Derzeit spricht wenig für Anleihen, weil die Renditen schon lange auf mickrigen Niveaus notieren. Zwar mögen Anleger hoffen, dass die Renditen in zwei bis drei Jahren wieder höher stehen. Doch solange die Zinsen steigen, fallen bei Anleihen Kursverluste an.
Dennoch halten die meisten Anleger Anleihen in ihren Portfolios, weil sie nicht zu 100 Prozent in Aktien investieren wollen oder können. Doch welche Bereiche des Bondmarkts bieten derzeit ein vergleichsweise gutes Rendite-Risiko-Profil? Owen Murfin, Institutional Portfolio Manager für globale Anleihen bei MFS in London, verweist hier zum Beispiel auf kurz laufende US-Staatsanleihen. Zweijährige US-Treasuries bringen mittlerweile wieder eine Rendite von rund 2,5 Prozent und weisen zudem geringe Kursrisiken auf.
Damit seien diese Titel inzwischen wieder attraktiv für Anleger, die zuletzt in risikoreichere Anlagen wie Emerging-Markets- oder High- Yield-Bonds investiert hätten, betont Murfin. Der MFS-Fondsmanager rät auch Anle- gern aus der Eurozone, einen Blick auf kurz laufende US-Staatsanleihen zu werfen.
Selbst wenn man die Hedging-Kosten vom US-Dollar in den Euro berücksichtige, könne dies für sie attraktiv sein. Zumindest attraktiver als der Kauf von Euro-Kurzläu- fern, die sich negativ verzinsen würden.
Auch Emerging-Markets-Bonds hält Murfin wieder für interessant, nachdem sie in jüngerer Zeit Kursverluste verzeichnen mussten. So würden Hard-Currency-Bonds in US-Dollar wieder höhere Spreads bieten als US-High-Yields. Local-Currency-Bonds in Peso, Real oder Rubel wiederum könnten auf lange Sicht gegenüber dem US-Dollar aufwerten.
"Anleger müssen hier aber geduldig sein", sagt Murfin. Wenn sie dort investierten, dann "für mindestens fünf Jahre, besser noch für zehn Jahre". Denn auf lange Sicht seien diese Anlageklassen sehr attraktiv, weil Anleger dort Jahr für Jahr vergleichsweise hohe Zinskupons einstreichen oder reinvestieren können.
Derzeit hat MFS seine Bondportfolios vorsichtig aufgestellt. "Es macht jetzt Sinn, die Risiken zu reduzieren, um etwaige Opportunitäten nutzen zu können", erklärt Murfin.
Denn die Verkürzung der Zentralbankbilanzen würde die Bondmärkte wieder anfälliger für Schwankungen machen, glaubt man bei MFS. "Diese Situation bietet aber gute Chancen für aktive Manager", sagt Murfin. Auf Benchmarks beziehungsweise ETFs zu setzen, dürfte sich dagegen nicht auszahlen, weil diese zu viele potenzielle Verlierer enthielten", so sein Credo.
Auch für die nächsten Jahrzehnte ist Murfin nicht bange um die Bondmärkte. Denn aufgrund des demografischen Wandels und des sinkenden Anstiegs der Produktivität würden die Volkswirtschaften künftig nicht mehr so stark wachsen. Zugleich würden die Menschen, etwa in Asien, künftig mehr sparen, was die Nachfrage für Anleihen hochhalten werde.