Quantum Fund. Innerhalb von zehn Jahren erzielte der Hedgefonds, der stark von fallenden Kursen und Engagements außerhalb der USA profitierte, ein Plus von 4.200 Prozent. Der S & P 500 legte in dem Zeitraum gerade mal 47 Prozent zu.

Reich wurde Rogers auch mit Rohstoffinvestments. 1998 entwickelte er den Rogers International Commodity Index. Der RICI umfasst 38 Rohstoffe wie Öl, Kupfer, Mais und Weizen. Mit dem Market Access Rogers International Commodity Index ETF (siehe Tabelle unten) können Investoren an der Wertentwicklung partizipieren. Innerhalb eines Jahres legte der ETF um 43 Prozent zu.

Rogers sieht insbesondere bei Agrarrohstoffen weiterhin Chancen, die Anleger unter anderem mit dem iShares Agribusiness wahrnehmen können. Der ETF investiert in Aktien landwirtschaftlicher Unternehmen. Rogers’ Begründung: Die Weltbevölkerung nimmt zahlenmäßig zu, die landwirtschaftliche Fläche dagegen ab. Und immer weniger Menschen arbeiteten in der Landwirtschaft. Auch Kupfer hält Rogers wegen der Verwendung in E-Autos für langfristig aussichtsreich. Ebenso werde der Goldpreis anziehen. Neben physischem Gold können Anleger mit dem Lyxor Arca Gold Bugs ETF zudem in Aktien von Minenunternehmen investieren. Rogers Marktmeinungen haben Gewicht. Er ist regelmäßiger Gast in Börsen-TV-Sendungen.

Tipps für die Töchter

Geld verdiente Rogers auch als Autor. Zu seinen erfolgreichsten Büchern zählen "Adventure Capitalist", "Hot Commodities" und "Investment Biker". Darin berichtet er von seiner monatelangen Motorradreise durch China und Russland. "Auf dem Bike spürst, hörst, siehst und riechst du sie - die totale Freiheit", schreibt er und motiviert zur Nachahmung.

Hart arbeiten - das hatte aber auch einen Preis. Zwei Ehen scheiterten jeweils nach kurzer Zeit. Seine Frauen hätten kein Verständnis für seine Arbeitsethik aufbringen können, analysiert Rogers. Er wiederum habe nicht verstehen können, warum er Geld für ein neues Sofa ausgeben sollte, anstatt es an der Börse zu investieren.

Mittlerweile scheint er etwas spendabler geworden. Mit Paige Parker ist er jedenfalls seit dem Jahr 2000 zusammen. Das Paar hat zwei erwachsene Töchter. Ihnen widmete er sein Buch: "A Gift to my Children". Es enthält Ratschläge für das Leben und das Investieren. Rogers sieht da einen engen Zusammenhang.

Mark Mobius:
Der Schwellenländer-Pionier

So mancher legendäre Investor ist für seinen Anlagestil bekannt. Mark Mobius hat seinen Kultstatus einer ganzen Region zu verdanken - genau genommen sogar mehreren. Er war einer der Ersten, der auf die Anlagechancen in Schwellenländern hingewiesen und sie genutzt hat.

Zu Beginn seiner beruflichen Karriere widmete sich Mobius vor allem Anlagen in Asien. In Hongkong führte er ein Beratungsunternehmen und wurde anschließend Direktor bei der internationalen Wertpapierfirma Vickers da Costa. 1983 eröffnete er eine Niederlassung in Taiwan und war bis 1986 Direktor der International Investment Trust Company, der ersten und größten Kapitalverwaltungsgesellschaft Taiwans.

Sein Ruf als legendärer Investor für aufstrebende Staaten basiert vor allem auf seiner Zeit bei der Fondsgesellschaft Franklin Templeton. Gründer Sir John Templeton holte Mobius 1987 in seine Firma, wo dieser die Verantwortung für die gesamten Aktivitäten in Schwellenmärkten übernahm. Zu Beginn kümmerte sich Mobius dort um 100 Millionen US-Dollar. Im Lauf der Zeit vervielfachte er das verwaltete Vermögen: In der Spitze managte er mit seinem Team mehr als 50 Milliarden Dollar und war für 80 Fonds verantwortlich.

