Bei den Auto-Aktien hat sich per Saldo in den vergangenen Monaten nicht allzu viel getan. Es ging zwar rauf und runter, doch auf der aktuellen Kursbasis handelt es sich bei der Performance der Branchenvertreter in diesem Jahr nicht selten um ein Nullsummenspiel. In Europa hat sich die Branche der Autobauer und der Automobil-Zulieferer dabei in etwa wie der Gesamtmarkt entwickelt. Branchenspezifisch betrachtet ging weltweit eine bremsende Kurswirkung unter anderem von den Russland-Sanktionen und der Sorge um die Konjunktur in Europa und China aus. Als wichtiger Belastungsfaktor erwiesen sich auch die scheinbar nicht mehr enden wollenden Rückrufaktionen. Als eine gewisse Stütze fungieren dagegen die Bewertungen, die sich auf KGV-Basis oft vergleichsweise günstig erweisen.

Vorausschauend auf das neue Jahr gehen die Analysten der Deutschen Bank aber von einem voraussichtlich nachlassenden zyklischen Rückenwind für die Branche in einigen der weltweiten Schlüsselmärkten aus. Dennoch hält die Deutsche Bank einige Sektor-Vertreter auch 2015 für kaufenswert. Favorisiert werden dabei zum einen Unternehmen, die besonders von langfristigen Wachstumstrends profitieren und zum anderen Gesellschaften, die vergleichsweise günstig bewertet daherkommen. Den japanischen Branchenmitgliedern wird zudem durch den schwachen Yen ein Wettbewerbsvorteil konstatiert. Die Hersteller von Luxusautos werden zudem als besser positioniert eingestuft als die Massenproduzenten.

Von den für Europa, die USA, Japan und China abgegebenen Branchenempfehlungen der Deutschen Bank haben wir jeweils den Kauf-Tipp mit dem größten Kurspotenzial herausgefiltert. Diese vier Favoriten weisen ein Potenzial zu ihren Kurszielen von 15 Prozent bis 33 Prozent auf. Drei dieser vier Titel sind außerdem mit einer Kaufempfehlung der Börse Online-Redaktion ausgestattet.



Topfavorit der Deutschen Bank für 2015 aus dem Automobilsektor, Nummer eins: Brilliance China Automotive Holdings Ltd. (WKN: 884968, 1,295 Euro)



Weil China im internationalen Vergleich noch untermotorisiert erscheint, wird von den Aktien der chinesischen Autobauer besonders viel erwartet. Die hohe Erwartungshaltung führt aber auch dazu, dass letztlich nicht immer alles so gut läuft wie erhofft. Doch bei der 1992 gegründeten Gesellschaft Brilliance China Automotive spricht einiges für auch langfristig gute Aussichten. Als Pluspunkt wird für den Konzern, der auch Kleinbusse und Autoteile produziert, unter anderem die Kooperation mit dem deutschen Partner BMW gewertet, denn diese erst unlängst bis zum Jahr 2028 verlängerte Zusammenarbeit sollte dabei helfen, von der starken Nachfrage nach Premiumfahrzeugen zu profitieren.

Im ersten Halbjahr 2014 stieg der Gewinn jedenfalls um 79 Prozent auf 3,63 Milliarden Chinesische Yuan. Im zweiten Halbjahr sind auch wegen einem strikteren Vorgehen der Politik gegen ausländische Autobauer zwar gewisse Bremsspuren nicht ausgeschlossen, die Deutsche Bank rät bei der zuletzt nicht von Börse Online Redaktion besprochenen Brilliance China aber zum Kauf. Das Kursziel wird mit 16,3 Hongkong-Dollar angegeben. Verglichen mit den derzeit gültigen 12,26 Hongkong-Dollar ergibt sich daraus ein Kurspotenzial von fast 33 Prozent. Zur Begründung für die Kaufempfehlung wird nicht zuletzt die Fokussierung auf das Premiumsegment angeführt. Am Markt gebe es zwar Bedenken, wegen fehlender neuer Modelle könnte es in dem Bereich zu Marktanteilsverlusten kommen. Aber die Absatzzahlen für die Marke Brilliance China haben sich bisher als robust erwiesen. Auch im November lief es mit einem Auslieferungsplus von 44 Prozent überraschend gut.

