Dieses Jahr werden wohl viele auf eine Urlaubsreise verzichten und es sich in den eigenen vier Wänden gemütlich machen. Was Trendforscher als "Cocooning" bezeichnen, könnte eine Renovierungswelle auslösen und der Aktie von A. S. Création ab dem zweiten Halbjahr Rückenwind geben.
A. S. Création ist einer der führenden Hersteller von Tapeten in Europa. Zum Programm gehören auch Dekorationsstoffe, allerdings nur mit einem kleinen Umsatzanteil. Das Unternehmen fertigt rund 6000 verschiedene Tapeten im deutschen und weißrussischen Werk. Die Produkte werden über den Fachhandel, aber auch über Baumärkte in ganz Europa vertrieben. Die rund 20-jährige Börsenhistorie ist gekennzeichnet durch zwei große Aufwärtstrends, in denen sich der Wert vervielfachte. Dem Aufschwung folgte aber immer ein Einbruch, in dem die Gewinne abgegeben wurden. Im Moment notiert der Wert wieder ganz unten. Hausse und Baisse in dem Titel sind nicht nur konjunkturbedingt.
Immer wieder kamen Sonderbelastungen hinzu. So musste A. S. Création eine saftige Kartellstrafe berappen, zudem gab es Sonderausgaben aus den russischen Aktivitäten. Diese Probleme sind bereinigt. Lediglich die Währungsschwankungen des Rubel belasten noch.
Die Talsohle dürfte erreicht sein
Nach den Sonderbelastungen war das Unternehmen 2019 zunächst eigentlich auf einem guten Weg. Der Umsatz stieg, es wurde wieder ordentlich verdient. In den ersten zwei Monaten 2019 setzte sich das fort. Dann kam der Shutdown. Viele Verkaufsstellen waren geschlossen. Zwar ist das in den Zahlen zum ersten Quartal nur bedingt zu sehen, im zweiten Quartal dürften die Belastungen aber höher sein. Es ist unwahrscheinlich, dass A. S. Création das im Jahresverlauf aufholen kann. Es wird aber im zweiten Halbjahr deutliche Verbesserungen geben - die durch den Cocooning-Effekt höher ausfallen können als bisher erwartet. Schon 2022, das meinen die Analysten von M.M. Warburg, könnte A. S. Création die guten Ergebnisse von 2019 übertreffen.
Diese Cocooning-Spekulation starten Nebenwertefans von solider Basis aus. Das Unternehmen wird mit einem Börsenwert von 44,4 Millionen Euro deutlich unter Buchwert gehandelt. Die Liquidität übersteigt die Finanzschulden, Vorräte und Forderungen werden teilweise mit Eigenkapital refinanziert. Konservativer geht es kaum. Stellen sich im Ergebnis dann noch die erhofften Nachholeffekte ein, kann es mit der Aktie weit nach oben gehen. Die Analysten von M.M. Warburg etwa halten ein Kursziel von 23 Euro für erreichbar. Vor gut drei Jahren kostete die Aktie mehr als 30 Euro.