Nachdem es in der Vorwoche nur noch eine Frage von wenigen Tagen oder Wochen schien, bis der Bitcoin sein Allzeithoch von 65 000 US-Dollar erreicht hätte, kam es wieder einmal völlig anders. Auch wenn man das beim Bitcoin im Lauf der Jahre schon häufig gesehen hat, überrascht dann doch immer wieder die Heftigkeit. Vergangene Woche verlor der Bitcoin innerhalb weniger Stunden fast 10 000 Dollar an Wert. Ausgerechnet an dem Tag, an dem man den Bitcoin eigentlich in Feierlaune erwartet hätte. Denn am Dienstag vergangene Woche wurde er erstmals in einem Land tatsächlich als gesetzliches Zahlungsmittel eingeführt.
Kritiker werden zwar bemängeln, dass dies mit El Salvador in einem Land mit vergleichsweise geringer wirtschaftlicher Bedeutung geschehen ist. Trotzdem ist dies ein enorm wichtiger Schritt bei der weiteren Adoption des Bitcoin. Denn auch einige andere Länder mit dysfunktionalen Währungssystemen überlegen sich diesen Schritt, um sich aus der Abhängigkeit von Fremdwährungen wie dem Dollar zu lösen. Laut einer Umfrage würden übrigens auch 27 Prozent der US-Bürger eine Bitcoin- Einführung als offizielles Zahlungsmittel begrüßen.
Gehebelte Terminpositionen
Nach dem Anstieg um 80 Prozent seit Mitte Juli war die Stimmung zuletzt vielleicht schon wieder etwas zu bullish. Analysten und Marktbeobachter überboten ein ander mit Kurszielen. Entsprechend gingen die Investoren am Kryptomarkt auch verstärkt Hebelpositionen ein. Wir haben hier an dieser Stelle schon häufiger darauf hingewiesen, dass die Angebote mit irren Hebeln von über 100 bei einem ohnehin schon sehr volatilen Kryptomarkt zu kurzfristigen Marktinstabilitäten führen können.
Die Kryptobörsen und andere Plattformen hatten sich in den vergangenen Jahren schon fast einen Wettlauf um die höchsten Hebelangebote geliefert. Hier hat in jüngerer Vergangenheit zwar teilweise ein Umdenken eingesetzt, trotzdem haben die gehebelten Terminpositionen den Einbruch in der Vorwoche erneut erheblich beschleunigt. Denn bei dem scharfen Rückgang wurden viele Longpositionen liquidiert, das verstärkte den Kursrutsch. Das Ausmaß der Hebelpositionen war zwar nicht so ausgeprägt wie vor dem Kurseinbruch im Frühjahr, dennoch reduzierte sich das Open Interest an den Terminmärkten laut Daten des Analysehauses Glassnode um über vier Milliarden Dollar und damit so sehr wie seit Mai nicht mehr.
So deuten Daten des Analysetools CryptoQuant auf eine Aufstockung der Positionen durch Bitcoin-Wale in der jüngsten Vergangenheit hin. Auch die kurz vor einem Rekordtief stehende Menge der an den Börsen verfügbaren Bitcoins weist auf eine Angebotsverknappung und damit einen baldigen Anstieg hin. Einige Bitcoin-Bullen erwarten, dass es dadurch zu einem Supply Squeeze mit sprunghaft steigenden Preisen kommen könnte.
Die meisten großen Altcoins waren zuletzt überproportional von den Kursrückgängen betroffen. Allerdings gibt es auch einige Ausnahmen. So stieg beispielsweise Solana in der Spitze sogar schon über 200 Dollar.