Die Berichtssaison zum zweiten Quartal verläuft diesseits und jenseits des Atlantiks rekordverdächtig. Mit ihren Zahlen liegen die Konzerne bislang meist über den Erwartungen. In den USA übertrafen laut Nachrichtendienst Bloomberg bislang 89 Prozent der Unternehmen die Analystenprognosen.

In Deutschland hat Volkswagen am Donnerstag für das erste Halbjahr ein Betriebsergebnis von 11,4 Milliarden Euro vorgelegt, den bisherigen Rekord von knapp zehn Milliarden Euro 2019 damit überholt und die Renditeprognosen für das Gesamtjahr angehoben. Allerdings trübt der Chipmangel den Ausblick der Wolfsburger für das zweite Halbjahr.

Auch Konzerne wie Nestlé, Shell und Airbus lagen über den Prognosen. In den USA hatten am Vortag vor allem Techriesen wie Alphabet und Microsoft mit ihren Zahlen die Wall Street angetrieben. Apple allerdings leidet ebenfalls unter dem Chipmangel, und auch Facebook setzte mitten im Werbeboom und trotz einer Gewinnverdopplung im zweiten Quartal auf zehn Milliarden Dollar ein Warnsignal: Das Wachstum könne sich im zweiten Halbjahr klar abschwächen. Zudem drohen hier wie bei anderen großen US-Techunternehmen wettbewerbsrechtliche Probleme.

Im Herbst wird’s ungemütlich

Insgesamt profitieren die Konzerne aber vom Nach-Corona-Konsumboom und - vor allem in den USA - von den massiven staatlichen Konjunkturprogrammen. Zudem erholt sich die globale Konjunktur weiter von der Corona-Rezession. Das wiederum treibt exportorientierte Branchen wie Maschinen-, Fahrzeug- und Anlagenbau besonders an. Von der hohen Investitionsnachfrage profitieren weltweit zyklische Branchen wie Industrie, Energie, Rohstoffe und Finanzen.

"Das alles ergibt eine gute Basis für den weiteren Jahresverlauf an den globalen Aktienmärkten", erläutert Carsten Mumm, Chefvolkswirt von Donner & Reuschel. "Allerdings befinden sich viele Indizes bereits seit Monaten auf immer neuen Rekordhochs, und viel Positives ist bereits eingepreist - ein Grund, warum die sehr positive Berichtssaison die Aktienkurse nur moderat anschiebt."

Angesichts weiter steigender Kosten und der zunehmenden Diskussionen um eine weniger expansive Geldpolitik und zunehmender geopolitischer Risiken, vor allem im Konflikt USA-China, sei in den kommenden Monaten ein volatilerer Kursverlauf zu erwarten, so Mumm.

Unterdessen hat VW im zweiten Anlauf die Übernahme des Autovermieters Europcar im Volumen von 2,9 Milliarden Euro perfekt gemacht. VW hatte dabei die Offerte von 44 auf 50 Cent je Aktie aufgestockt und damit auch Hedgefonds ins Boot geholt. Laut VW-Chef Herbert Diess soll Europcar eine zentrale Rolle beim Aufbau einer Mobilitätsplattform spielen.