Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) verständigte sich am Mittwoch mit dem Staatskonzern auf eine Lohnerhöhung von insgesamt 5,1 Prozent in zwei Stufen. Der Abschluss soll für rund 140.000 Beschäftigte in Deutschland einschließlich der Lokführer gelten, für die in der Vergangenheit die GDL allein verhandelt hatte. Diese wiederum kämpft weiter für einen eigenen Tarifvertrag, der auch für Lokrangierführer und Zugbegleitpersonal greifen soll. Gelöst werden soll der Konflikt zwischen der GDL und der Bahn nun in einer dreiwöchigen Schlichtung, die am Mittwoch begann. Die Bahn hat dafür den Ex-Ministerpräsidenten von Brandenburg, Matthias Platzeck, als Schlichter benannt, die GDL den Regierungschef von Thüringen, Bodo Ramelow (Linke).

EVG-Verhandlungsführerin Regina Rusch-Ziemba sprach von einer der schwierigsten Tarifrunden in der Geschichte der Bahn. Wichtig sei, dass man für alle Beschäftigten ein gleiches Ergebnis erreicht habe und es so keine Spaltung der Belegschaft gebe. "Wir können für uns sagen, dass wir mit dem Gesamtergebnis so zufrieden sind." Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber sagte, der Konzern sei an die Grenze dessen gegangen, "was unsere Geschäfte hergeben". Er verwies auf die schwierige Lage der Güterbahn und des Personenfernverkehrs, der unter den Konkurrenz der Fernbusse leidet. Man habe aber gezeigt, dass man solche Verhandlungen auch ohne Streiks zu einem Ergebnis bringen könne. Anders als die EVG, hat die GDL im Tarifkonflikt bereits neunmal gestreikt.

Die Mitarbeiter sollen nun über alle Sparten hinweg ab Juli 3,5 Prozent mehr Lohn bekommen, mindestens aber 80 Euro. In Verhandlungskreisen war zunächst von 3,6 Prozent die Rede gewesen. Ab Mai 2016 kommen weitere 1,6 Prozent hinzu, mindestens aber 40 Euro. Mit den Mindestsummen werden Geringverdiener stärker als über die prozentuale Erhöhung profitieren. Die Laufzeit des Tarifvertrages endet am 30. September 2016. Neben den bereits während der Verhandlungen von der Bahn gezahlten 750 Euro folgt eine weitere Zahlung von 350 Euro. Die EVG hatte ursprünglich sechs Prozent mehr Lohn, mindestens aber 150 Euro gefordert.

Die GDL geht weiter mit der Forderung nach fünf Prozent mehr Lohn bezogen auf ein Jahr in die Schlichtungsgespräche, für deren Dauer nicht gestreikt werden darf. Sie fordert zudem aber eine Arbeitszeitverkürzung um eine Stunde auf 38 Stunden. Sollte aus der Schlichtung ein besseres Ergebnis als das der EVG hervorgehen, gilt es als sicher, dass die Bahn dieses wiederum auch auf die EVG-Mitglieder und nicht gewerkschaftlich Organisierten überträgt.

Reuters