Die Kaufempfehlung für den Titel beruht zudem auch auf Bewertungsüberlegungen. Auf dem Niveau des genannten Kursziels würde sich das KGV gemessen an den von der Deutschen Bank für 2015 erwarteten Gewinnen ein KGV von 11,5 ergeben. Das würde nur leicht über dem langjährigen KGV-Branchendurchschnitt von elf liegen, obwohl Brilliance China von den Analysten der Deutschen Bank ein Ergebnisplus von 24 Prozent p.a. von 2013 bis 2016 zugetraut wird. Klingt gut, allerdings steckt die Notiz schon länger in einem Seitwärtstrend fest.



Topfavorit der Deutschen Bank für 2015 aus dem Automobilsektor, Nummer zwei: Toyota Motor Corp. (WKN: 853510, 51,49 Euro)



Der japanische Autobauer Toyota Motor Corp. gehört zu jenen Autobauern, die besonders unter der Rückrufwelle zu leiden hat, welche die Branche in der jüngeren Vergangenheit erfasst hat. Den Aktienkurs des weltgrößten Autoproduzenten hat dies in diesem Jahr aber nicht vom Steigen abgehalten. Selbst in Euro gerechnet hat der Titel trotz der gleichzeitigen Schwäche der japanischen Landeswährung Yen deutlich zugelegt. Das macht auch Sinn, schließlich hat der Konzern im November für dieses Jahr einen Rekordgewinn von voraussichtlich netto zwei Billionen Yen in Aussicht gestellt.

Der fallende Yen ist übrigens ein Grund, warum die Deutsche Bank bei diesem Titel zum Kaufen rät. Denn dadurch verbessern sich die Absatzchancen im Ausland, außerdem helfe dies dabei, die vermutlich in der Branche allgemein weiter zunehmenden regulatorischen Kosten abzufedern. Für den Hintergrund: Toyota fertigt etwa 40 Prozent aller Autos in Japan und verkauft davon wiederum rund die Hälfte in den Rest der Welt. Positiv hervorgehoben werden darüber hinaus die Erfahrung und die Kostenvorteile beim bestehenden Trend hin zur Elektrifizierung der Fahrzeuge. Gelobt wird zudem die starke Stellung im Bereich der Hybrid-Autos.

Als potenzielles Kursziel für die Aktie werden von der Deutschen Bank 9.350 Yen genannt. Gemessen am aktuell gültigen Kurs von 7.535 Yen errechnet sich daraus theoretisch ein Kurspotenzial von 24 Prozent. Der Analysten-Konsens taxiert hier das KGV für 2014 auf gut elf, was angesichts der Marktstellung moderat erscheint. Helfen sollte es dem Titel, falls die Deutsche Bank Recht behält und Toyota nicht nur 30 Prozent des Gewinns als Dividende ausschütten, sondern auch noch regelmäßig eigene Aktien zurückkaufen wird. Das Chartbild weist einen Aufwärtstrend auf und die Börse Online-Redaktion rät mit einem Kursziel von 55 Euro zum Kauf.



Topfavorit der Deutschen Bank für 2015 aus dem Automobilsektor, Nummer drei: Delphi Automotive Plc. (WKN: A1JPLB, 60,116 Euro, 73,84 Dollar)



In den USA bleibt Delphi Automotive für die Deutsche Bank der Top-Tipp aus dem Automobil-Sektor. Gefallen an dem Autoteilehersteller, der 24 der 25 größten Automobilhersteller weltweit zu seinen Kunden zählt, finden offenbar auch zahlreiche andere Marktteilnehmer. Zumindest sprechen dafür die Rekordkurse, die der Titel eben erst wieder markiert hat. Angeboten werden unter anderem elektrische und elektronische Komponenten, Motorenteile sowie Sicherheits- und Klimatechnologien.

