Der fünfte Kontinent schlittert derzeit von einer Katastrophe in die nächste. Gerade als am 2. März das Ende des weltweit zerstörerischsten Waldbrandes seit Beginn der Aufzeichnungen offiziell bekanntgegeben wurde, erreichte das Coronavirus Australien. Ein schlagartiger Anstieg der Infektionen führte - wie in weiten Teilen der Erde - zum Lockdown.

Was Covid-19 für die Wirtschaft in Down Under bedeutet, stellt Philip Lowe, Gouverneur der Reserve Bank of Australia, klar: Aufgrund der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie wird das Land in der ersten Jahreshälfte den größten wirtschaftlichen Rückgang seit den 1930er-Jahren erleiden. Das ist besonders bitter, da Australien mit 28 Jahren stetigem Wachstum zuletzt einen Weltrekord aufgestellt hatte. Bedrohlich ist auch die Beschäftigungslage: Das Finanzministerium rechnet mit der Verdoppelung der Arbeitslosenquote von 5,1 auf zehn Prozent.

Regierung und Notenbank steuern mit vereinter Kraft dagegen. Neben einem Notfall-Konjunkturpaket in Höhe von 130 Milliarden australischen Dollar gibt es laut Finanzminister Mathias Cormann noch eine Reihe von Optionen, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Die Währungshüter haben derweil den Leitzins Mitte März auf ein Rekordtief von 0,25 Prozent gesenkt und sind in den Kauf von Staatsanleihen eingestiegen.

In Sachen Corona gibt es indes bereits einen hellen Streif am Horizont. Australien zählt zu den erfolgreichsten Ländern bei der Bekämpfung der Pandemie und darf sich über eine sinkende Kurve bei den Neuinfektionen freuen. Um das Risiko einer Ansteckung weiter zu minimieren, wurde soeben eine freiwillige Corona-App eingeführt, die nur wenige Stunden nach der Veröffentlichung bereits mehr als zwei Millionen Bürger installiert hatten.

Die Aussicht auf Besserung kam am Markt noch nicht richtig an. Der S & P/ASX 200 erholte sich vom Verlaufstief nur um 14 Prozent, während der DAX um 30 Prozent zulegte. Aber nicht nur aufgrund einer möglichen Aufholjagd erscheinen Aktien aus Down Under derzeit attraktiv. Es finden sich dort auch Firmen mit aussichtsreichem Geschäftsmodell.

Konservative und spekulative Tipps

Dazu zählt CSL. Der Gesundheitskonzern konzentriert sich auf die Gewinnung, Testung und Lagerung von menschlichem Blutplasma, um damit Medikamente wie Gerinnungs- und Immunglobulinpräparate zu entwickeln. Besonders erfolgreich ist das Immunglobulin Hizentra zur Behandlung von fortschreitender Muskelschwäche, dessen Erlöse im ersten Halbjahr 2019/20 um 37 Prozent gestiegen sind. Hohe Arzneiverkäufe kurbeln auch die Gewinne an: In den vergangenen drei Jahren legte der Überschuss um durchschnittlich 16,5 Prozent per annum zu. 2019/20 zeigt die Kurve weiter nach oben. Nach sechs Monaten stieg das Nettoergebnis um elf Prozent, für das Gesamtjahr rechnet CSL mit einem Plus zwischen zehn und 13 Prozent. Bei diesen Aussichten wundert es nicht, dass die Aktie vom Tief aus gemessen wieder 30 Prozent an Boden gutgemacht hat. Der Aufwärtstrend dürfte sich fortsetzen, zumal CSL auch bei Corona aktiv ist. Die Firma entwickelt eine aus Plasma gewonnene Therapie zur Behandlung von Covid-19.

Auch Mesoblast steht bezüglich Corona hoch im Kurs - und das im wahrste Sinne des Wortes. Nach einer Erfolgsmeldung bei der Behandlung von künstlich beatmeten Covid-19-Patienten schoss der Titel um 30 Prozent nach oben. Infusionen von Mesoblasts Zelltherapie Remestemcel-L sorgten dafür, dass drei Viertel der Patienten im Schnitt nach zehn Tagen wieder ohne künstliche Beatmung auskamen. Der Spezialist für sogenannte Regenerative Medizin ist auch anderweitig erfolgreich: So verdoppelte sich der Umsatz von Temcell in Japan im dritten Quartal auf 2,1 Millionen Dollar. Wir sind positiv für die weiteren Aussichten gestimmt. Wegen der jüngsten Kursrally eignet sich der Titel nur für spekulative Anleger.

Ebenfalls spekulativ ist die Aktie von Lynas. Der weltweit größte Förderer von Seltenen Erden außerhalb Chinas erhielt jüngst die Finanzierung für den Bau einer Mine in Texas. Ein wichtiger Schritt, denn die USA wollen ihre Industrie für Seltene Erden stark ausbauen, um die Abhängigkeit von China zu verringern. Aber selbst ohne das neue Projekt ist Lynas auf Wachstumskurs. Die Produktion legte im zweiten Quartal um knapp ein Viertel zu.

Nicht gänzlich frei von Gefahren, ist das Risikoprofil von Telstra dennoch etwas konservativer als das von Lynas und Mesoblast. Der Telekomkonzern ist führend im Rennen um den neuen Mobilfunkstandard 5G. Darüber hinaus ist die Firma gerade dabei, mit ihrem Transformationsprogramm Telstra 2022 Kosten zu senken und die Effizienz zu verbessern. Das sollte die Aktie wieder auf Vordermann bringen. Die Dividendenrendite von 5,2 Prozent ist attraktiv.