Mit ihren Bilanzen und Zwischenberichten haben die DAX-Konzerne bislang unter dem Strich die Markterwartungen übertroffen und für überwiegend gute Stimmung an der Börse gesorgt. Siemens übertraf mit seinen Umsatz- und Gewinnzahlen die Analystenprognosen deutlich. Der Tech-Konzern konnte trotz der anhaltenden Lieferprobleme punkten, die Aktie setzte sich am Donnerstag mit bis zu plus sieben Prozent an die DAX-Spitze. Gute Zahlen legten am Donnerstag auch die Deutsche Börse vor, die ihren Gewinn um zwölf Prozent auf 1,2 Milliarden Euro steigerte, sowie Linde mit einem Gewinnplus um 50 Prozent auf fünf Milliarden Dollar.
"Die DAX-Konzerne haben mit ihren Gewinnen für das vierte Quartal bis zuletzt positiv überrascht", zog Commerzbank-Chef Jörg Krämer ein erstes Fazit zur Berichtssaison. "Die Unternehmen haben ihre ordentlichen Gewinnmargen verteidigt, obwohl die Kosten für Vorprodukte und Energie massiv gestiegen sind. Die gute Gewinnentwicklung ist ein willkommenes Gegengewicht zu den Inflations- und Zinsängsten. Dennoch dürfte der Markt in den kommenden Monaten nervös bleiben."
Nach der US-Notenbank Fed hatte zuletzt auch die EZB eine Straffung ihrer Geldpolitik angedeutet. Volkswirte rechnen in Europa mit ersten Zinsschritten noch in diesem Jahr. Bei der Fed wird mit zwei bis fünf Schritten in diesem Jahr gerechnet. Damit gehen höhere Anleiherenditen einher, die den Aktienmarkt belasten. Im Gegenzug sorgen steigende Unternehmensgewinne für Auftriebe an den Börsen.
Lieferheld mit Crash
Für einen Schock sorgte hingegen der Essenlieferdienst Delivery Hero. Zwar stieg der Umsatz auf der Konzernplattform über 60 Prozent und übertraf damit die Prognosen. Die Verluste waren jedoch höher als erwartet. Vor allem der Ausblick schockierte Anleger, er sei "eindeutig enttäuschend", urteilte das Analysehaus Bryan Garnier. Die operativen Verluste (Ebitda) dürften im Geschäftsjahr 2022 fast doppelt so hoch ausfallen wie bisher erwartet. Die Aktie verlor zwischenzeitlich rund 29 Prozent und lag am DAX-Ende.
Dagegen legte Siemens unmittelbar vor der Hauptversammlung erneut starke Quartalszahlen vor und steigerte den Nettogewinn um 20 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro. "Wir sind sehr erfolgreich ins neue Geschäftsjahr gestartet", sagte Chef Roland Busch.
An der Börse kam vor allem die steigende Profitabilität des Ex-Industriekonzerns gut an. Die Münchner lieferten von Oktober bis Dezember eine operative Rendite von 15,7 Prozent, mehr als die rund 15 Prozent des abgelaufenen Geschäftsjahrs. Treiber war die größte Sparte Digital Industries (DI) ebenso wie die Medizintechnik-Tochter Healthineers, die in der Vorwoche starke Quartalsergebnisse berichtet hatte und mit knapp 19 Prozent die zweitbeste operative Rendite hinter den rund 22 Prozent der DI ablieferte.
Laut Busch ist auch Siemens trotz guter Geschäftsentwicklung von den weltweiten Lieferengpässen betroffen. Insbesondere bei elektronischen Komponenten. Viele Aufträge könne man nicht rechtzeitig ausliefern. Lieferstau und Vorratsbestellungen bei industriellen Kunden ließen den Auftragsbestand des DAX-Konzerns auf 93 Milliarden Euro gegenüber den 70 Milliarden im Vorjahresuquartals anschwellen. Der Auftragseingang schnellte im ersten Quartal des Geschäftsjahrs zum Ende September über 40 Prozent in die Höhe. Das Plus lag in der Vorzeigesparte DI, die Automatisierungstechnik sowie industrielle Softwarelösungen anbietet, gar bei 67 Prozent.
Finanzchef Ralf Thomas bestätigte die Jahresprognose, wonach der Konzernumsatz um fünf Prozent steigen soll. Der Gewinn pro Aktie, der zwischen 8,70 und 9,10 Euro liegen soll, könne sogar das obere Ende dieser Spanne übersteigen, sagte Thomas. Aktionäre erhalten eine von 3,50 auf 4,00 Euro erhöhte Dividende.