Frederic Jeanmaire ist immer auf der Suche nach dem gewissen Etwas, nach der Ausnahme. Ein Beispiel: In Finanzwerte würde der französischstämmige Fondsmanager des Threadneedle Pan European Focus derzeit nicht investieren. Eigentlich. Weil die nach wie vor expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank die Profite schmälere, so Jeanmaire. Da der Wettbewerb gerade in Europa so hart sei, dass die Gebühren unter Druck stünden.

Aber dann gibt es eben die Ausnahme. Es ist der Vermögensverwalter St. James Place, in den der Fonds fünf Prozent der Einlagen von insgesamt knapp 85 Millionen Euro investiert hat. Das britische Unternehmen könne seine Klienten langfristig halten und sei margenstark. Das unterscheide es von anderen Häusern, wo Investoren schnell einmal ihr Geld abziehen könnten, begründet Jeanmaire die Entscheidung.

Er und sein Fondsmanagementkompagnon Paul Doyle achten bei der Auswahl der 30 Werte im Portfolio zunächst darauf, ob ein Unternehmen unterm Strich Geld verdient und seine Schulden - sofern vorhanden - schnell bedienen kann. Doch um die Ausnahme unter den großen europäischen Aktien zu finden, wenden die beiden ein Prinzip an, das sie vor Auflage des Europa-Fonds im Jahr 2004 bereits an einem Small-Cap-Fonds erprobt hatten: Das Fünfkräfteprinzip des Harvard-Ökonomen Michael Porter. Ist der Konzern starkem Wettbewerb ausgesetzt? Haben die Produkte ein Alleinstellungsmerkmal oder kann ein Konkurrent schnell mit einem gleichwertigen Angebot nachziehen? Ist die Nachfrage groß? Kann sich das Unternehmen am Markt damit behaupten? Wie entscheidend ist der Kundenwille für den Erfolg? Jede Anlageentscheidung ist langfristig. Ryanair, den größten Posten im Portfolio, hält der Fonds seit 2011. Seither ist der Kurs um 400 Prozent gestiegen. Überzeugt hat Jeanmarie, dass die irische Fluggesellschaft deutlich geringere Kosten hat als Konkurrent Easyjet.

Zu den fünf Porter-Fragen kommt eine hinzu: Welche Rolle wird das Unternehmen künftig spielen? Internetfirmen findet Jeanmaire als Investment zwar zu heikel: "Aber ich kaufe dann einen Telefonmastenhersteller. Das ist die Infrastruktur dahinter, die alle brauchen werden."

Stabil mit fallenden Engeln



Um die Volatilität gering zu halten, shortet Jeanmarie auch große Titel. "Oft sind das Unternehmen, in die wir vorher investiert waren", sagt er. Die aber mittlerweile zu hoch bewertet seien. Auf der Liste stünden etwa Eigentümer von Einkaufszentren. "Sie werden nicht sterben. Aber der boomende Onlinehandel setzt ihnen zu", sagt Jeanmaire.

Sechs Prozent Wertzuwachs wollen Jeanmaire und Doyle mit ihrer Strategie durchschnittlich pro Jahr erzielen - was sie seit Bestehen des Fonds auch geschafft haben. Mindestens.