Geld spielt keine Rolle. So ähnlich war das Motto vor nicht allzu langer Zeit in der Rohstoffbranche. BHP Billiton bot sogar mehr als 100 Milliarden Dollar für den Rivalen Rio Tinto. Der Deal scheiterte. Zum Glück für BHP-Aktionäre, muss man aus heutiger Sicht sagen. Denn der Rohstoffboom, der nach der Jahrtausendwende die Preise nach oben getrieben hatte, hat sich inzwischen abgekühlt. Vor allem die schwankende Nachfrage aus China sorgt für Unsicherheit in der Branche.

In den Chefetagen wird inzwischen hart kalkuliert. Statt immer größer soll plötzlich alles kleiner und fokussierter werden. BHP, der weltgrößte Bergbaukonzern, plant jetzt offenbar einen radikalen Schnitt. Australische Medien berichten, Chef Andrew Mackenzie prüfe eine Aufspaltung des Unternehmens. Randgeschäfte mit einem Wert von rund 20 Milliarden Australischer Dollar - umgerechnet wären das knapp 14 Milliarden Euro - könnten demnach in eine eigene Gesellschaft ausgegliedert werden. Vor allem geht es dabei um das Geschäft mit Aluminium, Nickel und Bauxit. Das Unternehmen habe bereits Investmentbanker beauftragt, verschiedene Szenarien durchzurechnen.

Die Reaktion von BHP auf die Marktspekulationen kann man durchaus als Bestätigung interpretieren: Man habe bereits früher erklärt, dass eine Vereinfachung des Portfolios Priorität habe, erklärte der britisch-australische Konzern in einer Stellungnahme. Der Schwerpunkt liege auf den vier Geschäftsbereichen Eisenerz, Kupfer, Kohle und Erdöl, auf die man sich weiter konzentrieren wolle. Kalisalz könne als fünfter hinzukommen.

Darüber hinaus prüfe man aktiv die nächste Stufe der Vereinfachung des Konzerns. Man werde nur solche Möglichkeiten wählen, die einen Mehrwert für die Aktionäre bringen, beteuert das Management. Über die vergangenen 24 Monate hat BHP laut Daten des Finanzdienstes Bloomberg bereits mehr als fünf Milliarden Dollar über Beteiligungsverkäufe erlöst.

Aus Sicht von Analysten hätte die Konzentration auf die stärksten Sparten Charme. Das Fördervolumen könnte dadurch bis zum Endes des Jahrzehnts um 45 statt um 35 Prozent wachsen, rechnet das "Wall Street Journal" vor. Schon jetzt hängt die Aktie stark an der Entwicklung des Eisenerzpreises. Der Bereich steuerte zuletzt mehr als 50 Prozent des operativen Konzerngewinns bei.

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Ein Ziel, drei Wege

Ein direkter Verkauf von Randgeschäften - beispielsweise an Finanzinvestoren - wäre aus Sicht der BHP-Aktionäre die wohl beste Lösung. Denn damit würde frisches Geld in den Konzern kommen, das zumindest teilweise in Aktienrückkäufe und Dividenden gesteckt werden könnte. Analysten bezweifeln allerdings, dass BHP ür alle Teile einen angemessen Preis durchsetzen kann. Schließlich wollen auch andere Unternehmen der Branche schlanker werden. Womöglich würde BHP auf den weniger attraktiven Teilen sitzen bleiben.

Eine Alternative wäre die Ausgliederung über ein Spin-off. Dabei würden BHP-Aktionäre gratis Aktien der neuen Gesellschaft ins Depot gebucht bekommen. In der Theorie würde sich dadurch die Kennziffern von BHP verbessern und die Aktie damit attraktiver werden. Gleichzeitig könnten die Randgeschäfte unter Führung eines eigenen Managements zielgerichteter auf Rendite getrimmt werden. Anleger aus Deutschland müssten bei einem Spin-off allerdings damit rechnen, dass auf die neu ausgegebenen Aktien wie bei einer Dividende Steuern anfallen.

Denkbar wäre auch ein kompletter Börsengang der Randgeschäfte. Welche Summe BHP dabei erzielen könnte, würde stark von der Börsenstimmung abhängen. Zudem wäre der Zeitpunkt für einen sogenannten IPO ungünstig, da die Preise beispielsweise für Nickel derzeit niedrig sind.

Die Hoffnung auf eine Verschlankung kommt an der Börse jedenfalls gut an. Die Aktie könnte sich nach der Schwäche im März zuletzt spürbar erholen. Generell sind Rohstoffwerte stark von der Konjunktur abhängig und damit anällig für Kursschwächen. Branchenriesen wie BHP aber sollten auch aufgrund ihrer Kostenvorteile langfristig vom steigenden Rohstoffbedarf der Welt pro- itieren. Attraktiv ist die BHP-Aktie schließlich durch eine Dividendenrendite von fast vier Prozent. Zudem sollte die Dividende je Aktie in den kommenden Jahren weiter steigen.

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