Nach der Rally auf Mehrjahreshochs haben die Preise etlicher Rohstoffe zuletzt etwas nachgegeben. Investoren hatten Sorge, dass die kräftig gestiegenen US-Zinsen die hochverschuldete US-Wirtschaft und damit die Weltwirtschaft belasten würden, was die Nachfrage nach Kupfer und anderen Industriemetallen dämpfen würde. Allerdings sorgen drei Faktoren dafür, dass der Höhenflug der Preise insgesamt weitergehen sollte - und damit auch jener der Aktien aus dem Bergbausektor.

So hat China für das laufende Jahr ein Wirtschaftswachstum von mehr als sechs Prozent angekündigt. Die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft ist bei zahlreichen Industriemetallen für rund die Hälfte der weltweiten physischen Nachfrage verantwortlich. Zudem wird das US-Konjunkturprogramm von 1,9 Billionen Dollar die größte Volkswirtschaft und damit auch die Weltwirtschaft ankurbeln, was die Nachfrage nach Rohstoffen weiter anheizt. Etliche Analysten, wie jene von Goldman Sachs oder JP Morgan, sprechen daher bereits von einem Superzyklus, also einem mehrjährigen Boom in diesem Sektor.

Zwar versuchen einige Vorstände der Bergbaufirmen die Euphorie derzeit zu dämpfen. Allerdings heizt neben der Belebung der Weltwirtschaft auch der Ausbau der erneuerbaren Energien sowie der Umstieg auf Elektroautos die Nachfrage nach Rohstoffen zusätzlich an, weshalb das Umfeld für die Bergbaufirmen so prächtig ist wie lange nicht mehr. In diesem Szenario der Dekarbonisierung soll sich laut den Schätzungen von Experten die Kupfernachfrage zwischen 2020 und 2050 auf 60 Millionen Tonnen verdoppeln, was einem Anstieg um durchschnittlich eine Million Tonnen pro Jahr entspricht. Im gleichen Zeitraum würde sich der Verbrauch von Nickel und Cobalt fast vervierfachen.

Niedrige Bewertungen

Von dem Umfeld hat Rio Tinto, die weltweite Nummer 2, profitiert. Der britisch-australische Konzern steigerte 2020 den bereinigten Gewinn um 20 Prozent auf 12,4 Milliarden US-Dollar. Antriebsmotor war die starke Nachfrage nach Eisenerz, nachdem die Maßnahmen Chinas die Stahlnachfrage angeheizt hatten. Die Sparte steuert rund 80 Prozent des Konzerngewinns bei. Der neue Vorstandschef Jakob Stausholm beteiligt Anleger über Rekorddividenden von insgesamt 9,0 Milliarden Dollar.

2021 soll der Eisenerzabsatz 325 bis 340 Millionen Tonnen erreichen. "Die Mitte der Spanne für dieses Jahr bedeutet, dass es weiteres Wachstum gibt", sagte Stausholm. Zwar wäre es nur ein leichtes Wachstum. Dennoch sei es eine beachtliche Leistung, muss doch die Sparte alte Minen mit einer Produktion von insgesamt 90 Millionen Tonnen durch neue ersetzen. Stausholm treibt zudem den Bau der Gudai-Darri-Eisenerzmine im Westen Australiens voran, die Anfang 2022 den Betrieb aufnehmen und anfangs eine Jahresproduktion von 43 Millionen Tonnen erreichen soll. Zudem soll die erste Phase der Arbeiten an dem Simandou-Eisenerzprojekt in Guinea im ersten Halbjahr 2021 abgeschlossen werden.

Im Kupferbereich ist das Oyu-Tolgoi-Projekt in der Mongolei von großer Bedeutung. Die Investitionen sollen 2021 und 2022 konzernweit auf jeweils 7,5 Milliarden Dollar steigen. Gleichzeitig würde ein weiterer Anstieg der Rohstoffnotierungen deutlich auf die Profitabilität durchschlagen. So hatten 2020 beispielsweise Preiserhöhungen um rechnerisch zehn Prozent bei Eisenerz den bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um 2,3 Milliarden Dollar nach oben getrieben. Trotz der guten Geschäftsperspektiven ist die Stoxx-50-Aktie mit einem KGV von lediglich 8,0 niedrig bewertet.

