Mit dem besten Ergebnis seit zehn Jahren, Dividenden- und Aktienrückkaufplänen und signifikanten Fortschritten beim Konzernumbau hat die Deutsche Bank die heiße Phase der DAX-Berichtssaison eröffnet. Der Nachsteuergewinn hat sich demnach im vergangenen Jahr auf 2,5 Milliarden Euro vervierfacht, der Vorsteuergewinn auf 3,4 Milliarden verdreifacht. Für 2021 wird eine Dividende von 20 Cent in Aussicht gestellt. 2022 soll das Eigenkapitalrenditeziel von acht Prozent erreicht werden.
Die Deutsche-Bank-Aktie setzte sich am Donnerstagvormittag mit einem Plus von fast sechs Prozent an die DAX-Spitze. Laut Vorstandschef Christian Sewing sei das Institut "sehr gut" in das neue Geschäftsjahr gestartet. Am Vortag hatte bereits der Versorger RWE mit seinen Ergebnissen die Erwartungen übertroffen und konnte dabei sowohl im Geschäft mit erneuerbaren Energien wie im klassischen Geschäft mit Kohle und Kernenergie zulegen.
SAP sorgt für Ärger
Für Misstöne sorgte am Donnerstag dagegen der Softwarekonzern SAP, der seine eigentlich guten Eckdaten bereits vor ein paar Tagen veröffentlichte. Am Donnerstag kündigte SAP die Übernahme des US-amerikanischen Lieferanten-Fintechs Taulia an, mit dem ein neues Standbein aufgebaut werden soll. Die Finanzplattform soll dabei als eigenständiges Unternehmen innerhalb von SAP bestehen bleiben, sagte Firmenchef Christian Klein. Finanzchef Luka Mucic hüllte sich zu den Übernahme-Konditionen weitgehend in Schweigen. Die Aktie rauschte daraufhin um bis zu neun Prozent ab ans DAX-Ende. An der Börse wurde über den Sinn des Zukaufs gerätselt.
Ungeachtet dieser Irritationen erwarten Analysten, dass die DAX-Konzerne ihre Gewinne im vierten Quartal insgesamt um rund 20 Prozent steigern konnten. Den Prognosen zufolge dürften die Unternehmen im DAX und Euro Stoxx 50 ihre Gewinne im Gesamtjahr 2021 durchschnittlich um rund 60 Prozent gesteigert haben. Nächste Woche legen unter anderem Siemens Healthineers und Infineon ihre Zahlen vor (beide am 3. Februar).
Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer warf für €uro am Sonntag einen Blick auf die zu erwartenden Ergebnisse der kommenden Wochen: "Gut verdient haben die Autobauer, die ihre Gewinnmargen deutlich erhöhen konnten. Auch im Sektor Informationstechnologie lief es gut. Dagegen leiden Einzelhandelsunternehmen und die Hersteller von Konsumgütern unter anhaltenden Corona-Beschränkungen und steigenden Materialkosten, sodass die Gewinne gegenüber dem Vorjahr wohl stagnieren werden." Die insgesamt gute Entwicklung der Unternehmensgewinne werde allerdings wenig daran ändern, dass Aktien bis auf Weiteres unter der Sorge vor steigenden US-Leitzinsen leiden, so Krämer. "Aber die Zinserhöhungen werden die Konjunktur nicht abwürgen, und die Unternehmensgewinne dürften 2022 weiter steigen. Wenn die Anleger das in den Monaten nach der ersten US-Zinsanpassungen erkennen, dürften sich die Kurse wieder erholen."
Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei Donner & Reuschel, verweist zudem auf die positiven Konjunkturperspektiven und den vor allem ab dem zweiten Quartal sich abzeichnenden dynamischen Aufschwung. "Deshalb rechnen wir auch mit optimistischen Ausblicken der Unternehmen auf die kommenden Quartale, wenngleich geopolitische Entwicklungen natürlich ein Risiko bleiben."
Derweil feierte Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing den Jahresabschluss 2021 auch als persönlichen Triumph. "Als wir vor drei Jahren die Umbaupläne für 2022 formulierten, ernteten wir viel Skepsis, kaum jemand hat uns das zugetraut", schrieb er gestern in einer Rundmail an alle Mitarbeiter des Geldhauses. "Jetzt haben wir die Deutsche Bank nachhaltig zurück auf Wachstums- und Gewinnkurs gebracht. Und von diesem Kurs werden wir uns auch nicht mehr abbringen lassen."