Bayer begrüßte die Entscheidung. Damit würde, falls vom Gericht bestätigt, der zugesprochene Strafschadenersatz aufgehoben, erklärte der Konzern am Donnerstag. "Bayer ist weiterhin davon überzeugt, dass das Urteil und die Schadenersatzforderungen im Widerspruch zu den im Prozess vorgelegten Beweisen stehen."

Die Hoffnung auf ein milderes Urteil gab der Bayer-Aktie kräftig Auftrieb. Zeitweise war sie mit einem Plus von fünf Prozent einziger Gewinner im Dax. "Es schaut nun so aus, als ob die ursprüngliche Strafe erheblich reduziert wird, wenn sie nicht ganz auf Null gestrichen wird", sagte Analyst Markus Mayer von der Baader Helvea Bank. Das Pendel könne nun zugunsten des Konzerns umschwingen, der sich gegen Tausende Klagen in den USA verteidigen müsse.

Bayer hatte Monsanto für rund 63 Milliarden Dollar übernommen. Das von dem US-Agrarchemiekonzern entwickelte Glyphosat zählt zu den am meisten eingesetzten Unkrautvernichtungsmitteln in der Landwirtschaft. Nach früheren Angaben ist Bayer mit rund 8700 Klagen wegen Glyphosat konfrontiert. Bei dem Prozess in Kalifornien handelte es sich um das erste Verfahren in den USA, das sich mit der Frage befasst, ob das Mittel Krebs verursachen kann. Es war wegen der schweren Erkrankung des Klägers vorgezogen worden. Der ehemals als Platzwart an einer kalifornischen Schule tätige Dewayne Johnson hatte bis zu 30 Mal im Jahr Glyphosat eingesetzt und Monsanto vorgeworfen, durch das Mittel an Lymphdrüsenkrebs erkrankt zu sein. Ein kalifornisches Geschworenengericht hatte im August Strafzahlungen und Entschädigungen von 289 Millionen Dollar ausgesprochen. Das Unternehmen habe es versäumt, ihn und andere Verbraucher vor den Krebsrisiken seiner Unkrautvernichter zu warnen, entschied das Gericht damals. Monsanto hatte Berufung gegen das Urteil angekündigt.

Bayer bestreitet, dass Glyphosat Krebs verursacht. Das Urteil der Jury stehe im Widerspruch zu über 40 Jahren praktischer Erfahrung und umfangreichen wissenschaftlichen Daten und Analysen, erklärte der Konzern. Es habe zudem eingehende Überprüfungen durch die Regulierungsbehörden in den USA und der EU gegeben. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hatte die Chemikalie allerdings 2015 als "wahrscheinlich krebserregend für den Menschen" eingestuft. Nach Einschätzung des Leverkusener Konzerns steht dies aber im Widerspruch zu den Bewertungen von vielen anderen Behörden rund um den Globus. Zuletzt hatte eine weitere Studie die Debatte um das Pestizid neu angefacht. Nach einer Untersuchung von Wissenschaftlern der Universität Texas in Austin macht das Pflanzengift Honigbienen anfälliger für Infektionen. Glyphosat könne deshalb die Gesundheit der Bienen beeinträchtigen.

rtr