Mobius wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Auch der Finanzen Verlag, in dem €uro am Sonntag erscheint, ehrte ihn. Für die Pionierarbeit mit Aktien aus Schwellenländern und die kontinuierlich guten Ergebnisse seiner Fonds kürte ihn der Verlag 2013 zum "Fondsmanager des Jahres".

2018 verlässt Mobius die Gesellschaft, für die er mehr als 30 Jahre lang tätig war. Zu diesem Zeitpunkt ist er 81 Jahre alt und hätte sich den Ruhestand redlich verdient. Doch anstatt kürzer zu treten, will es der "Indiana Jones der Emerging Markets", wie er scherzhaft bezeichnet wird, noch einmal wissen. Er gründet mit Mobius Capital Partners eine eigene Investmentfirma und holt einige Weggefährten aus seiner Zeit bei Franklin Templeton mit an Bord.

"Bei Templeton habe ich mich mit Hunderten Aktien beschäftigt, jetzt verfolge ich eine einzige Strategie und konzentriere mich auf eine beschränkte Zahl an Titeln", berichtet Mobius über seine aktuelle Arbeit.

Nebenwerte im Blick

In seinem Fonds, dem Mobius Emerging Markets, investiert der Schwellenländer-Altmeister gezielt in kleine und mittlere Unternehmen. "Wir bevorzugen es, uns von Titeln aus den großen Indizes fernzuhalten", sagt er. In aufstrebenden Märkten sucht er aufstrebende Firmen.

Der enge Kontakt zu den Unternehmenslenkern, der Blick auf das Umfeld und die Kultur der Firmen ist für ihn schon immer wesentlich gewesen. In seiner eigenen Gesellschaft mit engem Fokus kann er dem besonders gut nachgehen. "Wir stecken unglaublich viel Zeit hinein, um das Management eines Unternehmens kennenzulernen", erklärt er. Der Fondsmanager sieht sich als Partner der Firmen, in die er investiert. "Wir wollen ihnen dabei helfen, bekannter und erfolgreicher zu werden", sagt er.

Wer 100 Prozent Mobius will, bekommt im Mobius Emerging Markets Fund das ideale Produkt. Es enthält Aktien von Unternehmen mit einem widerstandsfähigen Geschäftsmodell und guten Wachstumsaussichten, die nach Ansicht des Fondsmanagers an der Börse unterbewertet sind. Nur 28 Titel finden sich im Portfolio, in dem Werte aus Indien, Taiwan und China besonders häufig vertreten sind. Seit seiner Auflegung vor knapp drei Jahren zählt der Fonds zu den besten Portfolios für Nebenwerte aus Schwellenländern.

Wer auch in Bluechips aus Emerging Markets investieren will, sollte sich den Morgan Stanley Emerging Leaders anschauen. Der Fonds ist mit 33 Titeln ähnlich konzentriert wie das Mobius-Produkt, hält aber zusätzlich Schwergewichte wie den chinesischen Onlinekonzern Tencent oder Taiwan Semiconductor.

In Länder, deren Entwicklung den etablierten Schwellenländern wie China oder Brasilien noch etwas hinterherhinkt, investiert der Magna New Frontiers. Engagiert ist der Fonds etwa in Vietnam, Kasachstan oder Kuwait. Für vorsichtige Anleger ist das Produkt nicht gedacht, weil sein Wert stark schwankt. Um die Chancen dieser Grenzmärkte zu nutzen, ist es jedoch gut geeignet.

Cathie Wood:
Prophetin des Wandels

Ihre Karriere begann als "kleiner Hund unterm Tisch, der nach Krümeln schnappt". So beschrieb Cathie Wood einmal das prägende Erlebnis ihrer frühen Karriere. Es war Mitte der 80er, Wood hatte sich nach ihrem Wirtschaftsstudium erste Sporen als Ökonomin verdient, nun arbeitete sie als Aktienanalystin beim US-Vermögensverwalter Jennison Associates. Die Tochter irischer Einwanderer wollte vorankommen in der Branche.

