Um gut 40% soll verschiedenen Studien zufolge der Bargeldumlauf in Deutschland seit 2013 inzwischen angewachsen sein. Mit organischem Wachstum hat das wenig zu tun. Zumal die Deutschen ihre Einkäufe immer häufiger in digitaler Form über Bezahlsysteme unbar abwickeln. Eher schon damit, dass Krisenfälle und Kontrollen des Geldverkehrs - wie in Griechenland und Zypern - sowie ständige Diskussionen über die Zukunft des Eurowährungsraums die deutschen Anleger zutiefst verunsichern.
Viele scheinen da das alte Pfadfinder-Motto mahnend vor Augen zu haben: "Allzeit bereit". Die jederzeitige Handlungsfähigkeit und Liquidität von Vermögensteilen scheint Trumpf zu sein. Umso mehr als die entgangene Verzinsung im Sinne von Opportunitätskosten nicht als Verlust empfunden wird, keine konkrete Inflationsangst herrscht und die Lagerung von Bargeldern in Schließfächern bei Banken offiziell begrenzt ist und zuletzt auch mehr oder weniger systematisch verteuert wurde.
Eine derartige Entwicklung ist ungeachtet eines gewissen Verständnisses und damit verbundener Sympathie für die ihr zugrunde liegende Motivation aus mindestens einem Grund kritisch zu hinterfragen: schließlich wird in Deutschland alle vier Minuten irgendwo eingebrochen und ist Bargeld zumeist unzureichend versichert.
Björn Drescher ist Gründer des auf Fonds spezialisierten Finanzinformationsdienstleisters Drescher & Cie (www.drescher-cie.de).