BHP treibt wichtige Projekte voran

Auch beim Branchenprimus BHP Group brummt das Geschäft. Der australisch-britische Konzern hat im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2020/21, das im Dezember endete, den bereinigten Gewinn um 16 Prozent auf sechs Milliarden Dollar verbessert. Für Rückenwind sorgte vor allem die Rekordproduktion an Eisenerz im Westen Australiens sowie Preiserhöhungen. Eisenerz machte rund 70 Prozent des Konzerngewinns aus, Kupfer 25 Prozent. Das Unternehmen steigt aus Umweltschutzgründen aus dem Geschäft mit Kohle für die Stromerzeugung aus, was Sonderbelastungen von 1,6 Milliarden Dollar verursacht hat. Allerdings will BHP weiter metallurgische Kohle (Kokskohle), die bei der Stahlerzeugung zum Einsatz kommt, verkaufen, um von der starken Nachfrage aus China zu profitieren.

"Die Megatrends, die sich beim Wachstum der Weltbevölkerung, der Elektrifizierungsthematik und der Energiewende abspielen, verheißen auf mittlere und lange Sicht Gutes für die Rohstoffnachfrage", sagte Vorstandschef Mike Henry. Für 2020/21 hat er Investitionen von 7,3 Milliarden Dollar in Aussicht gestellt, 2021/22 sollen sie auf 8,5 Milliarden zulegen. Das Unternehmen hat vier wichtige Projekte in den Bereichen Öl, Eisenerz und Kalisalz in der Entwicklung. So ist das 3,1 Milliarden Dollar schwere South-Flank-Eisenerzprojekt in Australien zu 90 Prozent fertiggestellt und soll in der Mitte des Kalenderjahres 2021 den Betrieb aufnehmen. Die Ölprojekte in Trinidad und Tobago sowie im Golf von Mexiko kämen ebenfalls wie geplant voran. Laut Henry würde ein Anstieg des Eisenerzpreises um einen Dollar pro Tonne das bereinigte Ebitda im laufenden Fiskaljahr um 236 Millionen Dollar beflügeln.

Kräftiges Wachstum

Der Wettbewerber Anglo American hat 2020 wegen des Gewinneinbruchs im Kohlegeschäft einen Rückgang des bereinigten Gewinns auf 3,1 Milliarden Dollar verbucht. Dabei florierte neben den Bereichen Eisenerz und Kupfer auch das Geschäft mit Platin und Palladium, dem zweitwichtigsten Ergebnislieferanten. Anglo-Chef Mark Cutifani hat sich aggressives Wachstum auf die Fahnen geschrieben. Mit neuen Projekten soll die Produktion bis 2023 um 20 Prozent gesteigert werden, bis 2025 um 25 Prozent, jeweils gegenüber der Basis 2018. Zu den Projekten gehört eine neue Kupfermine in Peru, die 2022 die Produktion aufnehmen soll, und eine Diamantenmine in Namibia. Ein Jahr später wird die Produktion in einer Eisenerzmine in Südafrika aufgestockt. Auch die Investitionen sollen kräftig erhöht werden, und zwar auf 5,7 bis 6,2 Milliarden Dollar. Wir heben Ziel- und Stoppkurs an.

Ein anderes Geschäftsmodell verfolgt Glencore. Der britisch-schweizerische Konzern ist einer der weltgrößten Rohstoffhändler und Bergbaufirma in einem und hat 2020 einen bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 4,4 Milliarden Dollar erwirtschaftet. Drei Viertel davon steuerte das boomende Handelsgeschäft bei. Vorstandschef Ivan Glasenberg will im ersten Halbjahr das Ruder an seinen Nachfolger Gary Nagle übergeben, der derzeit das Kohlegeschäft leitet. Er muss mit seinen Kollegen entscheiden, ob sie neben dem Geschäft mit Kokskohle auch jenes mit Kohle für die Stromerzeugung behalten wollen. Wir stufen die Aktie hoch. Neben Einzeltiteln können Anleger auch breiter gestreut etwa in den ETF von Lyxor Stoxx Europe 600 Basic Resources investieren.

 


Auf einen Blick

Bergbau

Nach dem pandemiebedingten Einbruch im Frühjahr hat sich das Geschäft der Bergbaufirmen im zweiten Halbjahr kräftig erholt, während gleichzeitig die Rohstoffpreise stark gestiegen sind. Man blickt daher zuversichtlich auf das laufende Jahr.