Unter anderem dank Spekulationen auf einen Wirtschaftsboom unter dem künftigen US-Präsidenten Donald Trump liegt der Dax gegen Ende eines über weite Teile durchwachsenen Börsenjahres sechs Prozent über dem Niveau von Anfang Januar. In der alten Woche legte er etwa eineinhalb Prozent zu.
Dabei profitierte er auch von der Schwäche des Euro, die Waren heimischer Firmen auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähiger macht. Die Gemeinschaftswährung fiel zeitweise auf ein 14-Jahres-Tief von 1,0364 Dollar. Denn während die Europäischen Zentralbank (EZB) die Finanzmärkte weiter mit billigem Geld flutet, stehen die USA vor einer Serie von Zinserhöhungen. "In diesem Gefüge der zwei geldpolitischen Geschwindigkeiten könnte ein Euro bald weniger wert sein als ein US-Dollar", betont Jochen Stanzl, Analyst des Online-Brokers CMC Markets. Aktuell kostet die Währung gut 1,04 Dollar.
Anlage-Experte Joachim Goldberg von der Beratungsfirma Goldberg und Goldberg hält dagegen ein vorzeitiges Ende der Weihnachtsrally am Aktienmarkt für möglich. Entgegen den Gepflogenheiten werde manch ein Anleger die Gewinne nicht laufen lassen, sondern die Gelegenheit nutzen, um Kasse zu machen. "Dieses Mal scheint Sicherheit vorzugehen."
US-GELDPOLITIK BLEIBT BEHERRSCHENDES THEMA
Auch nach der allgemein erwarteten Zinserhöhung der US-Notenbank sorgt die Geldpolitik der Fed für reichlich Gesprächsstoff. Börsianer rätseln, ob die Fed 2017 wie angedeutet drei weitere Schritte folgen lässt. Die Experten der Rabobank äußern sich skeptisch. Schließlich habe die Zentralbank im laufenden Jahr den Schlüsselsatz nur einmal statt der geplanten vier Mal angehoben. Enttäuschende Zahlen zur Kauflaune der US-Verbraucher könnten die Zweifler am Donnerstag bestärken. Der private Konsum gilt als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft.
Am Freitag veröffentlichen die GfK-Marktforscher vergleichbare Zahlen für Deutschland. Darüber hinaus lässt der Ifo-Index am Montag Rückschlüsse auf die Stimmung in den deutschen Chef-Etagen zu. Außerdem stehen die Daten zum europäischen Verbrauchervertrauen (Mittwoch) auf dem Terminplan.
ITALIEN WEITER IM BLICK - BÖRSEN TEILWEISE GESCHLOSSEN
Bei den Unternehmen stehen erneut die Finanzwerte im Rampenlicht. Anleger hoffen auf eine rasche Sanierung der kriselnden italienischen Institute unter der neuen Regierung in Rom. Außerdem will der Staat Insidern zufolge denjenigen Geldhäusern, die nicht ausreichend Geld bei privaten Investoren auftreiben können, mit bis zu 15 Milliarden Euro unter die Arme greifen.
Am Tag vor Heiligabend schließt die Londoner Börse ihre Pforten vorzeitig. In Tokio ruht der Handel am Freitag wegen des Geburtstags des japanischen Kaisers komplett. Drei Tage vorher berät die Bank von Japan (BoJ) über ihre Geldpolitik. Da sich die Märkte in den vergangenen Wochen in ihrem Sinne entwickelt hätten, seien keine Veränderungen zu erwarten, sagte Commerzbank-Analyst Bernd Weidensteiner.
rtr