"Auch nach dem Anschlag herrscht eine starke Buchungsnachfrage nach Berlin über Weihnachten und Silvester", sagte der Geschäftsführer des Tourismusportals visitBerlin, Burkhard Kieker, am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters nach einer Umfrage unter zahlreichen Hotels und Herbergen. "Das Vertrauen in Berlin wurde nicht erschüttert. Das sorgt für Erleichterung im Tourismus- und Kulturbereich."

Der Hotelkonzern Accor stellt bislang ebenfalls keine größeren Veränderungen fest. "Es kommen zwar Anfragen für Stornierungen herein", sagte eine Sprecherin. "Bisher sind es aber noch nicht außergewöhnlich viele." Accor betreibt rund 40 Hotels in der Hauptstadt - von Ibis budget bis zum Luxushotel Sofitel.

Auch nach Einschätzung der Deutschen Bahn lassen sich Kunden bislang nicht von Reisen in die Hauptstadt abbringen. "Wir erkennen kein geändertes Buchungsverhalten nach Berlin", sagte eine Sprecherin. "Weder werden Tickets storniert noch umgebucht, auch die Nachfrage geht nicht nach unten." Berlin ist vor allem über Silvester ein beliebtes Reiseziel.

Die Einzelhändler erwarten ebenfalls keine Umsatzeinbrüche. "In bestimmten Lagen ist es am Dienstag in Berlin etwas ruhiger geworden", sagte ein Sprecher des Branchenverbandes HDE. "Es könnte eine kleine Delle bei den Besucherfrequenzen gegeben haben, denn natürlich steht die Stadt unter dem Eindruck der Ereignisse." Die Geschäfte hätten aber normal geöffnet. "Wir gehen weiter von einem robusten Weihnachtsgeschäft aus", sagte der Sprecher.

Der boomende Tourismus hat sich in den vergangenen Jahren zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor in Berlin entwickelt, der für einen jährlichen Umsatz von mehr als zehn Milliarden Euro sorgt. 2015 kamen 12,4 Millionen Gäste in die Hauptstadt. Für knapp die Hälfte der insgesamt gut 30 Millionen Übernachtungen sorgen ausländische Touristen. Besonders bei Briten, Amerikanern und Italienern steht Berlin hoch im Kurs.

Nach dem Lastwagen-Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt läuft die Fahndung nach dem Täter und etwaigen Hintermännern auf Hochtouren. Die Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte das Attentat für sich, bei dem am Montag zwölf Menschen getötet wurden. Nach den Anschlägen von Paris und Nizza waren die Touristenzahlen in Frankreich deutlich nach unten gegangen.

rtr