Weltweit verspricht 2021 ein überaus erfolgreiches Jahr für Börsengänge zu werden: 2247 Firmen gingen laut Nachrichtenagentur Bloomberg bisher an die Börse. Beim Initial Public Offering (IPO), wie der Börsengang im Fachjargon heißt, sammelten sie insgesamt 467 Milliarden US-Dollar ein. Im gesamten Vorjahr waren es nur 1802 Firmen mit einem Emissionsvolumen von 359 Milliarden Dollar. Größter Börsengang des Jahres war China Telekom mit mehr als 7,2 Milliarden Dollar.
"Das Jahr 2021 wird ein Rekordjahrgang im IPO-Geschäft in allen Regionen", sagte EY-Experte Martin Steinbach. "Mit dem Abschluss des dritten Quartals blicken wir auf eine der aktivsten IPO-Perioden der letzten zehn Jahre zurück."
Er rechnet bis Jahresende mit weiteren Börsengängen: "Wir erwarten einen Jahresendspurt auf Basis eines positiven Sentiments und aufgrund derzeit hoher Bewertungen. Im dritten Quartal war das Volatilitätsniveau relativ niedrig, zudem ist nach wie vor viel Liquidität im Markt, und der Anlagedruck ist im Niedrigzinsumfeld hoch. Hinzu kommt ein positiver Aus- blick für viele Branchen."
Trend zu Tech-IPOs hält an
Im ersten Halbjahr dieses Jahres gingen vor allem Tech-Firmen an die Börse, dieser Trend setzt sich fort: "Technologie-IPOs stehen weiter auf dem vordersten Rang bei Investoren", sagt Steinbach. Sie repräsentierten 26 Prozent aller IPOs, gefolgt von Healthcare mit einem Marktanteil von derzeit 17 Prozent. "Diese Unternehmen profitieren weiter vom Digitalisierungstrend, der durch die Pandemie verstärkt wird, und genießen weiter die Aufmerksamkeit von Investoren, die auf Wachstum setzen."
Auch hierzulande verspricht 2021 ein erfolgreiches IPO-Jahr zu werden. 18 Neuzugänge mit einem Platzierungsvolumen von 9,8 Milliarden Euro zählte die Deutsche Börse bis dato. Im gesamten Vorjahr waren es zwölf IPOs mit einem Platzierungsvolumen von 1,2 Milliarden Euro. Höher als in diesem Jahr sei der Emissionserlös zuletzt nur im Jahr 2000 gewesen, teilte eine Sprecherin mit.
Babbel-Premiere abgesagt
Vantage Towers, die Funkturm-Tochter von Vodafone, war mit mehr als zwei Milliarden Euro der größte Börsengang hierzulande, gefolgt von Auto1 mit 1,8 Milliarden Euro. Beide Firmen sind mittlerweile im MDAX notiert; die Börsenneu-linge Suse, Synlab und Aboutyou im SDAX. Mit der Spezial-Logistikfirma Trans-o-flex steht bereits der nächste Kandidat in den Startlöchern. Kalte Füße bekam der Sprachlern-Anbieter Babbel: Er legte sein für diesen Freitag geplantes IPO überraschend auf Eis. Grund sei das "derzeit ungünstige Marktumfeld". Mittelfristig werde aber eine Notierung an der Frankfurter Börse angestrebt. Auch der Internet-Autohändler MeinAuto hatte sein IPO im Mai mit ähnlichem Hinweis in letzter Minute abgesagt.