Wie gut es für die Gesellschaft geschäftlich läuft, zeigten auch die jüngsten Quartalszahlen wieder. Der Nettogewinn stieg da von 271 Millionen auf 305 Millionen Dollar und auf Basis des erzielten bereinigten Gewinns je Aktie von 1,16 Dollar wurden die Analystenerwartungen von 1,13 Dollar geschlagen. Optimistisch fallen zudem auch die Konsensschätzungen der Analysten für die weiteren Gewinnaussichten aus. Das Ergebnis ja Aktie soll demnach von 4,40 Dollar im Jahr 2013 bis 2017 auf 7,81 Dollar zulegen. Auf dieser Basis würde sich das KGV trotz der zuletzt bereits verbuchten Kursgewinne noch immer im einstelligen Bereich bewegen.

Auch die Deutsche Bank hält Delphi für sehr gut positioniert. So sei das Unternehmen in zukunftsträchtigen Bereichen wie Reduzierung des Spritverbrauchs, Infotainment und Fahrsicherheit sowie der zunehmen Elektrifizierung viel versprechend aufgestellt. Außerdem hebe sich der Konzern durch eine überdurchschnittlich hohe Gewinnspanne von der Konkurrenz ab. Sehr gut gefüllte Auftragsbücher stützten die These von weiterem Wachstum und wenn sich dieses einstellt, sollte dies zu einer künftigen Höherbewertung des Titels beitragen. Auch versetze diese Perspektive das Unternehmen in die Lage, entweder eigene Aktien zurückzukaufen und/oder Zukäufe zu tätigen. Das Kursziel wird von der Deutschen Bank auf 92 Dollar taxiert, was knapp 25 Prozent über der aktuellen Notiz von 73,84 Dollar liegt. Auch die Börse Online-Redaktion hat den Titel auf Kauf stehen, wobei das bisherige Kursziel fast erreicht ist und vermutlich angehoben wird.



Topfavorit der Deutschen Bank für 2015 aus dem Automobilsektor, Nummer vier: Daimler AG (WKN: 710000, 69,41 Euro)



Merklich nach oben geschaltet hat in den vergangenen Wochen der Aktienkurs von Daimler. Die Notiz nähert sich dadurch wieder dem Jahreshoch von 71,14 Euro und wenn der Sprung über diese Marke gelingt, dann könnte als nächstes ein weiteres Zwischenhoch aus dem Jahr 2007 bei knapp 78 Euro anvisiert werden.

Der Dax-Vertreter, der nicht nur Premium-Personenkraftwagen herstellt, sondern auch der weltgrößte Produzent von Nutzfahrzeugen ist hat seine eigene Form in der jüngeren Vergangenheit deutlich verbessert. Dazu passt auch die Meldung, wonach die Autotochter bereits im November den Vorjahresabsatz übertroffen hat und somit auf einen Absatzrekord im Jahr 2014 zusteuert. Außerdem sind die Verantwortlichen weiter optimistisch für China gestimmt. Es bestehe die Chance, dass der dortige Markt bereits kommendes Jahr die USA als größten Absatzmarkt von Daimler ablösen werde.

Schon im dritten Quartal war das Automobilgeschäft dank einer neuen Modellpalette der Haupttreiber für das Ergebnis. Der operative Gewinn aus dem laufenden Geschäft legte da um mehr als 20 Prozent auf 2,79 Milliarden Euro zu und der Umsatz kletterte um zehn Prozent auf 33,1 Milliarden Euro. Das Nutzfahrzeug-Geschäft läuft für die Branche allgemein zwar nicht rund, wobei vor allem Lateinamerika Probleme bereitet, Daimler sei davon aber weniger betroffen als viele Konkurrenten, so die Deutsche Bank.

Im Autobereich setzen die Analysten auf neue Modelle sowie weitere Margenverbesserungen. Erfüllen sich alle Prognosen, sei angesichts einer komfortablen Liquiditätssituation mittelfristig auch eine Dividendenerhöhung denkbar. Für das Geschäftsjahr 2014 taxiert der Analysten-Konsens die Dividendenrendite auf 3,45 Prozent. Das ist ebenso solide wie das geschätzte KGV von knapp elf. Die Deutsche Bank hält vor diesem Hintergrund einen Kursanstieg auf 79 Euro für möglich, was einem Potenzial von gut 15 Prozent entspricht. Die Börse Online-Redaktion setzt sogar noch einen drauf, wurde das Kursziel hier doch erst kürzlich auf 80 Euro angehoben.