Der Chipmangel hat den Autoabsatz in Deutschland auf den tiefsten Stand seit der Wiedervereinigung gedrückt. 2021 kamen nur 2,62 Millionen Neuwagen auf die Straßen. Das waren zehn Prozent weniger als im Corona-bedingt bereits schwachen Vorjahr, wie das Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) am Mittwoch mitteilte und damit Informationen der Nachrichtenagentur Reuters bestätigte. Im Dezember fielen die Neuzulassungen um 27 Prozent auf knapp 228.000 Fahrzeuge. Damit schrumpfte der Automarkt im letzten Monat des Jahres zwar nicht mehr ganz so rasant wie beim Einbruch um 32 Prozent im November. Insgesamt lag er aber auf dem niedrigsten Niveau seit 1990.
In der Statistik der Flensburger Zulassungsbehörde stand bei den meisten Herstellern im vergangenen Jahr ein Minus. Unter den deutschen Automarken verbuchten lediglich Opel und Smart Zuwächse. Auch Porsche legte zu. Gefragt waren vor allem Elektroautos, deren Kauf durch staatliche Prämien gefördert wird. Tesla steigerte die Zulassungen um 138 Prozent. Autos mit Verbrennungsmotoren fielen weiter zurück. Der Anteil von Dieselautos an den Neuzulassungen sank auf 20 (Vorjahr 28) Prozent. Ähnlich stark war der Rückgang bei Benzinern, deren Anteil um fast zehn Prozentpunkte auf 37 Prozent fiel.
STIMMUNG SCHLECHT
Insgesamt war die Stimmung in der durch Teilemangel und Lieferengpässe gebeutelten Autobranche so schlecht wie seit langem nicht. Die Lage hat sich laut Ifo-Institut im Dezember bereits den fünften Monate in Folge verdüstert. "Diese abermalige Verschlechterung ist von den Herstellern getrieben, nicht von den Zulieferern", sagte Oliver Falck, der das Ifo-Zentrum für Industrieökonomik und neue Technologien leitet. Die Geschäftserwartungen der Zulieferer sind zudem so pessimistisch wie seit fast zwei Jahren nicht mehr. "Die jüngsten Ankündigungen von Autoherstellern, ihr Engagement in China weiter auszubauen, drückt sicherlich auf die Stimmung insbesondere mittelständischer Zulieferer, die stark von der Automobilproduktion in Deutschland abhängen", sagte Falck.
Im Gleichschritt mit dem schrumpfenden Pkw-Absatz sank auch die Produktion. Von den Bändern der deutschen Autohersteller liefen im vergangenen Jahr mit 3,1 Millionen Fahrzeugen zwölf Prozent weniger Autos als im Vorjahr. Auch der Export stockte. Mit rund 2,4 Millionen Fahrzeugen gingen nach VDA-Angaben zehn Prozent weniger ins Ausland.
Branchenexperten erwarten nach dem rabenschwarzen Jahr 2021 keine rasche Besserung: "Eine Trendwende ist nicht in Sicht", sagt Peter Fuß, Autoexperte der Unternehmensberatung EY. Er geht davon aus, dass die Engpässe bei Halbleitern und anderen Vorprodukten das gesamte Jahr über zu spüren sein werden. Auch 2022 werde ein Krisenjahr sein.
Angesichts des hohen Auftragsbestandes und einer leichten Entspannung in der Chipversorgung dürften 2022 allerdings mehr Fahrzeuge ausgeliefert werden als im vergangenen Jahr. Der Importeursverband VDIK rechnet mit einem Anstieg der Zulassungen um 15 Prozent auf rund drei Millionen. Der Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) plant seine Jahrespressekonferenz nun voraussichtlich Anfang Februar und wird dann wahrscheinlich auch eine Prognose bekanntgeben.
rtr