Im Verlauf des Jahres zeigte die Konjunkturflaute aber zusehends Spuren: Im Dezember waren erstmals seit sechs Jahren mehr Menschen arbeitslos als ein Jahr zuvor. Für das neue Jahr erwartet die BA keinen weiteren Rückgang der Arbeitslosigkeit. Grund zur Sorge sieht die Behörde darin nicht. "Wir gucken relativ optimistisch in die Zukunft", sagte BA-Chef Detlef Scheele.

Das größte Problem sieht die Arbeitsagentur darin, dass ihre Experten für 2020 kaum noch Zuwächse beim Arbeitskräfteangebot erwarten. Das Forschungsinstitut der BA geht davon aus, dass Zuwanderung sowie höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen und Älteren den negativen Effekt der alternden Bevölkerung kaum noch ausgleichen können, so dass unter dem Strich noch ein mageres Plus von 40.000 Arbeitskräften stehen könnte. "Das ist faktisch null", sagte Scheele. "Der Fachkräftemangel ist mittelfristig die eigentliche Wachstumsbremse in Deutschland."

"BÄUME WACHSEN NICHT MEHR IN DEN HIMMEL"

Ein stagnierendes Arbeitskräfteangebot begrenzt auch die Rekordjagd beim Zuwachs der Erwerbstätigkeit. Hier erwartet die BA für 2020 noch ein Plus von 120.000. "Wir haben das erste Mal gesehen, dass die Bäume nicht mehr in den Himmel wachsen", sagte Scheele zur Bilanz 2019. Erwerbstätigkeit und Beschäftigung erreichten zwar Rekorde. Doch dies ist laut Scheele vor allem der "günstigen Ausgangslage" zu Beginn des Jahres zu verdanken. Vor allem in konjunkturabhängigen Branchen wie dem Verarbeitenden Gewerbe habe die Dynamik nachgelassen.

Die konjunkturelle Kurzarbeit legte - wenn auch auf geringem Niveau - deutlich zu auf 87.000 Kurzarbeiter im Oktober. Das waren laut Scheele 47.000 mehr als vor einem Jahr. Betroffen seien vor allem Betriebe in der Auto- und Zulieferindustrie, bei denen Strukturwandel und Konjunkturflaute zusammenträfen. Dort gebe es "einzelbetrieblich schwierige Situationen".

Zum Jahresende stieg die Erwerbslosigkeit nach Worten von Scheele "relativ deutlich". Von November auf Dezember verzeichnete die BA eine Zunahme der Arbeitslosenzahl um 47.000 auf 2,227 Millionen. Die Arbeitslosenquote legte um 0,1 Punkte auf 4,9 Prozent zu. Dennoch habe sich der Arbeitsmarkt zum Jahresende robust gezeigt, sagte Scheele. "Spuren der konjunkturellen Schwächephase sind aber erkennbar." Im Dezember waren 18.000 Personen mehr arbeitslos als ein Jahr davor. Einen Anstieg im Vorjahresvergleich gab es zuletzt im Dezember 2013. Saisonbereinigt stieg die Arbeitslosenzahl von November auf Dezember laut BA um 8000.

Im Jahresdurchschnitt 2019 ging die Arbeitslosenzahl auf 2,267 Millionen zurück. Das waren 73.000 weniger als 2018. Die BA führte dies auf die "gute Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt bis in das erste Jahresdrittel 2019" zurück. Danach hätten die schwächere Konjunktur und ein Sondereffekt durch verstärkte Prüfungen zum Arbeitslosenstatus einer weiteren positiven Entwicklung entgegengewirkt. Die Zahl der Erwerbstätigen stieg nach vorläufigen Berechnungen des Statistikamtes um 402.000 auf 45,26 Millionen. Noch stärker legte laut BA-Angaben die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zu. Demnach waren im Juni 33,41 Millionen Arbeitnehmer sozialabgabenpflichtig beschäftigt und damit 705.000 mehr als ein Jahr zuvor.

rtr