"Schnäppchenjäger hatten sich Einkaufslisten geschrieben und greifen nun zu", sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. Kursverluste bei Bayer und Fresenius Medical Care (FMC) bremsten den Dax am Dienstag allerdings aus. Er schloss 0,2 Prozent im Plus bei 13.292,40 Punkten. Der EuroStoxx50 legte 0,7 Prozent auf 3492,67 Zähler zu und der US-Standardwerteindex Dow Jones rückte knapp zwei Prozent vor.

Die aktuelle Erholung sei nur eine Pause im übergeordneten Abwärtstrend, warnte Timothy Graf, Chef-Anlagestratege des Vermögensberaters State Street. Schließlich drohe eine Stagflation - eine stagnierende Wirtschaft bei gleichzeitig steigender Inflation. Dieses Szenario spiegele sich weder in den Aktienkursen noch in den Erwartungen für die Firmenbilanzen angemessen wider.

Am Anleihemarkt hielt der Verkaufsdruck dagegen an. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen Bundestitel auf 1,757 Prozent und damit in Reichweite ihres jüngsten Achteinhalb-Jahres-Hochs. "Die Zentralbanken haben realisiert, dass die Inflation ihren Höhepunkt noch nicht überschritten hat", sagte Portfoliomanager Mohammed Kazmi von der Privatbank UBP. Daher müsse mit aggressiveren Zinserhöhungen gerechnet werden. Vor diesem Hintergrund stieg der Euro um 0,4 Prozent auf 1,0550 Dollar.

BITCOIN WIEDER ÜBER 21.000 DOLLAR - ÖLPREIS ZIEHT AN


Parallel zum Aktienmarkt ging es auch mit den Kryptowährungen wieder aufwärts. Bitcoin verteuerte sich um 4,5 Prozent auf 21.350 Dollar. Rückenwind erhalte der Markt offenbar vom Kurssprung der kriselnden Kryptobank Celsius, sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. "Anleger hoffen verzweifelt, dass sich das Unternehmen wieder berappelt." Das Ausmaß der Celsius-Rally deute auf einen "Short Squeeze" hin. Dabei lösen Investoren in großem Stil Wetten auf fallende Kurse auf. Digitale Celsius-Anteilsscheine("Token") stiegen binnen zwei Tagen zeitweise um fast 160 Prozent.

Aufwärts ging es auch für den Ölpreis. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 0,6 Prozent auf 114,87 Dollar je Barrel (159 Liter). Mit der Lockerung der Pandemie-Restriktionen in China, der Sommerreise-Saison auf der Nordhalbkugel und steigenden Temperaturen im Nahen Osten sei eine steigende Energienachfrage zu erwarten, sagte Analyst Giovanni Staunovo von der Bank UBS. "Da das Angebot der Nachfrage hinterherhinkt, rechnen wir mit weiter steigenden Preisen."

BAYER UND DIALYSE-ANBIETER AUF TALFAHRT


Bei den deutschen Aktienwerten rückte Bayer ins Rampenlicht, nachdem das Oberste Gericht der USA im Streit um den Unkrautvernichter Glyphosat den Berufungsantrag des Pharma- und Agrarchemiekonzerns abgelehnt hatte. Bayer-Titel gaben daraufhin gut zwei Prozent nach.

Ein Urteil desselben Gerichts löste an der Wall Street einen Ausverkauf bei DaVita aus. Den Titeln des Dialyse-Anbieters drohte mit einem Minus von zeitweise knapp zwölf Prozent der größte Tagesverlust seit mehr als 21 Jahren. Das Unternehmen scheiterte mit einer Klage, um eine höhere Vergütung von Behandlungen durch eine private Krankenversicherung durchzusetzen. Im Sog von DaVita fielen die Papiere des deutschen Rivalen FMC um neun Prozent und verbuchten ihr größtes Tagesminus seit eineinhalb Jahren. Die FMC-Mutter Fresenius büßte fast fünf Prozent ein.

rtr