Die Spekulationen um Bitcoin-ETFs haben den Preis nun in die Nähe der Allzeithöchststände vom April getrieben. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass durch die ETFs neue Nachfrage generiert wird, die auf ein begrenztes Angebot trifft. Die unweigerliche Folge einer solchen Konstellation sind steigende Preise. Der Bitcoin ist so nun zum zweiten Mal Billionär geworden. Nachdem er bereits zum Höchststand im Mai die Billionengrenze bei der Marktkapitalisierung überschritten hatte, schaffte er dies nach dem jüngsten Kursanstieg nun zum zweiten Mal. Die Kapitalisierung des gesamten Kryptomarktes hat die Zwei-Billionen-Marke wieder weit überschritten und liegt nun bei über 2,4 Billionen Dollar.
Der Vizegouverneur der Bank von England, Jon Cunliffe, sieht im enormen Wachstum des Kryptomarktes aber auch eine Gefahr für die Stabilität des Finanzsystems. Immerhin sind die Bewertungen allein in diesem Jahr um über 200 Prozent gestiegen. Vor fünf Jahren wurde der gesamte Kryptomarkt nur mit 16 Milliarden Dollar bewertet - der Wert hat sich seither also verhundertfünfzigfacht.
Cunliffe weist darauf hin, dass die Bewertung im Vergleich zum Wert des gesamten globalen Finanzsystems von rund 250 Billionen Dollar zwar immer noch gering erscheint. Andererseits hatten die Subprime-Papiere als Auslöser der Finanzkrise 2008 auch nur eine vergleichsweise geringe Bewertung von 1,2 Billionen Dollar. Deshalb sieht Cunliffe im Kryptomarkt trotzdem ein großes Potenzial, um eine Krise auslösen zu können.
Dies könnte durch die große Volatilität und die zunehmende Neigung der Marktteilnehmer zu gehebelten Positionen verursacht werden. Zumal der Großteil der Kryptowerte aus seiner Sicht keinen intrinsischen Wert hat. Die Volatilität im Kryptomarkt wird auch in den nächsten Jahren außergewöhnlich groß bleiben, wenngleich sie tendenziell mit zunehmendem Reifegrad abnehmen dürfte. Außerdem sollte man nicht vergessen, dass auch die traditionellen Finanzmärkte auf Schocks extrem reagieren können.
So hat im Corona-Crash im vergangenen Jahr der Aktienmarkt 40 Prozent abgegeben, während beim Bitcoin das Minus im Tief kurz 60 Prozent betrug. Auch nach Ende der derzeitigen Bitcoin-Hausse wird es wieder zu sehr deutlichen Korrekturen kommen, wie dies bei den vorherigen Zyklen auch zu beobachten war. Von welchem Niveau aus diese Korrekturen starten, kann nicht seriös vorhergesagt werden. Wir vertreten schon seit vergangenem Jahr die Meinung, dass dies erst nach Überschreiten von 100 000 Dollar der Fall sein dürfte. Einige Analysten sehen den derzeit laufenden Zyklus aber auch bei dieser Marke noch lange nicht zu Ende und prognostizieren Kursniveaus von bis zu 250 000 Dollar.
Steuerfreie Positionen sollte man deswegen bis zum oder über den Jahreswechsel hinaus ausreizen. Sollte der Bitcoin zum Jahresende auf die 100 000 Dollar zulaufen, könnte man aus steuerstrategischen Gründen auch andere Alternativen ins Auge fassen wie Shortverkäufe an Terminbörsen oder über Shortzertifikate. Die Sinnhaftigkeit hängt aber von der individuellen steuerlichen Situation jedes einzelnen Anlegers ab.