Ihr damaliger Chef, Sig Segalas, gab ihr die Chance. Aber er sagte: "Ich werde unseren altgedienten Analysten keine Aktie wegnehmen. Du musst schon deine eigenen finden." Und so legte Wood sich wie ein Hund auf die Lauer. Die Reste, die über die Tischkante fielen, waren Unternehmen wie Reuters oder Telerate, deren Geschäft das Liefern und Publizieren von Daten war. Um die kümmerte sich keiner. "Die Tech-Analysten nicht, weil es sich nicht um reine Datenbank-Anbieter handelte. Und die Medienanalysten nicht, weil es keine Verlage waren", erklärte Wood in einem Interview.

Also stürzte sich die Junganalystin auf diese Unternehmen - und gab ihrer Karriere damit den entscheidenden Dreh. Denn Reuters und Co bereiteten den Weg für eine umwälzende Entwicklung: das Internet. "Eines habe ich schon sehr früh gelernt", so Wood, "wenn etwas Neues abgetan wird, nur weil es nicht exakt in einen Sektor passt, sollte man besonders aufmerksam sein."

Wood erkannte, welche Macht konvergierende Technologien entfalten können: wenn sich zwei Technikfelder, die bisher nicht in Beziehung standen, aufeinander zubewegen und in der Folge eine ganz neue Industrie entsteht. In solchen Fällen wirft Wood traditionelle Bewertungsmaßstäbe schnell über Bord.

2018 sorgte sie für ungläubiges Kopfschütteln, als sie für den Elektroautobauer Tesla ein Kursziel von 4.000 US-Dollar in den kommenden fünf Jahren ausgab. Damals notierten die Aktien bei rund 300 Dollar. Anfang dieses Jahres knackte Tesla dieses Kursziel: Im Januar kletterte die Aktie über die Marke von 800 Dollar, was nach einem Aktiensplit von fünf zu eins Woods prognostizierten 4.000 Dollar entsprach.

Gläserner Anlageprozess

Spätestens im vergangenen Jahr ist die 65-Jährige endgültig im Investoren-Olymp angekommen. Die fünf aktiv verwalteten ETFs ihrer 2014 gegründeten Anlagefirma Ark (Active Research Knowledge) erzielten allesamt Renditen von mehr als 100 Prozent. In den sozialen Medien wird die Frau mit der markanten Hornbrille als "Queen Cathie" gefeiert, jede ihrer Investitionen ausführlich von der Community kommentiert.

Wood lässt sich beim Anlegen bewusst in die Karten schauen. Schon vor Veröffentlichung ihrer Transaktionen teilt sie ihre Thesen auf Twitter und anderen sozialen Netzwerken. Nach dem Rekordjahr 2020 muss sie aktuell auch öfters die Wogen glätten. Denn Tech-Aktien erleben ein turbulentes Jahr, aus den milliardenschweren Ark-ETFs flossen zeitweise Rekordsummen ab.

Keine Frage: Wer eine Anlagestrategie wie Wood verfolgt, sollte starke Nerven mitbringen. Ihr bekanntestes Investmentvehikel, der Ark Innovation ETF, wird in Deutschland allerdings nicht gehandelt, da er die rechtlichen Voraussetzungen nicht erfüllt. Doch das Thema disruptiver Wandel und innovative Unternehmen lässt sich auch hierzulande über spezialisierte Fonds spielen.



Hervorzuheben ist etwa der BIT Global Leaders, der auf technologiegetriebene Zukunftsbranchen setzt. Mit dem Schwesterfonds BIT Global Internet Leaders schaffte Fondsmanager Jan Beckers 2020 ein Plus von 170 Prozent. Der Global-Leaders- Fonds ist thematisch breiter aufgestellt, fokussiert sich aber ebenfalls auf 30 bis 50 attraktive Aktien. Eine längere Historie kann der Echiquier World Next Leaders vorweisen, der sich auf innovative Unternehmen weltweit konzentriert. Nach einem renditestarken 2020 ist aktuell wie bei Cathie Woods Anlagevehikeln eine Verschnaufpause angesagt.

Wer das Risiko von Einzeltiteln nicht scheut, für den ist die Aktie des Bezahldienstleisters Square interessant, von dem auch Wood viele Anteile hält. 2020 nutzten die App der Kalifornier mehr als 30 Millionen Menschen. Mit dem Kauf des australischen Anbieters Afterpay dringt Square in einen neuen Markt vor, dessen Bezahlvolumen für 2024 auf zehn Billionen Dollar taxiert wird.